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Utopien bei der Ruhrtriennale 2017

18. August 2017

Intendant Johan Simons gibt dieses Jahr seinen Abschied. Er sieht die humanistisch-aufgeklärte Weltsicht schmerzvoll in Frage gestellt. Kunst sei zentral, um Zeitfragen nachzuspüren und eine Zukunftsvision zu entwickeln.

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Ruhrtriennale 2017: Installation: The Heads
Bild: Heike Kandalowski

Mit dem Titel "Freude schöner Götterfunken" unterstreicht die diesjährige Ruhrtriennale ihren Themenschwerpunkt der Utopien und Visionen: 700 Künstler aus 30 Länder zeigen ab 18. August ihre Stücke beim "Festival der Künste" im Ruhrgebiet. Das Programm umfasst die Bereiche Musik, Musiktheater, Schauspiel, Tanz und Installation. Es ist das letzte Programm unter der Intendanz des Niederländers Johan Simons, der ab 2018 die Intendanz des Schauspielhauses Bochum übernimmt. Der 70-Jährige äußerte sich bei der Vorstellung des Programms sehr skeptisch zum Zustand der Welt: "Unser Selbstverständnis bekommt Risse. Unsere europäische, humanistisch-aufgeklärte Sicht auf die Welt ist nicht die einzig denkbare. Wir sind mit aggressiven Gegenentwürfen konfrontiert." Auch stelle sich die moralische Frage, "wie lange wir noch in diesem absurden Luxus leben können". Des einen Freude werde zum Schmerz des anderen. Vor diesem Hintergrund sei es wichtig, in der Kunst auf visionäre Weise die Zukunft zu vertonen, zu erzählen und zu verbildlichen, sagte Simons.

Ein Programm am Puls der Zeit 

Das experimentelle Festival eröffnet mit Claude Debussys "Pelléas et Mélisande" in der Jahrhunderthalle Bochum. In dieser "Oper der Moderne" gehe es um reale aktuelle Erfahrungen wie Einsamkeit, Angst und Verlorenheit, erläuterte Simons. Mit seiner letzten Spielzeit bringt der Festivalintendant außerdem seine auf drei Jahre angelegten Projekte zum Abschluss, wie die Emile-Zola-Trilogie von Luk Perceval und die Dante-Trilogie des Choreographen Richard Siegal.

Ruhrtriennale 2017 Johan Simons
Johan Simons wird bei seiner neuen Stelle als Theaterintendant in Bochum ein multikulturelles Ensemble aufbauenBild: Edi Szekely

22 der 41 Produktionen sind Uraufführungen. Am 25. August kommt das Musiktheater-Stück "Kein Licht" des französischen Komponisten Philippe Manoury mit einem Text der österreichischen Literatur-Nobelpreisträgerin Elfriede Jelinek auf die Bühne. Das Stück aus dem Jahr 2011 spielt in einer Welt nach einem Super-Gau und rechnet mit der Beherrschbarkeit der Technik ab. Jellinek hat es 2017 mit einer Episode zum US-Präsidenten Donald Trump und seiner Atom- und Klimapolitik ergänzt. 

Die Ruhrtriennale 2017 solle ein "Festival der gemeinsamen Erfahrungen" werden, auf dem man über "Leben und Zusammenleben" sprechen könne, betonte Simons. Bespielt werden 14 Orte im ganzen Ruhrgebiet. Darunter sind neben der Jahrhunderthalle Bochum unter anderem die Gebläsehalle im Landschaftspark Duisburg-Nord, die Zeche Zollern in Dortmund und der Ringlokschuppen Ruhr in Mülheim an der Ruhr.

jhi/bb/rf (epd, dpa)