Eskau und Schaffelhuber holen Gold
8. März 2014Andrea Eskau hat bei den Paralympics in Sotschi die erste Goldmedaille für die deutsche Mannschaft gewonnen. Im Biathlon mit dem Ski-Schlitten über sechs Kilometer blieb die 42-Jährige ohne Schießfehler und fuhr in 19:12:4 Minuten die schnellste Zeit. Für die querschnittgelähmte Athletin vom USC Magdeburg ist es der erste Paralympics-Sieg im Winter. Zweite wurde Swetlana Konowalowa aus Russland vor Olena Jurkowska aus der Ukraine.
Auch Anna Schaffelhuber gewann eine Goldmedaille. Die querschnittgelähmte 21-Jährige siegte in der Abfahrt vor den beiden US-Amerikanerinnen Alana Nichols und Laurie Stephens. Anna-Lena Förster wurde Vierte. Für Schaffelhuber ist es nach Bronze im Super-G bei den Spielen 2010 in Vancouver die zweite Paralympics-Medaille ihrer Karriere.
Überschattet wurde der este Wettkampftag in Sotschi von zahlreichen schlimmen Stürzen während der Abfahrt der Herren. Der beinamputierte Ski-Rennfahrer Tyler Walker aus den USA musste sogar mit dem Hubschrauber ins Krankenhaus geflogen werden, nachdem er auf der Strecke zu Fall gekommen war und sich mehrmals überschlagen hatte. Walker blieb zunächst regungslos liegen, ehe sich die Rettungskräfte um ihn kümmerten. Sein Gesundheitszustand war zunächst unklar.
Von 22 gestarteten Athleten in der sitzenden Klasse erreichten nur zwölf das Ziel. Auch der deutsche Weltmeister Franz Hanfstingl stürzte, blieb aber unverletzt. Gold ging an den Japaner Akira Kano, Silber gewann Josh Dueck aus Kanada vor Takeshi Suzuki aus Japan.
Stiller Protest gegen Krim-Krise
Russlands Präsident Putin hatte die Winter-Paralympics in Sotschi am Freitagabend für eröffnet erklärt. Das Team der Ukraine setzte beim Einzug der Sportler ein stilles Zeichen des Protests gegen das russische Vorgehen auf der Krim. So gehören 74 Behindertensportler zur ukrainischen Mannschaft bei den Paralympics in Sotschi an.
Doch nur Fahnenträger Michailo Tkatschenko fuhr bei der Eröffnungsfeier mit dem Rollstuhl ins Olympiastadion ein. Mit versteinerter Miene hielt der Biathlet und Skilangläufer die ukrainische Fahne. Die Jubelschreie der Zuschauer, die der Ankündigung des Teams gefolgt waren, erstarben schnell. Das Zeichen des Protests gegen die russische Politik im Krim-Konflikt wurde verstanden. Die von Skirennfahrerin Andrea Rothfuss angeführten 13 deutschen Sportler verzichteten beim Einzug darauf, wie ursprünglich geplant, neben deutschen auch russische Fähnchen zu schwenken. Von den 547 Sportlern aus 45 Nationen wedelten nur die Paralympics-Starter aus China und Griechenland außer ihren Landesflaggen russische Fähnchen.
Craven: "Barrierefreiheit der Gedanken"
Der Brite Philip Craven, Präsident des Internationalen Paralympischen Komitees (IPC), sprach in seiner Rede den Konflikt auf der Krim nicht direkt an, forderte jedoch eine "Barrierefreiheit der Gedanken". Bei Putin bedankte sich der IPC-Chef für "die Bereitschaft und das Engagement, eine Plattform zu schaffen, auf der Veränderungen stattfinden".
Putin: "Auf den Sport konzentrieren"
Die Zuschauer im Stadion hatten Putin zu Beginn der farbenfrohen und stimmungsvollen Feier mit viel Applaus und Jubelschreien begrüßt. Zu den Gästen gehörten auch IOC-Präsident Thomas Bach und sein Vorgänger Jacques Rogge. Die Regierungen der USA, Großbritanniens, Frankreichs und Deutschlands blieben vor dem Hintergrund der Krim-Krise der Eröffnungsfeier fern. Kurz vor Beginn der Paralympics hatte sich Putin erneut mit Nachdruck dagegen ausgesprochen, die Wettkämpfe zu politisieren. "Ich hoffe, dass die Spiele die Spannungen rund um den Ukraine-Konflikt verringern werden", sagte der Kremlchef in Sotschi. "Die Hauptsache ist, dass das alles die Sportler nicht belastet und sie sich auf die Wettbewerbe konzentrieren können."
Ein Boykott der Spiele durch die ukrainischen Behindertensportler war erst am Vorabend der Eröffnungsfeier bei einem Treffen Putins mit dem Präsidenten des Ukrainischen Paralympischen Komitees, Valeriy Suskevich abgewendet worden. "Die Paralympics können der Welt helfen, Frieden zu finden, sagte Suskevich später. Tagelang hatten die Ukrainer damit gedroht, wegen des Krim-Konflikts aus Sotschi abzureisen.
Erster Dopingfall
Schon vor der ersten Entscheidung bei den Paralympics gibt es den ersten Dopingfall. Der italienische Sledgehockey-Spieler Igor Stella wurde positiv auf anabole Steroide getestet und suspendiert. Das bestätigte das Italienische Paralympische Komitee. Stella habe eine Wundsalbe benutzt, die eine verbotene Substanz enthielt. Der 32-Jährige habe versäumt, dies gemäß der Anti-Doping-Regeln rechtzeitig anzumelden.