Komiker wird Staatschef
26. Oktober 2015Vom Komiker zum Staatschef: Der Schauspieler Jimmy Morales hat die Stichwahl um das Präsidentenamt in Guatemala deutlich gewonnen. Der Kandidat der nationalistischen Partei FCN kam auf 68,29 Prozent der Stimmen, wie das Wahlamt nach der Auszählung fast aller Urnen bekanntgab. Auf Sandra Torres von der sozialdemokratischen Partei UNE entfielen demnach 31,71 Prozent der Stimmen.
"Guatemala hat gezeigt, dass die Probleme ohne Gewehre, ohne Kugeln gelöst werden können, aber mit Gesetzen und Absprachen, die erfüllt werden", sagte der Wahlsieger mit Hinweis auf die blutige Geschichte des einstigen Bürgerkriegslandes. "Die Guatemalteken haben für den Wandel gestimmt." Die frühere First Lady Torres räumte ihre Niederlage ein. Abgeordnete ihrer Partei kündigten eine "konstruktive Oppositionsarbeit" an.
Im Korruptionssumpf
Der politische Newcomer Morales profitierte offensichtlich von der Wut vieler Wähler auf die korrupte Polit-Elite in Mittelamerikas größter Volkswirtschaft. Ex-Präsident Otto Pérez und seine frühere Stellvertreterin Roxana Baldetti sitzen wegen Schmiergeldvorwürfen in Untersuchungshaft. Sie sollen den Korruptionsring "La Línea" geführt haben. Die Gruppe aus Politikern und Unternehmern ermöglichte es Firmen, gegen Schmiergeldzahlungen Waren am Zollamt vorbei ins Land einzuführen.
Nach Ermittlungen der Staatsanwaltschaft und der Internationalen Kommission gegen Straffreiheit (Cicig) flossen allein zwischen Mai 2014 und April 2015 mindestens 3,7 Millionen US-Dollar an Bestechungsgeldern. Insgesamt wird im Zusammenhang mit "La Línea" gegen 40 Personen ermittelt.
Armut weit verbreitet
Der 46-jährige Wahlsieger steht vor großen Herausforderungen. Morales muss das Vertrauen der knapp 15 Millionen Guatemalteken in die Institutionen des Landes wieder herstellen, die schwere Kriminalität bekämpfen und die Staatseinnahmen in Mittelamerikas größter Volkswirtschaft erhöhen. Mit einem Pro-Kopf-Einkommen von 3478 US-Dollar gehört Guatemala zwar zu den Ländern mit mittlerem Einkommen, allerdings gelten über die Hälfte der Menschen als arm.
Die Staatsverschuldung legte zuletzt deutlich zu. Dabei sind gemessen an der Größe der Volkswirtschaft die öffentlichen Ausgaben nirgendwo so gering wie in Guatemala. Viel Geld verschwindet in den Taschen von korrupten Politikern. Er wolle Guatemala in eine neue Nation, mit Verantwortlichkeit und Rechten verwandeln, sagte Morales. "Das war eine Wahl für das Ende der Korruption."
sti/wa/cw (afp, dpa)