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Übergrife serbischer Hooligans bei Handball-EM

27. Januar 2012

Die sonst gut organisierte Handball-EM in Serbien wurde von Übergriffen serbischer Nationalisten auf kroatische Fans überschattet. Für Belgrad sind die Attacken ein schwerer Imageschaden.

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Serbische Hooligans bei Krawallen während EM-Qualifikationsspiel in Italien 2010 (Quelle: AP Photo/Antonio Calanni)
Bild: AP

Die sonst gut organisierte Handball-Europameisterschaft in Serbien ist in den Schatten nationalistischer Ausschreitungen geraten. Am Dienstag (24.1.) hatten rund 50 serbische Hooligans eine Autokolonne kroatischer Fans, die sich nach dem Sieg ihrer Nationalmannschaft gegen Frankreich auf den Weg nach Hause machten, bei Novi Sad gestoppt. Sie griffen die Fans mit Steinen, Ziegeln und Betonplatten an und demolierten 35 Autos. Es gab drei Verletzte. Obwohl die serbische Polizei schnell reagierte und 13 Randalier festnahm, sind einen Tag später weitere vier Autos mit kroatischen Kennzeichen in Brand gesetzt worden.

Randale verhindern

Die serbische Polizei entschuldigte sich für die schwere Gewalt und versprach, die Sicherheit aller Fans zu gewährleisten. Einzelne serbische Medien mutmaßten über den Grund der Gewaltausbrüche: Zum einen wegen beleidigender Zurufe kroatischer Fans während des Spiels und zum anderen wegen eines angeblichen Angriffs auf das EM-Maskottchen, eine Puppe, in der ein 15-jähriger Junge steckte.

Kroatische Fans beim Handball-EM in Serbien (REUTERS/Laszlo Balogh (SERBIA - Tags: SPORT HANDBALL)
Kroatische Fans bei der Handball-EMBild: Reuters

Der serbische Innenminister Ivica Dacic versuchte die Lage zu beruhigen, allerdings nicht ohne einen Seitenhieb auf die kroatischen Fans: "Die Angriffe auf kroatische Fans schaden der serbischen Reputation. Wir sollten uns besser benehmen als die Kroaten, wenn wir bei denen zu Gast sind."

Dass die Gewalt dem Image Serbiens schadet, glaubt auch Sonja Licht, Vorsitzende des Think Thanks "Belgrade Fund for Political Excellence". "Diese Botschaft ist natürlich schlecht. Solche Ausschreitungen passieren leider überall – nicht nur in Serbien, und nicht nur auf dem Balkan, sondern europaweit", sagte Licht im Gespräch mit DW-WORLD.DE. Die Reaktion der Ordnungskräfte sei positiv, sie hätten prompt und entschlossen reagiert: "Negativ ist es aber, dass es keine Prävention gab. Die Behörden sollten sich schon im Voraus erkundigen, was die Hooligans planen."

Hooligans als nationalistische Waffe

Die Handball-EM in Serbien ist eine weitere Bühne für serbische Nationalisten geworden, sagt Sonja Licht. Aber auch kroatische Fans würden solche Veranstaltungen nutzen, um mit nationalistischen Liedern zu provozieren. "Das schlimmste ist, dass all diese Rowdys im Namen des Volkes und des Nationalstolzes antreten. In der Tat machen die aber genau das Gegenteil – sie beleidigen ihr eigenes Volk.“ Die Expertin erinnert sich an die Zeit vor dem Jugoslawienkrieg: Damals seien auch Hooligans in Zagreb und Belgrad für politische Zwecke ausgenutzt worden. "Deswegen muss die Gesellschaft alles tun, um extremen Nationalismus zu verhindern“, sagte Licht. 

Ivan Bogdanov, Anführer serbischer Hooligans nach Ausschreitungen in Italien 2010 festgenommen (PA/LUCA ZENNARO +++(c) dpa - Bildfunk+++)
Festgenommener serbischer Hooligan nach Ausschreitungen in Italien 2010Bild: picture-alliance/dpa

Seit dem Sturz von Slobodan Milosevic im Jahr 2000 hat das Land eine Reihe großer Sportevents wie die Europameisterschaften im Handball, Wasserball, Basketball und Volleyball sowie die Universiade ausgerichtet. Dass Serbien seine Türen für viele Sportveranstaltungen öffnete, reiche aber nicht aus, um sein Image zu verbessern, meint Sonja Licht.

Autor: Nemanja Rujević
Redaktion: Blagorodna Grigorova