19 Tote bei Anschlag in Tunis
18. März 2015Die tunesische Polizei hat nach Angaben der Regierung alle Geiseln aus einem Museum unweit des Parlaments in der Hauptstadt Tunis befreit. Bei dem Einsatz seien zwei der Täter sowie ein Polizist getötet worden, teilte ein Sprecher des Innenministeriums mit. Nach Angaben der Regierung wurden bei dem Anschlag 19 Menschen getötet. Darunter seien 17 ausländische Touristen aus Deutschland, Italien, Polen und Spanien, erklärte Regierungschef Habib Essid.
Am Mittag hatten zunächst mindestens zwei mit Schnellfeuergewehren bewaffnete Männer in Kampfanzügen auf dem Platz, an dem das Museum und das Parlament liegen, das Feuer auf Sicherheitskräfte eröffnet. Dabei starben nach Angaben des Innenministeriums ein Tunesier und sieben Ausländer. Anschließend waren die Angreifer in das Museum eingedrungen. Zu dem Zeitpunkt befanden sich laut Innenministerium rund hundert Touristen in dem Gebäude. Die "Mehrheit" von ihnen sei aber in Sicherheit gebracht worden.
Tunesiens Präsident Béji Caïd Essebsi will sich nach Angaben eines Sprechers später mit einer Ansprache an die Öffentlichkeit wenden. Ministerpräsident Habib Essid kam zu Krisensitzungen mit den Ministern für Inneres und Verteidigung zusammen.
Parlamentsbetrieb eingestellt
Das Nationalmuseum von Bardo ist nach eigenen Angaben das größte Museum des Landes. Es liegt in unmittelbarer Nähe des tunesischen Parlaments. Nach den Schüssen wurden der Parlamentsbetrieb eingestellt und die Abgeordneten aufgefordert, sich in der Versammlungshalle einzufinden, wie eine Abgeordnete der Ennahda-Partei sagte.
Tunesien war das erste arabische Land, in dem Ende 2010 der Arabische Frühling begonnen hatte. Im Gegensatz zu vielen anderen arabischen Staaten machte Tunesien jedoch eine politische Entwicklung durch, die international vielfach gewürdigt wurde. Gewalt, Repressionen und Gesetzlosigkeit blieben im Vergleich zu vielen anderen arabischen Ländern eher Ausnahmeerscheinungen.
Allerdings erlebte die bewaffnete Dschihadistenbewegung seit der Revolution einen Aufschwung. Seither wurden rund 60 Polizisten und Militärs bei Zusammenstößen getötet, die meisten an der Grenze zu Algerien, wo eine mit dem Terrornetzwerk Al-Kaida verbündete Gruppe aktiv ist.
stu/cr (dpa, afp, rtr)