Nach dem Anschlag
21. September 2008Nach dem verheerenden Selbstmordanschlag auf das Marriott-Hotel in Islamabad haben Rettungskräfte am Sonntag (21.09.2008) in den noch qualmenden Ruinen des Gebäudes weiter nach Überlebenden gesucht. Polizeiangaben zufolge starben mindestens 52 Mensche, 260 wurden verletzt. Die Polizei befürchtete aber zahlreiche weitere Opfer in den Trümmern des Gebäudes.
"Krebsgeschwür, das wir ausrotten werden"
Die meisten Opfer, insgesamt 39, seien Hotelangestellte, darunter drei Ausländer, sagte der Chef des "Marriott"-Hotels, Sadruddin Hashwani, am Sonntag. Unter den Toten ist nach örtlichen Behördenangaben auch der tschechische Botschafter Ivo Zdarek. Nach Angaben des dänischen Außenministerium wird auch ein dänischer Botschaftsvertreter seit dem Anschlag vermisst. Wie eine Sprecherin des Auswärtigen Amtes am Sonntag in Berlin mitteilte, sind unter den Verletzten auch mindestens sieben Deutsche. Meldungen pakistanischer Medien über ein mutmaßliches deutsches Todesopfer konnte sie nicht bestätigen.
Präsident Asif Ali Zardari kündigte nach dem Anschlag Vergeltung an. "Das ist eine Bedrohung, ein Krebsgeschwür in Pakistan, das wir ausrotten werden", sagte Zardari nach dem Anschlag. "Wir werden uns von diesen Feiglingen nicht abschrecken lassen, Pakistaner sind mutig und furchtlos, sie fürchten sich nicht vor dem Tod", erklärte der Staatschef, dessen Frau Benazir Bhutto im Dezember vergangenen Jahres nach einer Wahlkampfkundgebung ermordet wurde. "Ich rufe alle demokratischen Kräfte auf, Pakistan zu schützen."
Eine Tonne Sprengstoff
Wenige Stunden zuvor hatte ein Selbstmordattentäter einen mit Sprengstoff vollgeladenen Lastwagen in die Absperrung des Marriott-Hotels gefahren. Die gewaltige Detonation riss ein etwa zehn Meter tiefes Loch in die Straße vor dem Hauptgebäude des Luxushotels. Die Restaurants im Inneren waren um diese Zeit voll besetzt, viele Familien wollten dort das abendliche Fastenbrechen im Ramadan begehen. Gebäude in mehreren hundert Meter Entfernung wurden durch die Druckwelle beschädigt, zahlreiche Fensterscheiben zersprangen. Polizeisprecher Asghar Raza Gardaizi sagte, vermutlich sei rund eine Tonne Sprengstoff zur Explosion gebracht worden.
Offiziellen Angaben zufolge wurde durch die Explosion eine Gasleitung beschädigt und ein Brand ausgelöst. Aus den oberen Stockwerken seien Menschen in ihrer Verzweiflung aus den Fenstern in den Tod gesprungen, um sich vor den Flammen zu retten, berichtete ein Polizist. Feuerwehrleute arbeiteten die ganze Nacht daran, das Feuer zu löschen.
Weltweite Empörung
Zu dem Anschlag bekannte sich zunächst niemand. Es habe aber Geheimdienstinformationen gegeben, dass Extremisten etwas zur Antrittsrede Zardaris vor dem Parlament am Samtag planten, sagte Innenminister Rehman Malik. Die Sicherheitsvorkehrungen seien deshalb verschärft worden.
Die Tat rief weltweit Empörung hervor. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon nannte den Anschlag einen "abscheulichen" und "erschreckenden" Terrorangriff. Der "wahllose Angriff auf Zivilisten" sei nicht zu rechtfertigen, erklärte er in New York. US-Präsident Bush sicherte der pakistanischen Regierung Unterstützung im Kampf gegen den Terrorismus zu. Der Angriff sei eine Erinnerung an die Bedrohung Pakistans, der USA sowie aller, die sich dem gewaltsamen Extremismus entgegenstellten, erklärte Bush.
Die EU äußerte ihre "Bestürzung". Der britische Außenminister David Miliband versicherte, der Anschlag werde Großbritanniens Entschlossenheit im Kampf gegen den Extremismus in Pakistan bestärken. Die französische Regierung erklärte ebenfalls, durch den Anschlag werde die Absicht Frankreichs bestärkt, mit Pakistan im Kampf gegen den Terrorismus zu kooperieren. Auch die Regierungen von Italien, Kanada und Australien verurteilten die Tat. (stu)