Magnus Carlsen spielt in eigener Liga
29. April 2019Zufrieden, aber keineswegs überschwänglich kommentierte der Weltmeister im Anschluss an seinen Sieg gegen den französischen Spitzenspieler Maxime Vachier-Lagrave seine Turnierleistung "Die letzten vier Runden waren großartig", sagte Carlsen. Dabei war der Norweger mit starken 7,5 Punkten aus neun Partien der Konkurrenz einmal mehr deutlich enteilt. Wie schon drei Wochen zuvor im azerbaijanischen Shamkir hatten die besten Spieler der Welt bei den "Grenke Chess Classic" in Karlsruhe und Baden-Baden keine Chance gegen den Champion.
Carlsen ist jetzt seit 59 Partien ungeschlagen und führt die Weltrangliste wieder mit über 50 Punkten Vorsprung an. Der US-Amerikaner Fabiano Caruana, der vor einem halben Jahr nur ganz knapp im WM-Finale gegen Carlsen unterlegen war, landete in Karlsruhe und Baden-Baden auf dem zweiten Platz.
Carlsen in der Form seines Lebens
Die aktuelle Siegesserie des 28-jährigen Denksport-Superstars hat viele in der Schach-Szene überrascht. Denn bei der WM in London im vergangenen November war der Norweger noch ganz anders aufgetreten: Fast lustlos absolvierte er das Duell gegen Caruana und siegte erst im Schnellschach-Stichkampf. Doch seitdem präsentiert sich der Norweger wie ausgewechselt.
Dabei profitiert Carlsen sicherlich noch von der Vorbereitung für den WM-Kampf. Denn die Eröffnungsideen, die seine Helfer speziell für die WM ausgetüftelt haben, kommen jetzt nach und nach zum Einsatz. "Das hilft mir natürlich", bestätigte der Champion nach seinem Triumph in Baden-Baden.
Doch während Carlsen bei der WM nur mit den schwarzen Steinen gut spielte, dominiert er nun auch wieder mit Weiß. Seine Gegner finden gegen das Druckspiel des Weltmeisters aktuell kein Rezept. Maxime Vachier-Lagrave versuchte es in der Schlussrunde mit einem aggressiven Bauernopfer, von dem sich Carlsen aber nicht beeindrucken ließ.
Vincent Keymer kämpft sich durch das Turnier
Fast die größten Probleme hatte Magnus Carlsen bei diesem Turnier ausgerechnet gegen die große deutsche Nachwuchshoffnung Vincent Keymer. Gleich in der Auftakt-Partie konnte der 14-Jährige den Norweger in Bedrängnis bringen, wurde dann aber doch in mehr als sechs Stunden niedergerungen.
Für den Schüler aus Saulheim bei Mainz war das stark besetzte Turnier die erwartet schwere Prüfung. In den ersten Runden erlitt er vier Niederlagen in Folge. Erst in der zweiten Hälfte lief es dann besser für ihn: Nach einem Sieg gegen den routinierten deutschen Nationalspieler Georg Meier erkämpfte sich Keymer noch zwei weitere Unentschieden. Leider ging ihm in der Schlussrunde gegen die spanische Nummer eins Francisco Vallejo Pons etwas die Luft aus – nach starkem Beginn wurde er doch noch von dem Spanier überspielt.
Mit zwei Punkten aus neun Runden hat Keymer aber bewiesen, dass er das Potenzial hat, in wenigen Jahren den Sprung in die Weltspitze zu schaffen.