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Albinos in Mosambik: Leben in ständiger Gefahr

Julia Salmi-Maas18. November 2015

Vertreter aus 26 afrikanischen Ländern treffen sich in Tansania zur ersten Albinismus-Konferenz. Sie wollen aufklären, denn der Aberglaube um die Krankheit kann Betroffene immer noch das Leben kosten - auch in Mosambik.

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Mosambik Albinos in Quelimane
Bild: DW/M. Mueia

Fischer meinen, dass ihre Ausbeute größer wird, wenn sie die Haare von Albinos an ihre Netze knüpfen. Bergleute sind überzeugt, dass Knochen-Pulver von Albinos sich in Diamanten verwandelt, wenn man es eingräbt. Andere verwenden Körperteile von Albinos als Amulette und glauben, dass es eine Quelle von Reichtum ist. Weil den Menschen mit Albinismus magische Kräfte zugeschrieben werden, wurden in Mosambik allein in diesem Jahr mindestens 15 ihnen entführt und verstümmelt oder getötet. Die Dunkelziffer könnte noch weit darüber liegen, da Betroffene Angst haben, die Vorfälle zu melden.

"Bei einem unserer Mitglieder wurde schon mal eingebrochen", erzählt Laurinda Tembe, die sich im Verein 'Amor à Vida' für die Rechte von Menschen mit Albinismus engagiert und auch selbst von der Pigmentstörung betroffen ist. "In einem Fall wurde ein zweijähriges Kind gerade noch von der Polizei gerettet. In einem anderen Fall konnte eine Mutter fliehen, ihre Tochter wurde jedoch später tot aufgefunden."

Traditionelle Heiler wehren sich gegen Vorwürfe

Häufig werden traditionelle Heiler beschuldigt, für Morde an Menschen mit Albinismus verantwortlich zu sein. Der Sprecher der Vereinigung der traditionellen Mediziner Mosambiks (AMETRAMO), Fernando Mathe, weiß hingegen von nichts. Er sagt, in der traditionellen Medizin würden keine menschlichen Körperteile benutzt, “weil ein Albino nichts Besonderes hat, mit dem er sich von uns unterscheidet.“ Es gäbe aber Menschenhändler, die den Namen der traditionellen Heiler für ihre Zwecke missbrauchten.

Mosambik Organisation "Amor à Vida" - Laurinda Tembe
Laurinda Tembe setzt sich beim mosambikanischen Verein 'Amor à Vida' für Menschen mit Albinismus einBild: DW/L. Matias

In der nordmosambikanischen Stadt Nampula gibt es besonders viele Entführungen und Morde an Albinos. Die Region grenzt an Tansania, wo Menschen mit Albinismus von der Regierung sogar als "bedrohte Minderheit" eingestuft wurden. Laut Pedro Cossa von der Polizei könnte sich die Bedrohung der Albinos aus dem Nachbarland auf Mosambik ausgeweitet haben. "Es sind nicht die Ausländer, die diese Verbrechen begehen", gibt er zu bedenken. Sie stiften die Mosambikaner jedoch an, ihre "Brüder und Söhne mit Albinismus zu verfolgen."

Betroffene Kinder: Angst, in die Schule zu gehen

Wegen der angespannten Situation trauen sich viele Kinder mit Albinismus zum Beispiel nicht am Unterricht teilzunehmen. Eltern aus Nampula haben deshalb kürzlich darum gebeten, ihre Kinder in Quelimane in die Schule zu schicken, eine Stadt rund 500 Kilometer entfernt. Daraufhin demonstrierten dort sogar Lehrer und Schüler gegen die Misshandlung von Menschen mit Albinismus. "Ein Albino, der im eigenen Land flüchten muss, das stellt eine klare Menschenrechtsverletzung dar", sagt die Lehrerin Shara Ofumane. "Die Verbrecher müssen im Rahmen des Gesetzes bestraft werden."

Symbolbild Albinos in Afrika
Menschen mit Albinismus werden in Ostafrika als Geisterwesen angesehen, die Reichtum bringenBild: Tony Karumba/AFP/Getty Images

Nach Angaben der Staatsanwaltschalt befinden sich in der Provinz Nampula derzeit 38 mutmaßliche Entführer in Untersuchungshaft. Zwar kann Menschen- und Organhandel nach mosambikanischem Recht mit bis zu 20 Jahren Gefängnis bestraft werden. Doch in der Regel versickern die Fälle. Die Politik setzt vermehrt auf Prävention: Die mosambikanische Regierung hat ein Gremium ins Leben gerufen, das zumindest Maßnahmen zum Schutz von Menschen mit Albinismus ausarbeiten soll. Die Staatsanwaltschaft von Nampula reaktivierte eine Kommission zur Bekämpfung von Menschenhandel. Außerdem soll die Sicherheit an den Grenzen zwischen Mosambik, Tansania und Malawi verstärkt werden und es sind Sensibilisierungskampagnen geplant, zum Beispiel als Radiospots.

Laurinda Tembe vom Verein 'Amor à Vida' ist trotz alledem nicht sehr zuversichtlich: “Wir rufen jeden Tag nach gleichen Rechten, aber tatsächlich tut sich nichts.“

Mitarbeit: Marcelino Mueia, Leonel Matias und Sitoi Lutxeque