Baby-Kino: wie gefährlich ist Ultraschall fürs Kind?
17. Mai 2019Entwickelt sich der Embryo gut? Ist er gesund? Gibt es möglicherweise Fehlbildungen oder generell eine Schädigung? Die erste Ultraschall-Untersuchung bei Schwangeren macht der Arzt zwischen der 9. und 12. Schwangerschaftswoche. Dabei kann er schon vieles zum Gesundheitszustand des Ungeborenen erkennen. Und vielleicht kann er nach einigen Monaten auch sehen, ob es denn nun ein Mädchen wird oder ein Junge – für viele eine wichtige Frage. Heidi oder Hans? Michaela oder Martin?
"Da warst du noch in Mamas Bauch"
Die meisten werdenden Eltern wollen ausgedruckte Ultraschall-Bilder ihres Kindes mit nach Hause nehmen, quasi als Souvenir, um es vielleicht Freunden oder der Verwandtschaft zu zeigen und um es selbst immer wieder anzusehen. Möglicherweise interessiert sich der Nachwuchs selbst ja irgendwann einmal dafür, wie er in den ersten Monaten ausgesehen hat, als er noch nicht geboren war.
Auch wenn es gang und gäbe ist, der Arzt ist nicht dazu verpflichtet, den Eltern die Aufnahmen auszuhändigen. Für den Laien sind sie meist eher diffus. Mediziner warnen sogar davor, denn die Eltern könnten Dinge hinein interpretieren, die medizinisch nicht begründet sind, sie aber verunsichern.
Kritik am Baby-Fernsehen
Ob 2D- 3D- oder 4D-Aufnahmen - eine gesundheitliche Gefahr bestehe weder für Mutter noch für Kind. Da sind sich alle Experten einig. Einig sind sie sich auch, wenn es um das sogenannte "Baby-Fernsehen" geht. So rät die Deutsche Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin (DEGUM) generell davon ab, Ultraschallbilder nur als Souvenir zu produzieren. "Die alleinige Ultraschalluntersuchung zur Anfertigung von Erinnerungsbildern/-videos ist aus medizinischer Sicht abzulehnen", schreibt der Verein in einer Pressemitteilung. Demnach dient Ultraschall ausschließlich der medizinischen Diagnose. Ultraschall gehört in die Hände von Fachleuten, die wissen wie Ultraschall gebraucht wird und die vor allem wissen, wie Ultraschallbilder zu interpretieren sind. So soll der Arzt Erkrankungen in einem möglichst frühen Stadium erkennen können. Beim Baby-TV aber gebe es oft wenig qualifizierte Anbieter, so die DEGUM.
Was passiert bei der Ultraschall-Untersuchung?
Ultraschalluntersuchungen sind schmerzlos und frei von Strahlen. Die Schallwellen, die bei der Sonographie zum Einsatz kommen, haben keine schädigende Wirkung auf den Fötus, auf Zellen oder Zellbestandteile des Körpers – anders als beim Röntgen.
Beim Ultraschall - oder Sonographie - schmiert der Arzt die entsprechende Stelle am Körper zunächst mit einem Gel ein. Das verhindert, dass sich zwischen dem Schallkopf und dem Körperteil, das untersucht werden soll, Luft bildet. Die kann sich störend auf den Ultraschall auswirken.
Wenn der Arzt mit dem Schallkopf nun über den Bauch einer Schwangeren fährt, sendet das Gerät Ultraschallwellen aus. Das passiert unbemerkt. Ultraschallwellen können wir nicht hören, denn diese Wellen liegen außerhalb unserer Hörweite. Der Arzt kann verschiedene Organe untersuchen, auch die weibliche Gebärmutter und damit den Fötus. Die Eltern können die Bewegungen auf dem Bildschirm verfolgen.
Und für diejenigen, die dieses bewegende Erlebnis mit anderen teilen möchten, gibt es die kommerzielle Variante. Das Angebot reicht vom "Basis-Paket" über das "Mami-Paket" bis hin zum "Baby-Paket" inklusive USB Stick. Die Kosten für ein einfaches Video von Sohn oder Tochter, aufgenommen mit einem 3D-Ultraschallgerät, liegen zwischen etwa 100 und 200 Euro. Für das luxuriöse Paket inklusive einer hübschen Verpackung müssen die Eltern weit über 200 Euro hinlegen - ohne Versandkosten, versteht sich. Neben Videos und "Hochglanzbildern" in Farbe sind auch Bildergalerien bei werdenden Eltern sehr beliebt. Baby-TV ist eine Geschäftsidee, die zu funktionieren scheint. Medizinischen Nutzen haben die Aufnahmen zwar nicht, aber außer dem Geldbeutel tun sie auch nicht weh.
Wenn die neue Strahlenschutzverordnung Ende 2020 in Deutschland in Kraft tritt, ist mit dem kommerziellen Baby-TV aber sowieso Schluss, denn dann soll Baby-Fernsehen mit kommerziellem Hintergrund verboten werden - zur Freude der Ärzte.