Vermisste nach Bergrutsch in der Schweiz
24. August 2017Bis zu vier Millionen Kubikmeter Gesteinsbrocken, Geröll und Schlamm sind im südöstlichen Schweizer Kanton Graubünden niedergegangen. Nach dieser riesigen Mure in der Nähe des 200-Seelen Dorfes Bondo werden acht Menschen vermisst, darunter nach Angaben der Kantonspolizei auch Deutsche und Österreicher. Wie die Polizei bekannt gab, konnten die acht Vermissten bislang "nicht erreicht" werden. Sechs von ihnen waren von ihren Angehörigen als vermisst gemeldet worden. Die meisten von ihnen hatten nach Angaben der Kantonspolizei zum Zeitpunkt des Unglücks vermutlich eine Wanderung im Gebiet des Val Bondasca unternommen. Nach den Vermissten werde gesucht.
Zunächst hatte die Polizei erklärt, bei dem Erdrutsch sei niemand zu Schaden gekommen. Im Zuge der Ermittlungen zu den Vermissten wurde die Suche nach den acht Menschen dann aber in der Nacht zum Donnerstag intensiviert, wie die Polizei mitteilte. Die Schweizer Zeitung "Blick" hob hervor, dass in der Region Mobiltelefone nicht überall Empfang hätten. "Wir hoffen, dass dies der Grund ist, weshalb wir nicht alle im Gebiet vermuteten Personen erreichen konnten", sagte Polizeisprecher Markus Walser dem Blatt.
Bei dem Bergsturz am 3369 Meter hohen Piz Cengalo hatten sich am Mittwoch riesige Mengen Gesteinsmassen gelöst und waren ins Tal gedonnert. Das Dorf verfügt über ein Alarmsystem, das vor dem Murgang, wie das Geschiebe heißt, rechtzeitig gewarnt hatte. Etwa 100 Einwohner wurden daraufhin evakuiert. Hubschrauber brachten Personen in Sicherheit, die sich in dem Val Bondesca aufhielten. Experten hatten den Bergsturz erwartet, seien aber von den mitgeschwemmten Wassermassen überrascht worden, berichtete die Lokalzeitung „Engadiner Post". Sie wollten nun entscheiden, ob die Bewohner in ihre Häuser zurückkehren dürfen.
Bondo liegt an der Grenze zu Italien, rund 35 Kilometer südwestlich von St. Moritz. „Bergstürze lassen sich mit technischen Mitteln nicht verhindern", schreibt die Nationale Plattform Naturgefahren (Planat). Gefährdete Gebiete sollten gemieden werden. Die Hauptstrasse des Bündner Südtals zwischen Stampa und Castasegna wurde für jeglichen Verkehr gesperrt. Für Reisende zwischen Italien und dem Engerdin empfiehlt die Polizei über den Berninapass und das Puschlav auszuweichen.
pab/sti (afp, dpa, nzz)