Musikalischer Grenzgänger
10. September 2012Reggae ist ohne Frage Davis' musikalische Heimat. Doch der Musiker findet sich ebenso problemlos im Hip Hop zurecht. Sein Markenzeichen: die traditionell afrikanischen Einflüsse in seiner Musik. Auch im wahren Leben muss Davis schon früh lernen, Grenzen zu überwinden und Vertrautes hinter sich zu lassen. Geboren in der DDR, zieht er mit seiner Mutter und seinem Bruder im Alter von sechs Jahren nach Nigeria. Dort lebt sein Vater, der sein Geld unter anderem als Reggae-DJ verdient. Davis wächst zwischen Recordern, Kassetten und Plattenspielern auf. Hier erfährt er seine erste musikalische Prägung.
Schon als kleiner Junge interessiert er sich auch für nigerianische Musik, er ist fasziniert von südafrikanischer Chormusik. Einflüsse, die sich zunehmend auch in seinem eigenen Schaffen bemerkbar machen: "Jetzt werden die afrikanischen Elemente deutlicher, weil ich auch erwachsener werde", erzählt er. "Das Afrikanische sprudelt aus mir heraus, und das hört man in meinen neuen Liedern."
Früh übt sich
Davis beginnt schon früh mit dem Songschreiben. Mit 17 Jahren veröffentlicht er sein erstes Album "Imoshuns". In Nigeria wird es ein Riesenerfolg. Nach der Scheidung seiner Eltern zieht Davis mit seiner Mutter zurück nach Berlin. Anfangs vermisst er Nigeria sehr, doch nach und nach wird Deutschland zu seiner Heimat. 2005 beginnt er hier als "Daveman" seine Solokarriere. Inspiration findet er nach wie vor in der afrikanischen Musik.
Was fasziniert ihn daran? "Das Lebendige", sagt er ohne Zögern. Auf der anderen Seite brauche er die Strukturen der europäischen Pop-Musik. Nur so funktionierten seine Lieder - und spiegeln gleichzeitig seine Identität als Deutsch-Nigerianer wider.
Eine musikalische Reise
Mit diesem Mix gelingt ihm 2010 auch in Deutschland der Durchbruch. "Daveman" gewinnt den Band-Contest des Berliner Senders "radioeins" und wird seitdem deutschlandweit im Radio gespielt. Sein neuster Hit "Summer Stereo" steht beispielhaft für seinen energiegeladenen sonnigen und poppigen Stil.
Davis erklärt sich seinen Erfolg damit, dass die Menschen gerne mit ihm auf eine musikalische Reise gehen. Genauso sei es in Afrika gewesen. "Für die bin ich einer, der aus Europa, aus Deutschland kommt, mit ihnen aber zusammen ist, mit ihnen musiziert und das finden die ganz toll." Er genieße Exotenbonus auf beiden Seiten, sagt er und lacht.
Reggae trifft auf Haussa-Musik
Diese Wahrnehmung kommt Davis auch bei seiner gesellschaftlichen Arbeit zugute. Schon 2008 bietet ihm das Goethe-Institut die Leitung des Musikprojekts "German Reggae Meets Haussa Music" in Nigeria an. Davis ist sofort begeistert. Mehrere Wochen verbringt er in Kano und macht mit christlichen und muslimischen Jugendlichen Musik. Hinter dem Projekt steht die Idee, Menschen in ihren Unterschieden zu vereinen. "Gerade in Nigeria haben wir ganz oft das Problem, dass es ganz viele Kulturen gibt, die unterschiedlich sind und miteinander leben müssen", fasst Davis die Idee zusammen. Das Goethe-Institut habe versucht, ein Zeichen zu setzen und Völkerverständigung anzuregen. "Die haben jemanden wie mich genommen; jemanden, der Nigerianer ist, trotzdem aber von außen kommt und sozusagen einen gemeinsamen Nenner bilden kann."
Davis gelingt es, die Menschen zusammenzubringen. Ebenfalls 2008 begleitet er auch deshalb den ehemaligen Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier auf dessen Westafrika-Reise. Er erhält Einblick in die politische Arbeit - eine für ihn sehr prägende Erfahrung. "Als junger Musiker und auch als Aktivist, als jemand, der auch die Welt verändern möchte, ist man oft sehr idealistisch und es fehlt manchmal ein bisschen der Realitätsbezug", gibt er zu.
Trotz seines Erfolgs und seines aufregenden Lebens zwischen Deutschland und Afrika bleibt Davis auf dem Teppich. Vor einem Jahr ist er zum ersten Mal Vater geworden. Die Musik bleibt seine große Leidenschaft, doch sein Herz gehört nun vor allem seiner Frau und seinem kleinen Sohn.