Europa greift nach den Sternen
4. Juni 2003Mit Gesamtkosten von rund 300 Millionen Euro hat die Europäischen Raumfahrtagentur (ESA) ein aufwändiges Projekt innerhalb von nur vier Jahren auf die Beine gestellt. Dabei ist die vom Raumfahrtunternehmen Astrium gebaute Sonde "Mars Express" nach Herstellerangaben die "bisher billigste Mission zum Mars". Und von der schnellen Bauzeit des unscheinbar wirkenden Würfels stammt auch die Bezeichnung "Mars Express".
Als Express zieht die Sonde auch durch den Weltraum - mit 10.800 Stundenkilometern überwindet sie die knapp 55 Millionen Kilometer zum Mars in knapp einem halben Jahr.
So gründlich wie noch nie soll mit der neuen Marsmission nach Spuren von Leben auf dem Roten Planeten geforscht werden. Bis zu fünf Kilometer tief und mit einer einzigartigen Genauigkeit werden ein halbes Dutzend Instrumente den Boden des Mars erkunden.
Mit "Hacke" und "Spaten"
Das optische Meisterstück an Bord des "Mars Express" stammt aus Deutschland. Die hochauflösende Stereo-Kamera HRSC (High Resolution Stereo Colour Imager) soll die Marsoberfläche äußerst genau und räumlich ablichten. Details von der Größe eines Einfamilienhauses dürften noch erkennbar sein. Und
wenn das technische Highlight dieser Mars-Mission auf "Lupen-Modus" gestellt wird, dann werden noch Gesteinsformationen von etwa einem Meter Größe sichtbar.
Bestückt ist der Orbiter auch mit einem Marsis genannten Oberflächenradar und Radarhöhenmesser aus Italien, das bislang als einziges Instrument mehrere Kilometer tief nach Eis oder Wasser suchen kann. Wie sich das Gestein der Mars-Oberfläche zusammensetzt, das wiederum soll Omega klären helfen, das von den Franzosen gebaut worden ist. Es geht auch darum, vielleicht endlich jene Karbonate nachzuweisen, die dort vorhanden sein müssen, sollte es in der Klimageschichte des Mars jemals viel Wasser gegeben haben.
Der kleine Bruder
Die 60 Kilogramm schwere Klein-Sonde "Beagle 2" wird fünf Tage vor dem Einschwenken von "Mars Express" auf seine Umlaufbahn abgetrennt, um dann in einem kontrollierten Absturz in der Nähe des Äquator zu landen.
Sein erstes Signal an die Bodenstation,
um die sichere Ankunft zu vermelden, wird eine kurze Melodie sein, die eigens von der britischen Rockgruppe Blur komponiert wurde. Und dann beginnt das eigentliche Mars-Abenteuer.
Nach der Landung klappt die äußere Hülle auf und es entfalten sich kleine Sonnensegel, um die Batterien an Bord aufzuladen. Dadurch wird dann auch der Roboterarm zum Leben erweckt, an dessen Ende sich eine Art Werkbank mit allen für die geplanten Experimente notwendigen Kleingeräten befindet, darunter Kameras, ein Mikroskop und verschiedenste Sensoren. "Beagle 2" soll sechs Monate lang ganz gezielt nach Spuren von organischem Leben suchen.
"Mars Express" ist nicht allein
Nur wenige Tage nach der europäischen Sonde will die US-Raumfahrtbehörde NASA den ersten ihrer zwei "Mars Exploration Rover" starten, der zweite wird dann im Juli aufbrechen. Die beiden identischen, rund 180 Kilogramm schweren Gefährte sollen ebenso wie "Mars Express" zum Jahresende beim Roten Planeten eintreffen.
Über diese beiden NASA-Sonden hinaus ist auch eine japanische Sonde zum Mars unterwegs. "Nozomi" ("Hoffnung") war bereits 1998 gestartet worden, wird den Roten Planeten jedoch wegen technischer Probleme voraussichtlich erst Anfang 2004 erreichen.