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PolitikGlobal

UNICEF sieht Fortschritte im Kampf gegen Kinderehen bedroht

3. Mai 2023

Der Anteil der Mädchen in Kinderehen ist nach Angaben von UNICEF in den vergangenen fünf Jahren leicht gesunken. Doch Krisen, Kriege, Klimawandel und die Folgen der Corona-Pandemie bedrohen "hart erkämpfte Fortschritte".

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Ein Mann berührt die Stirn eines traditionell gekleideten Mädchens, neben ihr warten weitere Kinder.
Mädchen in Indien werden immer noch zwangsverheiratet (Archivbild 2021)Bild: Pradeep Gaur/ZUMAPRESS/picture alliance

Zwölf Millionen Mädchen werden jedes Jahr weltweit vor ihrem 18. Geburtstag zur Heirat gezwungen. Das geht aus einem Bericht des UN-Kinderhilfswerks hervor, der in Köln veröffentlicht wurde. In globaler Hinsicht gehe der Anteil an Kinderehen zwar weiter zurück. Demnach ist der Anteil von jungen Frauen in Zwangsehen in den vergangenen fünf Jahren von 21 Prozent auf 19 Prozent gesunken. Insgesamt lebten derzeit rund 640 Millionen Mädchen und Frauen auf der Welt, die vor ihrem 18. Geburtstag zwangsverheiratet wurden.

Die Fortschritte im Kampf gegen Kinderehen müssten laut UNICEF aber 20-mal schneller sein, um diese Praxis bis zum Jahr 2030 ganz zu beenden - wie es in den nachhaltigen Entwicklungszielen der Vereinten Nationen festgehalten ist. "Multiple Krisen machen die Hoffnungen und Träume von Kindern weltweit zunichte - insbesondere von Mädchen, die Schülerinnen sein sollten und nicht Bräute", sagte UNICEF-Exekutivdirektorin Catherine Russell.

Afrika südlich der Sahara, das mit 20 Prozent derzeit den weltweit zweitgrößten Anteil an Kinderbräuten hat, sei beim aktuellen Fortschrittstempo sogar mehr als 200 Jahre davon entfernt, Kinderehen abzuschaffen. Das Hilfswerk befürchtet wegen des starken Bevölkerungswachstums und anhaltender Krisen in der Region sogar eine steigende Zahl von Kinderehen - entgegen dem globalen Trend.

Erhebliche Fortschritte in Indien

In den Regionen Lateinamerika und Karibik, Naher Osten und Nordafrika sowie Osteuropa und Zentralasien stagniere die Entwicklung weitgehend, hieß es weiter. Für den weltweit insgesamt positiven Trend seien hauptsächlich Fortschritte in Südasien verantwortlich. Die Region ist auf dem besten Weg, Kinderehen in rund 55 Jahren abzuschaffen. Dennoch leben dort den Angaben zufolge nach wie vor 45 Prozent aller Kinderbräute. So würden in Indien trotz "erheblicher Fortschritte" in den letzten Jahrzehnten immer noch ein Drittel der weltweiten Kinderehen geschlossen.

Bangladesch: Ein Teenager kämpft gegen Kinderehen

Die Folgen von Kinderehen hätten Mädchen lebenslang zu tragen, kritisierte die UN-Organisation. So blieben sie zum Beispiel mit geringerer Wahrscheinlichkeit in der Schule und seien einem höheren Risiko einer frühen Schwangerschaft ausgesetzt. Dies wiederum steigere das Risiko von gesundheitlichen Komplikationen und der Sterblichkeit von Kindern und Müttern.

Die UNICEF-Analyse warnt, dass wertvolle Errungenschaften der letzten zehn Jahre auch durch die anhaltenden Folgen der Coronavirus-Pandemie bedroht oder sogar rückgängig gemacht werden. Schätzungen zufolge hat die Pandemie die Zahl der verhinderten Kinderehen seit 2020 bereits um ein Viertel reduziert.

"Tieferliegende Ursachen"

Konflikte, klimabedingte Katastrophen und die Auswirkungen von COVID-19 verschärfen nach Ansicht des Hilfswerks die "tieferliegenden Ursachen" von Kinderehen wie steigende Armut, Einbrüche beim Einkommen oder Schulabbrüche. Angesichts von Krisen und Konflikten fühlten sich arme Familien gezwungen, "vermeintliche Sicherheit in Kinderehen zu suchen", erklärte Exekutivdirektorin Russell. Man müsse sich darauf konzentrieren, "Mädchen in der Schule zu halten und sicherzustellen, dass sie wirtschaftliche Chancen haben", sagte Russell.

Die Zahlen basieren nach Angaben der UN-Organisation auf repräsentativen Daten aus über 100 Ländern. Sie setzen sich aus Haushaltserhebungen in den einzelnen Staaten sowie demografischen Daten der Vereinten Nationen zusammen.

kle/fab (epd, kna, dpa, UNICEF)