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Hüh und Hott bei der Energiewende

22. September 2015

Widersprüchliche Signale: Der Braunkohleabbau in Garzweiler soll eingeschränkt werden, die Fördermengen werden reduziert. Im Südwesten ist dagegen das größte Steinkohlekraftwerk Deutschlands ans Netz gegangen.

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Bild: picture-alliance/dpa

Mitten in der deutschen Energiewende ist in Mannheim am Dienstag das bundesweit größte Steinkohlekraftwerk in Betrieb genommen worden. "Kohle ist nicht der Brennstoff der Zukunft. Aber noch brauchen wir sie für eine sichere Energieversorgung", sagte Baden-Württembergs grüner Umweltminister Franz Untersteller. Das Kraftwerk leiste dazu einen effizienten Beitrag. Umweltschützer hatten den gigantischen Meiler stets als "Klimakiller" kritisiert und vergeblich dagegen geklagt.

Betreiber sind die drei Energiekonzerne RWE (Essen), EnBW (Karlsruhe) und MVV (Mannheim). Der 1,2 Milliarden Euro teure Block 9 hat eine Leistung von knapp 2150 Megawatt. Zum Vergleich: Ein mittleres Atomkraftwerk in Deutschland kommt auf rund 1300 Megawatt Leistung. Mit dem Strom, der im Mannheimer Großkraftwerk erzeugt wird, können nun bis zu 2,5 Millionen Menschen sowie Gewerbe und Industrie versorgt werden. Block 9 soll rund ein Viertel des Strombedarfs der dicht besiedelten Rhein-Neckar-Region abdecken. Zudem wird dort Fernwärme für rund 120.000 Haushalte erzeugt. Die Bauzeit betrug sechs Jahre.

Hoffnung rund um Garzweiler

Die rot-grüne Landesregierung in Nordrhein-Westfalen (NRW) will derweil den umstrittenen Braunkohletagebau Garzweiler II des Energiekonzerns RWE begrenzen. Die Braunkohle werde zwar weiter gebraucht, die Mengen würden aber wohl zurückgehen. Es sollten daher einige Ortschaften von einer Umsiedlung verschont bleiben, teilte die Landesregierung am Dienstag mit.

Dazu gehöre Holzweiler mit rund 1400 Einwohnern. Der Tagebau solle auch nicht komplett an den Ort heranrücken. Durch die räumliche Begrenzung werde auch die in den kommenden Jahrzehnten mögliche Fördermenge um schätzungsweise 400 Millionen Tonnen niedriger ausfallen. Die zuletzt angepeilte Gesamtmenge von Garzweiler II lag bei rund 1,2 Milliarden Tonnen.

Der von Umweltschützern heftig kritisierte Tagebau könnte nun früher zu Ende gehen. RWE rechnet bislang mit einem Abbau bis zur Mitte des Jahrhunderts. Die Landesregierung will sich nicht festlegen. "Wir machen keine Aussagen über eine zeitliche Begrenzung, sondern über eine räumliche Begrenzung", sagte der Chef der NRW-Staatskanzlei, Franz-Josef Lersch-Mense. Die Landesregierung werde über die Pläne noch weiter beraten. Eine

abschließende Entscheidung solle es im Frühjahr 2016 geben. "Ich gehe nicht davon aus, dass es zu rechtlichen Auseinandersetzungen mit dem Unternehmen kommen wird."

dk/hmf (dpa/rtr)