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Rosberg tritt zurück

2. Dezember 2016

Abtritt auf dem Gipfel: Der frisch gekürte Formel-1-Weltmeister beendet seine Karriere mit sofortiger Wirkung. Nur fünf Tage nach dem Titel fühlt sich Rosberg bereit für neue Aufgaben.

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Nico Rosberg Formel 1 i Sao Paulo
Früh ein Star und vielleicht deshalb bereits mit 31 müde vom Formel-1-Zirkus: Nico Rosberg.Bild: picture-alliance/AP Photo/A. Penner

Es ist ein Entschluss, den wohl kaum jemand hat kommen sehen: Nico Rosberg beendet seine Karriere kurz nach dem WM-Triumph von Abu Dhabi und schockt damit die Formel-1-Welt. Der 31-Jährige verkündete seinen Entschluss am Freitag via Social Media kurz vor der Saisonabschluss-Gala des Weltverbands FIA in Wien. "Ich habe den Berg erklommen, ich bin an der Spitze angekommen und es fühlt sich richtig an", erklärte der gebürtige Wiesbadener. Rosberg hatte am vergangenen Sonntag in Abu Dhabi nach der bislang längsten Saison der Formel-1-Geschichte als dritter Deutscher nach Michael Schumacher und Sebastian Vettel in der Fahrer-WM triumphiert.

In einem packenden Finale genügte ihm ein zweiter Platz hinter seinem britischen Dauerrivalen Lewis Hamilton, der in den beiden Vorjahren den Titel gewonnen hatte. "Ich kann euch sagen, diese Saison war verdammt hart. Nach den großen Enttäuschungen der letzten zwei Jahre habe ich wie verrückt alles gegeben, habe jeden Stein umgedreht und nichts unversucht gelassen; diese Enttäuschungen waren der Antrieb auf ein neues Level. Ein Level, dass ich bisher noch nicht erreicht hatte", schreibt Rosberg in einem Post auf Facebook und Twitter. Er spüre eine große Erleichterung, nun den Entschluss zum Karriereende gefasst zu haben, so Rosberg.

"Ich werde den Moment noch voll genießen"

"Am Montagabend habe ich mich dann endgültig zu diesem Schritt entschieden", sagte Rosberg, der seinen Entschluss auch mit der Rücksicht auf die Belange seiner Familie begründete. "Wir haben auf viele Dinge verzichtet für das eine große Ziel, alles wurde ihm untergeordnet. Ich kann meiner Frau Vivian nicht genug dafür danken. Sie war unglaublich. Sie hat verstanden, dass dieses Jahr unsere große Chance war, endlich zuzuschlagen." Und diese Chance nutzte Rosberg, der trotz der harten, teaminternen Konkurrenz durch Titelverteidiger Lewis Hamilton zum WM-Gewinn fuhr.

Der Sohn des früheren Weltmeisters Keke Rosberg hatte seine Karriere in der Formel 1 im Jahr 2006 begonnen. Nach vier Jahren beim Mittelklasse-Team Williams wechselte er zum Werksteam von Mercedes und fuhr dort zunächst an der Seite von Rekordchampion Schumacher. 2012 gewann er in China seinen ersten Grand Prix. Mit Hamilton duellierte er sich dann von 2014 an dreimal nacheinander um die WM. Zweimal musste Rosberg bittere Niederlagen gegen seinen Silberpfeil-Kollegen einstecken, ehe er in diesem Jahr die Oberhand behielt.

"Jetzt bin ich im Hier und Jetzt, werde den Moment noch voll genießen. In den nächsten Wochen werde ich bestimmt noch mehr verstehen, was und wie dieses Jahr alles passiert ist", sagte Rosberg. Am Freitag sollte er bei der FIA-Gala in Wien die WM-Trophäe entgegen nehmen. Für Samstag war ein Besuch bei der Daimler-Spitze in Stuttgart geplant. "Danach werde ich das nächste Kapitel in meinem Leben aufschlagen. Ich bin gespannt, was es bereit hält für mich", sagte Rosberg.

Wolff und Lauda überrascht

Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff zeigte in einer ersten Reaktion Verständnis für den überraschenden Rücktritt Nico Rosberg. "Es ist eine mutige Entscheidung von Nico und ein Beweis für die Stärke seines Charakters", wird der Österreicher auf der Team-Website zitiert. "Er hat sich ausgesucht, auf dem Höhepunkt seiner Karriere aufzuhören. Als Weltmeister, als einer, der seinen Kindheitstraum erfüllt hat", so Wolff: "Die Klarheit, mit der er dieses Urteil gefällt hat, hat mich dazu bewegt, seine Entscheidung sofort voll zu akzeptieren, nachdem er mich informiert hatte."

"Toto Wolff und ich wissen das bereits seit zwei Tagen, aber wir waren genauso überrascht wie viele andere Leute", sagte Ex-Weltmeister Niki Lauda, der beim Team Mercedes Aufsichtsratsvorsitzender ist, im Telefoninterview mit Sky Sport News. "Ich habe damit überhaupt nicht gerechnet ganz im Gegenteil. Als ich Weltmeister geworden bin, war ich in der nächsten Saison immer ganz besonders motiviert, den Titel zu verteidigen."

Nachfolgersuche ohne Eile

Formel 1 Australien Melbourne Lewis Hamilton
Niki Lauda (r.) und Toto Wolff müssen einen neuen Teamkollegen für Lewis Hamilton (l.) findenBild: William West/AFP/Getty Images

Lauda und Wolff wollen sich mit der Suche nach einem Nachfolger für Rosberg Zeit lassen. "Toto und ich gehen in den nächsten Tagen in Klausur und denken alles durch. Die Lücke von Nico zu schließen ist unmöglich. Da müssen wir jetzt eine Lösung finden", so Lauda. "Wir müssen genau überlegen, wer in dieses Top-Auto passt und müssen auf jeden Fall vor Weihnachten entscheiden."

Einen Plan B gibt es bei Mercedes aufgrund des völlig unerwarteten Schritts von Rosberg logischerweise nicht. "Für das Team ist es eine aufregende Situation. Wir stehen vor der Herausforderung, dass vor uns nun die neuen technischen Regularien liegen und wir vor der Saison ein freies Mercedes-Cockpit haben", erklärte Wolff: "Wir werden uns jetzt die notwendige Zeit nehmen und alle Varianten prüfen, um dann den richtigen Weg für die Zukunft einzuschlagen."

jw/asz (mit sid, dpa)