Vor 100 Jahren geboren: Yul Brynner
10. Juli 2020Seine Filmkarriere begann in den Tiefen der Geschichte, im Königreich Siam, an biblischen Orten und im alten Europa. Sie endete in der Zukunft, Yul Brynner war da schon längst ein Androide. Doch der Reihe nach, was gar nicht so einfach ist. Denn Brynners Herkunft ist nebelumhüllt. Das fängt beim Namen an. Eigentlich wurde er als Juli Borissowitsch Briner geboren, später wurde daraus Yul Brynner.
Auch sein Geburtstort, Wladiwostok in Russland, war erst später verbürgt. In der teilweise vom Schauspieler selbst mitgestrickten legendenhaften Biografie, war es zuvor lange die Insel Sachalin. Und die Eltern? Der Vater hatte Schweizer, aber auch mongolische Wurzeln, war Konsul der Schweiz in Russland. Brynners Mutter war eine russische Arzttochter. Doch auch zur Herkunft von Mutter und Vater gibt es viele Geschichten, Mythen und Anekdoten.
Yul Brynner eroberte 1956 Hollywood mit aller Macht
Fest steht: Der spätere Hollywood-Superstar Yul Brynner betrat die Bühne des US-amerikanischen Kinos mit einem Sack voller Legenden - was ja nicht schlecht zum Hollywoods Filmdrama "Stadt der Illusionen" passt. Und wie er diese Bühne betrat! 1956 wurde zu seinem Zauberjahr, zuvor hatte er als Musicaldarsteller und Schauspieler in kleineren Rollen, zumeist beim Fernsehen, schon Bekanntheit erlangt. Doch dann kam das Jahr 1956.
Als "König von Siam" war er im Sommer des Jahres in den US-Kinos zu sehen, im Herbst als ägyptischer Herrscher Ramses und kurz vor Weihnachten als russischer General, der der vermeintlichen Zarentochter Anastasia begegnet. Drei Filme, die Geschichte schrieben, drei monumentale Rollen. Für den "König von Siam" gab's direkt den Oscar als bester Hauptdarsteller. Das Markenzeichen der Rolle, der kahlrasierte Schädel, wurde fortan zum Erkennungsmerkmal Brynners.
Im Western "Die glorreichen Sieben" hatte Brynner noch einmal einen großen Auftritt
Die zweite Hälfte der 1950er Jahre waren Brynners Jahre, stark und kernig, oft mit freiem Oberkörper, durchsetzungsstark aber auch mit einem Hang zur Romantik und Melancholie, das war Yul Brynner in jenen Jahren. Die Erfolgsserie riss eigentlich erst nach dem großen Western "Die glorreichen Sieben"(1960) ab. Auch danach blieb Brynner ein Star im Filmgeschäft, aber eben nicht mehr ganz so strahlend wie in den ersten Karrierejahren.
Später folgten dann noch die zwei Science-Fiction-Streifen "Westworld" (1973) und "Futureworld" (1976), in denen der immer noch kahlköpfige Mime zum Androiden mutierte. Ein künstlicher Mensch in Cowboy-Gestalt, der dem vergnügungssüchtigen Publikum in den Freizeitparks der Vereinigten Staaten Nervenkitzel und jede Menge Aufregung versprach. Vom König zum Androiden, vom Herrscher untergegangener Reiche zum Kunstprodukt späterer Jahrhunderte - eine Film-Karriere wie im Märchen.
Yul Brynner prägte einen Kinotypus, der noch Jahre später Bestand haben sollte
Irgendwann wird wohl auch ein Produzent und ein Drehbuchautor in Hollywood auf die Idee kommen, dass das Leben Yul Brynners doch eine hervorragende Biografie für einen großen, aufregenden Film hergeben müsste.
Also: Yul Brynner, am 11. Juli 1920 in Wladiwostok geboren, zum großen Hollywood-Star geworden, verstorben 1985 in New York an Krebs, wurde zur Legende der Leinwand. Und vielleicht auch ein wenig zur Inspirationsquelle späterer Darsteller mit kahlem Schädel. Telly Savallas erinnerte als "Kojak" in den 1970er Jahren nicht selten an Brynner, die erfolgreichen Hollywood-Glatzen unseres Jahrtausends, von Vin Diesel bis zu Dwayne Johnson - sie alle sonnten sich noch ein wenig im Ruhm des ersten kahlgeschorenen Hollywood-Helden.
Als kahlköpfiger Leinwandheld setzte Brynner Maßstäbe
Doch mit Yul Brynner können sie es nicht aufnehmen. Mag sein, die Zeit hat diesem charismatischen Darsteller geholfen, und Könige und Pharaonen, Westernhelden und Androiden sind vielleicht auch ein wenig beeindruckender als die Actioneskapaden eines Vin Diesel und Dwayne Johnson.
"Yul: The Man Who Would Be King", hieß die bekannteste Brynner-Biografie, geschrieben hat sie sein Sohn. Vier Jahre nach dem Tod Yul Brynners erschien sie. Das war 1989, die Welt wurde mit dem Fall der Mauer zu einer anderen. Yul Brynner schien da schon aus einer entfernten Kino-Galaxie zu entstammen.
In dem Buch des Sohnes über den berühmten Vater wurden einige Mythen und manche Legenden, die der Schauspieler selbst in Umlauf gebracht hatte, gerade gerückt. Doch was konnte das einem Helden wie Yul Brynner schon anhaben? In Erinnerung bleibt er als sagenhafter König auf der Leinwand, als Welteneroberer, als Reiter in der Steppe und als androider Cowboy.