Wehrlein bereit für Rosberg-Nachfolge
5. Dezember 2016Den meisten Experten gilt er als eines der größten Talente im Formel-1-Zirkus. Dass er auch mit unterlegener Technik erfolgreichen fahren kann, hat er mit seinem Punktgewinn im chancenlosen Manor als Zehnter des Österreich-Grand-Prix bewiesen. Nun sieht sich Formel-1-Neuling Pascal Wehrlein bereit für größere Aufgaben: Er könnte sich vorstellen, die Nachfolge von Weltmeister Nico Rosberg bei Mercedes anzutreten. Denn nach dem überraschenden Rücktritt Rosbergs suchen die Silberpfeile einen neuen Teamkollegen für Lewis Hamilton. "Eine Saison in der Formel 1 ist nicht viel, aber ich fühle mich bereit für den Job und selbstbewusst", sagte Wehrlein dem Fachmagazin "Autosport" in London und reichte damit informell seine Bewerbung ein. Der 22-Jährige verwies zudem auf seine Einheiten im Silberpfeil bei Reifentests für die kommende Saison.
Der Deutsche will sich aber erst mal in Geduld üben. "Das Team weiß, dass ich liebend gerne für sie fahren würde, die Tests waren großartig", sagte Wehrlein. "Ich will sie aber auch nicht jeden Tag anrufen und fragen, was jetzt passiert. Ich will nicht nerven." Er stehe bereit, wenn der Rennstall meine, er sei die "richtige Person".
Die Verbindung zum Team ist eng: Wehrlein stammt aus dem Mercedes-Nachwuchsprogramm, gewann 2015 in einem Mercedes die Deutsche Tourenwagen-Meisterschaft (DTM). 2016 absolvierte er seine Formel-1-Debütsaison bei Manor. Das Cockpit bei den Briten bekam Wehrlein Gerüchten zufolge auch auf Mercedes-Ticket. Der Stuttgarter Automobilkonzern ist der Motorenlieferant Manors.
Jede Menge Kandidaten
Eine Favoritenstellung im Kampf um die Rosberg-Nachfolge hat Wehrlein aber nicht, zumal die Mercedes-Führung die Paarung aus zwei erfahrenen Piloten wie Rosberg und Hamilton als befruchtend und leistungssteigernd wahrgenommen hat. Fraglich, ob man einem Youngster wie Wehrlein zutrauen würde, der klaren Nummer eins Hamilton genügend Druck zu machen.
Daher werden neben Wehrlein viele Fahrer gehandelt, unter anderem der zweite Manor-Pilot Esteban Ocon und McLaren-Fahrer Fernando Alonso. McLaren schloss einen vorzeitigen Abschied Alonsos aber bereits aus. "Wir haben einen Vertrag mit Fernando, und er ist sehr glücklich", sagte der neue McLaren-Chef Zak Brown im Sender Sky Sports. "Natürlich möchte er Rennen gewinnen, genauso wie wir auch, aber ich bin über dieses Szenario nicht besorgt."
Ex-Weltmeister Alonso hat zwei frustrierende Aufbaujahre bei McLaren hinter sich, besitzt aber noch einen Vertrag bis Ende 2017. Dem Vernehmen nach sind darin keine Ausstiegsklauseln enthalten. Der zweimalige Weltmeister hatte sich 2007 bei McLaren einen giftigen Zweikampf mit seinem damaligen Teamkollegen Hamilton geliefert.
Vettel winkt ab
Der viermalige Weltmeister Sebastian Vettel hatte angesichts der Spekulationen über den künftigen Rosberg-Nachfolger auf seinen gültigen Vertrag bei Ferrari verwiesen. "Ich denke, es ist kein großes Geheimnis. Kimi (Räikkönen) und ich haben beide einen Vertrag für das nächste Jahr, deshalb sollte es klar sein", wurde der viermalige Weltmeister am Sonntag bei einer Veranstaltung der Scuderia in den USA von internationalen Medien zitiert.
Auch bei Nico Hülkenberg, der kürzlich einen Vertrag bei Renault unterzeichnet hatte, soll Mercedes angefragt haben, doch auch bei ihm hat der Arbeitgeber sein Veto eingelegt.
asz/sn (dpa, sid)