1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Vizepräsident als Attentäter?

24. Oktober 2015

Ahmed Adheeb, Vizepräsident der Malediven, ist in Zusammenhang mit einem Anschlag auf den Präsidenten inhaftiert worden. Noch am Donnerstag hatte Adheeb gegenüber der DW das Justizsystem des Inselstaates verteidigt.

https://p.dw.com/p/1GtZb
Der Vizepräsident der Malediven, Ahmed Adheeb (Foto: Getty)
Der Vizepräsident der Malediven, Ahmed Adheeb, in besseren ZeitenBild: Getty Images/AFP/S. Kodikara

"Vorwurf: Hochverrat" – so kurz und bündig begründete Umar Naseer, Innenminister der Malediven, eine Botschaft auf dem Kurznachrichtendienst Twitter: Vizepräsident Ahmed Adheeb sei festgenommen und auf der Gefängnisinsel Dhoonidhoo inhaftiert worden.

Adheeb wird eine Verwicklung in einen Anschlagsversuch auf Präsident Abdulla Yameen vorgeworfen, teilte ein Polizeisprecher mit. Er sei nach seiner Rückkehr von einem offiziellen Besuch in China am Flughafen festgenommen worden. Weitere Details wurden zunächst nicht bekannt.

Präsident Abdulla Yameen Abdul Gayoom (M.) bei seiner Ankunft auf dem Flughafen (Foto: Getty)
Präsident Abdulla Yameen Abdul Gayoom (M.) bei seiner Ankunft auf dem FlughafenBild: picture-alliance/dpa

Eine Explosion auf dem Schnellboot des Präsidenten hatte am 28. September dessen Frau sowie zwei weitere Menschen an Bord verletzt. Präsident Yameen selbst blieb unverletzt. Das Boot war auf dem Weg von der Flughafeninsel zur Hauptstadtinsel gewesen. Yameen war von einer Pilgerreise nach Mekka zurückgekommen und sollte am Landungssteg in Malé zur Presse sprechen. Kurz bevor das Boot am Pier anlegte, hörten die Reporter eine laute Detonation gehört und sahen Glas zerspringen und eine Tür sei aus den Angeln fliegen. Die Präsidentengattin Fathimath Ibrahim erlitt Rückenverletzungen.

Vorwürfe bestritten

Zwei Offiziere der Armee wurden im Zusammenhang mit dem Vorfall festgenommen. Vizepräsident Adheeb wies Anfang Oktober Berichte zurück, er sei für die Anschlagspläne verantwortlich. Yameen hatte seinen 33 Jahre alten Stellvertreter vor drei Monaten ernannt, nachdem sein ursprünglicher Vize des Amtes enthoben worden war – ebenfalls wegen Vorwürfen des Hochverrats.

Eine verletzte Frau wird nach dem Anschlag von dem Präsidenten-Schnellboot getragen (Foto: Reuters)
Eine verletzte Frau wird nach dem Anschlag von dem Präsidenten-Schnellboot getragenBild: Reuters/W. Mohamed

Präsident Yameen ist seit 2013 im Amt; er ist der Halbbruder des früheren Autokraten Maumoon Abdul Gayoom. In einer umstrittenen Wahl besiegte Yameen den Menschenrechtler Mohamed Nasheed von der MDP. Der sitzt nun in Haft: Ein Gericht in Malé hatte Nasheed im März für schuldig befunden, in seiner Amtszeit im Januar 2012 die Verhaftung des Vorsitzenden des Strafgerichtshofs der Malediven wegen Korruption veranlasst zu haben. MDP-Anhänger sprechen von einer "Rückkehr zur Diktatur". Im Mai gab es Massenproteste gegen den Staatschef. Nasheeds 13-jährige Haftstrafe wurde im Juli in Hausarest umgewandelt.

Der ehemalige politische Häftling Nasheed war 2008 als erster demokratisch gewählter Präsident an die Spitze des bei wohlhabenden Touristen aus aller Welt beliebten Inselstaats gelangt. Vier Jahre später trat er nach einer Meuterei der Polizei und Protesten gegen die Festnahme des Strafgerichtshofs-Vorsitzenden zurück.

Der jetzt inhaftierte Vizepräsident Adheeb hatte noch am Donnerstag in einem DW-Interview das Justizsystem der Malediven gegen Kritik verteidigt – allerdings in Zusammenhang mit der umstrittenen Inhaftierung Nasheeds.

stu/wl (afp, ap, dpa)