Wird der Nobelpreis bald klimafreundlich?
9. Dezember 2016An diesem Wochenende werden wieder feierlich die Nobelpreise für herausragende Leistungen vergeben. Nun fordern 14 Nobelpreisträger die Nobelstiftung in einem Brief auf, dass auch das Stiftungsvermögen der Menschheit dient und die Stiftung nicht von der "Zerstörung unseres Klimas profitieren sollte".
Konkret fordern die Nobelpreisträger, dass die Nobelpreisstiftung, die über rund 420 Millionen Dollar verfügt, ab sofort nicht mehr in Unternehmen investiert, die ihr Geld mit Kohle, Öl und Gas verdienen und dass alle bestehende Aktien und Anleihen in der fossilen Energiewirtschaft in den nächsten fünf Jahren veräußert werden.
Darüberhinaus fordern die Nobelpreisträger, dass die Stiftung regelmäßig über die Umsetzung und Fortschritte des sogenannten "Divestments" informiert und das freiwerdende Kapital vor allem in erneuerbare Energien, Energieeffizienz, Klimalösungen und Klimaschutzmaßnahmen investiert.
Divestment im Interesse von Alfred Nobel?
Zu den 14 Preisträgern, die den Brief unterzeichneten, befinden sich der Atmosphärenchemiker Paul Josef Crutzen, mehrere Friedensnobelpreisträger wie die iranische Menschenrechtsaktivistin Shirin Ebadi, die jemenitische Frauenrechtlerin Tawakkol Karman und der argentinische Menschenrechts- und Friedensaktivist Adolfo Pérez Esquivel. Hinzu kommen mehrere Mitglieder des Weltklimarats (IPCC), dem 2007 der Friedensnobelpreis verliehen wurde.
In dem Brief an die Nobelstiftung erinnern die Preisträger und Wissenschaftler an die letzten Worte vom Stiftungsgründer im Testament: "Alfred Nobel schrieb, dass die Preise an diejenigen verliehen werden sollten, 'die der Menschheit den größten Nutzen geleistet haben'. Wir nehmen uns die letzten Worte zu Herzen und erwarten, dass auch die Nobelstiftung im Interesse der Menschheit handelt und für die Gesundheit unseres Planeten, auf die wir alle angewiesen sind, Sorge trägt".
Im Kampf gegen den Klimawandel habe die Stiftung zudem eine historische Rolle gespielt und diejenigen Ausgezeichnet, die mit ihren Studien den Klimawandel in die Öffentlichkeit brachten. "Heute besteht die dringende Notwendigkeit, angesichts der Erderwärmung das Pariser Abkommen umzusetzen und wir bitten Sie, mehr zu tun. Unsere Institutionen müssen ein Beispiel für den neuen Weg sein."
Die Unterzeichner hoffen, dass die Nobelstiftung ein Zeichen setzt und sich somit der globalen Devistmentbewegung anschließt. Zu der Bewegung gehören inzwischen zahlreiche Städte, Stiftungen, Universitäten, Pensionsfonds und Versicherungen, die ihre Gelder aus der fossilen Energiewirtschaft abziehen und über ein Gesamtvermögen von über 3,4 Billionen Dollar verfügen.
Die Nobelstiftung bezeichnet in ihrem Antwortschreiben die Lösung des Klimaproblems als eines "der wichtigsten Themen von heute" und versprach das Anliegen in der Zukunft zu diskutieren.
Divestment als Instrument für den Klimaschutz?
Die Divestmentbewegung gilt als sehr wichtiger Teil der Klimaschutzbewegung. Mit einer globalen Investitionswende soll eine zukunftsfähige Weltwirtschaft ermöglicht werden.
Der Zusammenhang von Kohle, Öl und Gasvorkommen, über die Energieunternehmen zwar verfügen aber die zur Erreichung der Klimaziele nicht mehr verbrannt werden dürfen (Grafik), zeigt, wie heikel die Situation für Energieunternehmen, Finanzwirtschaft und Menschheit ist.
Würden die Energieunternehmen ihre Kohle, Öl und Gasvorräte noch komplett fördern und verkaufen, so würde sich die Erdtemperatur um mehr als sechs Grad erwärmen mit katastrophalen Folgen.
Wird dagegen die Förderung auf das notwendige Maß zur Erreichung der Klimaziele begrenzt, so blieben die Energieunternehmen auf über 70 Prozent ihrer Ressourcen sitzen. "Die Risiken des Klimawandels treffen uns alle", sagt Mitunterzeichner Hans Joachim Schellnhuber vom Weltklimarat (IPCC). Der Direktor des Potsdam Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) und Berater der Bundesregierung und EU sagt: "Wenn jetzt der Finanzsektor viele Milliarden aus dem fossilen Geschäften abzieht, dann handelt er also nicht nur moralisch verantwortlich, sondern auch ökonomisch vernünftig". Auch aus diesem Grund glaubt Schellnhuber, dass Divestment "eine ganz große Bewegung des 21. Jahrhunderts werden wird".