Gewalt gegen Frauen - Proteste in Tel Aviv
5. Dezember 2018Nach dem gewaltsamen Tod zweier junger Mädchen in Israel haben Tausende Menschen in Tel Aviv gegen Gewalt gegen Frauen demonstriert. Mehrere Frauenorganisationen forderten von der Regierung umgerechnet knapp 60 Millionen Euro für ein Programm zum Schutz von Frauen. Nach Angaben der Organisatoren kamen mindestens 20.000 Menschen auf dem zentralen Rabin-Platz zusammen, wie die Nachrichtenseite "ynet" berichtete. Frauen hielten Schilder mit Aufschriften auf Hebräisch und Arabisch hoch, wie: "Frauen werden umgebracht, die Regierung bleibt stumm."
Zugesagtes Geld fehlt
Die Regierung habe ein Programm mit entsprechendem Budget bereits 2017 gebilligt, aber das Geld nicht bereitgestellt, berichtete das israelische Radio. Rund 300 Firmen und öffentliche Einrichtungen unterstützten die Proteste landesweit. Die Organisationen hatten tagsüber bereits zum Streik aufgerufen.
So hatte es verschiedene Protestaktionen auch in Jerusalem gegeben. Dort hatten sich etwa Frauen mit Kuscheltieren und mit Kunstblut bespritzt auf eine Straße gelegt. In Tel Aviv blockierten Demonstranten große Kreuzungen. Nach Angaben der Anwältin und Mitorganisatorin Keren Greenblatt sind in Israel pro Jahr rund 200.000 Frauen Gewalt aufgrund ihres Geschlechtes ausgesetzt. "Wir hoffen, jeden damit wachzurütteln", sagte sie vor den Protesten. "Es ist an der Zeit, dass wir unsere Differenzen beiseite legen und gemeinsam kämpfen, um auf dieses Problem aufmerksam zu machen."
Vergangene Woche war ein 12 Jahre altes Mädchen mutmaßlich vom Ex-Freund der Mutter in Tel Aviv getötet worden. Ein 16 Jahre altes Mädchen war im Norden des Landes tot aufgefunden worden, nachdem es mehrere Tage als vermisst gegolten hatte. Die Polizei nahm anschließend mehrere Verdächtige fest.
Seit Jahresanfang sind in Israel laut Medienberichten insgesamt 24 Frauen nach häuslicher Gewalt gestorben. Zum Vergleich: In Deutschland, wo rund neun Mal so viele Menschen leben, starben im Jahr 2017 insgesamt 147 Frauen nach häuslicher Gewalt.
haz/kle (dpa, ap)