Verheerender Anschlag
20. September 2008Ein verheerender Autobombenanschlag auf das schwer bewachte Marriot-Hotel im Zentrum der pakistanischen Hauptstadt Islamabad hat am Samstagabend (20.09.2008) mindestens 50 Menschen getötet. Das berichteten mehrere pakistanische Fernsehsender unter Berufung auf die Polizei. Ein Polizeisprecher teilte mit, mindestens hundert Menschen seien verletzt worden, viele schwebten in Lebensgefahr. Es wird befürchtet, dass die Opferzahl weiter ansteigt, da noch immer Gäste und Angestellte in dem brennenden Gebäude, das einzustürzen drohte, eingeschlossen sind. Fernsehbilder zeigten leblose Körper und blutende Verletzte in der Umgebung des Hotels.
Ein Polizeisprecher teilte am Abend mit, es handele sich wahrscheinlich um einen Selbstmordanschlag. Kurz nach 20 Uhr Ortszeit war nach Polizeiangaben eine Autobombe vor den Sicherheitsbarrieren des Marriott-Hotels explodiert. Die gewaltige Detonation riss einen mehr als drei Meter tiefen Krater in die Straße und zerstörte die Rezeption des Hotels sowie Teile der Fassade. In zahlreichen der mehr als 300 Zimmer brachen Brände aus. Auch Gebäude in der Nachbarschaft des Hotels wurden beschädigt. Noch in einem Kilometer Entfernung zerbrachen nach Polizeiangaben Fensterscheiben.
Deutsche Botschaft eingeschaltet
Das Marriot-Hotel liegt in einer Hochsicherheitszone im Stadtzentrum, nur etwa 500 Meter von den Residenzen des Präsidenten und des Regierungschefs entfernt. Es gehört zu den größten Hotels in Islamabad und ist bevorzugtes Ziel ausländischer Gäste.
Unter den Toten und Verletzten sollen nach Angaben von Ärzten auch Ausländer sein. Das Auswärtige Amt hatte zunächst keine Angaben über mögliche deutsche Opfer. "Wir stehen mit den pakistanischen Behörden in engem Kontakt und prüfen derzeit, ob Deutsche betroffen sind", sagte eine Sprecherin des Außenministeriums in Berlin. Die deutsche Botschaft in Islamabad sei eingeschaltet.
Drohendes Chaos
Kurz vor dem Anschlag hatte Pakistans neuer Präsident Alif Ali Zardari seine Antrittsrede vor dem Parlament gehalten und die pakistanische Regierung auf ein hartes Vorgehen gegen islamistische Kämpfer eingeschworen. "Terrorismus und Extremismus müssen ausgemerzt werden, ganz egal wo und wann sie ihr hässliches Haupt erheben", sagte er.
Der Witwer der ermordeten Oppositionsführerin Benazir Bhutto war vor zwei Wochen von den beiden Kammern des Parlaments und den vier Provinzversammlungen zum neuen Präsidenten gewählt worden. Seine Pakistanische Volkspartei (PPP) ist seit den Wahlen vom vergangenen Februar stärkste politische Kraft im Parlament.
Der schwere Anschlag vom Samstag droht das Land weiter ins Chaos zu stürzen, das unter innenpolitischer Instabilität und eine Welle von Anschlägen islamistischer Aufständischer leidet. Erst vor zehn Tagen waren bei einem Anschlag auf eine Moschee im Nordwesten Pakistans 20 Menschen getötet worden. In den vergangenen zwölf Monaten kamen fast 1200 Menschen bei Anschlägen ums Leben. Die fundamentalistischen Rebellen finden im von den Behörden nicht kontrollierten Nordwesten des Landes Unterschlupf und werden dort auch von US-Truppen angegriffen, die in Afghanistan stationiert sind. Diese Einsätze wurden von Zardari am Samstag erneut scharf zurückgewiesen. (stu)