Knappe Niederlage gegen Weltmeister Carlsen
21. April 2019Fast sieben Stunden lang rangen der 14-jährige Vincent Keymer und Weltmeister Magnus Carlsen miteinander. Am Ende setzte sich schließlich der Champion gegen den Schüler aus Saulheim bei Mainz durch. Doch Keymer hat in der Partie eindrucksvoll bewiesen, dass er zu Recht als eines der größten Talente im Schachsport gilt. Denn in der Partie war es ihm zeitweise sogar gelungen, eine vorteilhafte Stellung gegen den zuletzt wieder formstarken Superstar aus Norwegen herauszuspielen.
Carlsen setzt auf Risiko
Die Auslosung wollte es, dass Vincent Keymer gleich zum Auftakt der "Grenke Chess Classic" gegen Magnus Carlsen antreten musste - der denkbar schwerste Einstieg in das Turnier für den Schüler, der aber immerhin mit den weißen Steinen starten konnte. Doch der Weltmeister wartete schon in den ersten Zügen mit einer Überraschung für seinen jungen Gegner auf: Carlsen wählte eine risikoreiche Variante, die schnell zu einer komplizierten und spannungsreichen Stellung führte. Die Absicht des Weltmeisters: Fehler zu provozieren. Keymer ließ sich jedoch zunächst nicht aus der Ruhe bringen, verstärkte seine Stellung Schritt für Schritt und rückte schließlich mit seinem Bauer bedrohlich gegen den schwarzen König vor. Hochspannung in der Schwarzwald-Halle in Karlsruhe: Kann Keymer Carlsen tatsächlich in Schwierigkeiten bringen?
Doch es kam anders. Mit beginnender Zeitknappheit glich der Weltmeister aus und konnte schließlich einen Bauern gewinnen. Der 14-Jährige hielt jedoch noch einmal dagegen und erreichte sogar eine komplizierte Stellung, die zumindest von den Computern als remisverdächtig eingeschätzt wurde. "Jetzt bräuchte Vincent noch eine Stunde Zeit, um die richtigen Züge zu finden", lautete die Einschätzung seines Trainer Peter Leko in der Live-Übertragung der Partie im Internet. Doch sein Schützling hatte zu diesem Zeitpunkt wieder nur wenige Minuten auf der Uhr. Dem deutschen Nachwuchstalent fehlte einfach die Zeit, um die rettenden Züge noch zu entdecken. Nach dem 81. Zug reichte Keymer dem Weltmeister die Hand und quittierte damit die Niederlage. Carlsen führt damit nach der ersten Runde die Turnier-Tabelle an, da alle anderen Partien in Karlsruhe mit Unentschieden endeten.
Keymer kann mithalten – aber auch durchhalten?
Vincent Keymer und sein Team hatten sich erst vor einigen Wochen entschieden, das Risiko einzugehen und gegen die besten Spieler der Welt beim "Grenke Chess Classic" in Karlsruhe und Baden-Baden anzutreten. Nach der Partie gegen den Weltmeister steht fest: Keymer kann schon mithalten. Ob der 14-Jährige dieses Niveau aber halten und den erfahrenen Top-Spielern den ein oder anderen Punkt abringen kann, zeigt sich in den nächsten acht Runden. Das mit Abstand stärkste Turnier in diesem Jahr in Deutschland läuft noch bis zum 29. April. Die erste Hälfte wird in Karlsruhe gespielt, danach ziehen die Schachprofis nach Baden-Baden um. Vincent Keymers Osterausflug in die Weltspitze des Schachsports hat gerade erst begonnen.