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Konflikte

Zweiter schwerer Schlag gegen Terrormiliz IS

27. Oktober 2019

Gerade hat die Terrormiliz IS in Nordsyrien ihren Anführer Al-Bagdadi verloren, der sich bei einem US-Militärangriff in die Luft sprengte. Nun wurde bei einer weiteren Militäraktion der IS-Sprecher Al-Muhadschir getötet.

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Syrien Einsatz gegen IS-Spitze läuft weiter | Abu Hassan al-Muhajir
Einige Syrer beobachten Brände nach dem Angriff auf den IS-Sprecher in Ain al-Baida Bild: AFP/A. Watad

Dieses Mal führten US-Soldaten die Attacke gemeinsam mit Vertretern des Geheimdienstes der Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF) durch. Ziel war der IS-Sprecher Abu Hassan al-Muhadschir, der als enger Berater des bisherigen Anführers der Terrormiliz "Islamischer Staat", Abu Bakr al-Bagdadi, galt. Die Militäraktion habe am Sonntag in der Ortschaft Ain al-Baida im Norden der syrischen Provinz Aleppo stattgefunden, sagte ein ranghohes kurdisches SDF-Mitglied. Al-Muhadschir sei die rechte Hand von Al-Bagdadi gewesen. Die SDF sind ein von den kurdischen Volksverteidigungseinheiten (YPG) dominiertes Militärbündnis. Gegen die Kurdenmiliz YPG richtet sich die jüngste Militäroffensive der Türkei im Norden Syriens.

Ein Reporter der französischen Nachrichtenagentur AFP sah in Ain al-Baida zwei Fahrzeuge, die durch Luftangriffe zerstört worden waren, und drei Leichen. Auch die in Großbritannien ansässige Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte meldete den Tod von IS-Sprecher Al-Muhadschir. Nach ihren Angaben war er eines von fünf IS-Mitgliedern, die bei einem US-Militäreinsatz getötet wurden.

Über die Identität Al-Muhadschirs ist wenig bekannt. In Fotos und Videos des IS soll er bisher nicht aufgetaucht sein, er gilt aber als eine der wichtigsten Figuren der Miliz. Als IS-Sprecher ist er die Stimme der Terrormiliz und hat Anhänger und Sympathisanten im Westen in mehreren Audiobotschaften dazu aufgerufen, Anschläge zu verüben. Al-Muhadschir hatte den Job von IS-Propagandachef Abu Mohammed al-Adnani übernommen, der im August 2016 durch einen US-Luftangriff getötet wurde. Analysten der Soufan Group hatten Al-Adnani als zweithöchstes IS-Mitglied bezeichnet.

Kommandoaktion gegen Al-Bagdadi

Wenige Stunden zuvor hatte US-Präsident Donald Trump bekannt gegeben, dass der IS-Anführer Abu Bakr al-Bagdadi bei einer Kommandoaktion des US-Militärs im Nordwesten Syriens getötet worden sei. Nach dem Terroristen hatten die US-Geheimdienste und -Streitkräfte jahrelang gefahndet, er galt als der meistgesuchte Mann der Welt.

Die Kommandoaktion fand in der Nacht zum Sonntag in der Nähe der Ortschaft Barischa in der Provinz Idlib im Nordwesten Syriens statt, mehr als hundert Kilometer von Ain al-Baida entfernt. Idlib ist das letzte große Rebellengebiet in Syrien. Barischa liegt wenige Kilometer von der türkischen Grenze entfernt. Die US-Streitkräfte haben in der Region keine Präsenz.

Syrien Einsatz gegen IS-Spitze läuft weiter | Barisha
Das Versteck Al-Bagdadis in Barischa wurde bei der US-Militäraktion völlig zerstörtBild: AP Photo/G. Alsayed

Sprengsatz im Tunnel gezündet

Der IS-Chef sei vor dem US-Kommando in einen Tunnel geflüchtet und habe sich durch Zünden einer Sprengstoffweste selbst getötet, berichtete Trump. Al-Bagdadi habe dabei auch drei Kinder mit in den Tod gerissen. "Er ist wie ein Hund gestorben. Er ist wie ein Feigling gestorben", sagte Trump. Experten hätten vor Ort mit DNA-Analysen die Identität Al-Bagdadis bestätigt.

Bei dem Einsatz seien auch zahlreiche IS-Kämpfer getötet worden, so der Präsident. US-Soldaten hätten keine Verluste erlitten. Das Weiße Haus teilte mit, zwei US-Soldaten seien leicht verletzt worden, seien aber bereits wieder im Dienst. Mehrere IS-Kämpfer seien gefangen genommen worden. Elf Kinder, die sich in dem Areal aufhielten, seien in Obhut genommen worden.

Trump sagt Danke

Trump bedankte sich bei Russland, der Türkei, Syrien, dem Irak und den syrischen Kurden für deren Unterstützung. Die US-Spezialkräfte seien mit acht Hubschraubern zum Einsatzort geflogen. Dabei seien auch von Russland und der Türkei kontrollierte Gegenden überflogen worden.

Syrien Einsatz gegen IS-Spitze läuft weiter | Barisha
Ein Satellitenbild zeigt den Bauernhof von Al-Bagdadi in Nordsyrien vor dem Angriff Bild: Reuters/Maxar Technologies

Der SDF-Oberkommandierende Maslum Abdi schrieb auf Twitter, Al-Bagdadis Tod sei das Ergebnis einer über fünf Monate dauernden Zusammenarbeit der Geheimdienste gewesen. Die von der Kurdenmiliz YPG dominierten SDF waren bisher der wichtigste Verbündete der US-Streitkräfte im Kampf gegen den IS. Zuletzt geriet dieses Bündnis allerdings unter erheblichen Druck. Trump steht seit Wochen in der Kritik, weil er die US-Truppen aus dem nordsyrischen Grenzgebiet zur Türkei abgezogen hat. Damit ebnete er den Weg für eine türkische Offensive gegen die YPG in der Region.

IS-Chef Al-Bagdadi hatte im Juli 2014 ein "Kalifat" in Syrien und im Irak ausgerufen, in dem zeitweise mehrere Millionen Menschen lebten. Eine internationale Koalition unter Führung der USA zusammen mit nationalen Soldaten im Irak und kurdischen Milizen in Syrien eroberten dann in erbitterten Kämpfen nach und nach die IS-Gebiete zurück. Im Ausland, darunter auch in europäischen Städten, verüben IS-Anhänger immer wieder Anschläge. Westliche Politiker erklärten am Sonntag, mit dem Tod al-Bagdadis sei der Kampf gegen den IS keineswegs beendet.

kle/se (afp, rtre, dpa)