Wohin mit Kahn?
26. April 2008"Die Würde des Fußball-Profis ist unantastbar", steht schon im Grundgesetz geschrieben. Daher hat die Bundesregierung für verdiente Ex-Profis wie den früheren Nationaltorwart Oliver Kahn die "Kaltz-Gesetze" aufgelegt. Ausgearbeitet wurden sie von einer Expertengruppe unter Leitung des früheren Bananen-Flankers Manni Kaltz.
Um für Kahn den Übergang sozialverträglich abzufedern, greift zunächst das Kaltz I-Gesetz: Der dann 39 Jahre alte Torwart darf sich einige Monate lang von den Strapazen des Profi-Daseins erholen. Dafür wird ihm im neuen Club "Kicker-Med" auf den Malediven eine Suite reserviert. Damenbegleitung wird empfohlen, auf Anfrage aber auch bereitgestellt. Die Kosten trägt der Verband Deutscher Altfußballer, in dessen Kasse Kahn während seiner aktiven Zeit pro Jahr 100 Euro, gleich 0,02 Promille seines Gehalts eingezahlt hat.
Prima, niemand fällt durch!
Attestiert ein diplomierter Sportpsychologe nach einigen Monaten die vollständige Regeneration, greift Kaltz II: Kahn beginnt die Trainerausbildung des Deutschen Fußball-Bunds – den einzigen Lehrgang des deutschen Ausbildungswesens, bei dem garantiert niemand durchfällt. Sollte gegen alle Wahrscheinlichkeit doch ein Scheitern drohen, sieht Kaltz II wie im Fall Lothar Matthäus einen Einzelkurs vor, mit reduziertem Stoff und ständigen Wiederholungen. Die Kosten trägt selbstverständlich der DFB.
Nach absolvierter Ausbildung ist Kahn aber keineswegs verpflichtet, auf einer Trainerbank Platz zu nehmen. Aus Rücksicht auf die durch jahrelangen Profisport angeschlagene Gesundheit kann der Ex-Torwart auch gleich zu Kaltz III wechseln: als so genannter "Experte" des öffentlich-rechtlichen oder privaten Fernsehens. Dabei spielt keine Rolle, was, sondern nur dass Kahn etwas sagt. Verbunden ist diese Aktivität mit attraktiven Auslandsreisen, finanziert wird sie aus Steuermitteln oder Werbegeldern.
Bei ersten Anzeichen von Stress-Symptomen greift sofort die letzte Stufe, Kaltz IV: die Karriere als Vereins- oder Verbandsfunktionär. Kahn könnte etwa als Einstieg bei seinem alten Club Bayern München die neue Abteilung "Kontrollierte Aggressivität" übernehmen. Beim DFB wäre ein Engagement als "Mental-Beauftragter" denkbar. Dafür gibt es selbstverständlich Zuschüsse aus dem Innovationsfond der Bundesregierung und regelmäßige Einladungen zu Festbanketten jeder Art.