UNICEF: Corona forciert Kinderehen
8. März 2021Im Zuge der Corona-Pandemie könnten nach Einschätzung von UNICEF weltweit rund zehn Millionen zusätzliche Kinderehen geschlossen werden. Damit würden jahrelange Fortschritte in der Bekämpfung dieser Praxis gefährdet, heißt es in einer Analyse des Kinderhilfswerks der Vereinten Nationen. Risikofaktoren für Mädchen seien etwa Schulschließungen oder der Corona-Tod der Eltern. Der Bericht wurde anlässlich des Weltfrauentages an diesem Montag veröffentlicht.
Vor Ausbruch der COVID-19-Pandemie waren laut UNICEF 100 Millionen Mädchen im nächsten Jahrzehnt dem Risiko einer Heirat ausgesetzt. Dabei sei in den vergangenen zehn Jahren der Anteil junger Frauen, die als Kinder verheiratet wurden, weltweit um 15 Prozent gesunken. Das entspricht etwa 25 Millionen Ehen, die verhindert werden konnten.
"Tiefgreifende Auswirkungen"
Mädchen, die im Kindesalter heiraten, müssen mit lebenslangen Folgen rechnen, wie das Hilfswerk betont. Es sei wahrscheinlicher, dass sie häusliche Gewalt erlitten und nicht zur Schule gingen. Auch bestehe das Risiko einer frühen und ungeplanten Schwangerschaft, die zu Komplikationen und Sterblichkeit bei Müttern führen könne. Mädchen könnten zudem von ihren Familien und Freunden isoliert und von der Teilnahme an ihren Gemeinschaften ausgeschlossen werden.
COVID-19 habe "tiefgreifende Auswirkungen" auf das Leben von Mädchen, so die UNICEF-Analyse. Reisebeschränkungen und Distanz erschwerten den Zugang zu medizinischer Versorgung, sozialen Dienstleistungen und gemeinschaftlicher Unterstützung. Auch der Verlust von Arbeitsplätzen und wirtschaftliche Unsicherheiten könnten Familien dazu zwingen, ihre Töchter zu verheiraten.
Kinderheirat könne und müsse abgeschafft werden, erklärte UNICEF-Exekutivdirektorin Henrietta Fore. "Der Internationale Weltfrauentag ist ein wichtiger Moment, um uns daran zu erinnern, was diese Mädchen zu verlieren haben, wenn wir nicht rasch handeln - ihre Bildung, ihre Gesundheit und ihre Zukunft."
wa/ust (kna, unicef.org)