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PolitikAfrika

Die Gupta-Brüder: Strippenzieher in Südafrika

Philipp Sandner | Martina Schwikowski
7. Juni 2022

Die Einflussnahme der Gupta-Brüder ist symptomatisch für die Korruption in Südafrika unter Präsident Jacob Zuma. Jetzt sind zwei von ihnen in den Vereinten Arabischen Emiraten festgenommen worden. Wer sind die Brüder?

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Rajesh Gupta
Rajesh Gupta (Mitte, Archivbild)Bild: Sanchit Khanna/Hindustan Times/imago

"Die Zuptas" werden sie bisweilen genannt. Doch Scherze und Wortspiele können nicht darüber hinwegtäuschen, dass ihre Freundschaft einen fatalen Einfluss auf die Geschicke eines ganzen Landes hatte: Die Nähe des früheren südafrikanischen Präsidenten Jacob Zuma zu den mächtigen Geschäftsleuten Ajay, Atul und Rajesh Gupta kannte kein Maß, wie die Autoren eines bisher nur in Teilen veröffentlichten Untersuchungsberichts deutlich machen. Zuma war demnach "willens, alles zu tun, was die Guptas von ihm verlangten".

Insbesondere geht es um die systematische Einflussnahme auf die Ernennung von Ministern und Top-Managern. Mehrere Ministerien sowie Behörden und Strukturen der Regierungspartei ANC sind betroffen. Erst 2017 stürzte das mächtige Konstrukt mit der Veröffentlichung einer Investigativ-Recherche, der Gupta-Leaks, in sich zusammen. Anfang 2018 wurde Jacob Zuma vom ANC zum Rücktritt gezwungen und die Gupta-Brüder setzten sich in die Vereinigten Arabischen Emirate ab. Dort sind jetzt Rajesh und Atul Gupta nach jahrelanger Fahndung festgenommen worden. Zuma hatte bereits im vergangenen Jahr eine 18-monatige Haftstrafe angetreten, die später aus gesundheitlichen Gründen ausgesetzt wurde.

Indisches Geschäftsreich

Die Brüder Ajay, Atul und Rajesh Gupta - heute alle in ihren Fünfzigern - zogen 1993 aus Nordindien nach Südafrika - auf Anregen ihres Vaters, der glaubte, Afrika würde im Hinblick auf seine Möglichkeiten das "Amerika der Welt" werden. Das Land befand sich damals im Umbruch. Die Apartheid war vorbei und wurde 1994 von einer ANC-Regierung abgelöst. In ihrer Heimat waren die Guptas kleine Geschäftsmänner - in Südafrika gründete Atul Gupta das neue Familiengeschäft "Sahara Computers".

Afrika Johannesburg Ajay und Atul Gupta bei Interview
In Südafrika bauten sich die gebürtigen Inder ein Imperium auf - hier Ajay und Atul Gupta 2011Bild: imago/Gallo Images

Die Guptas bauten sich ein Wirtschaftsimperium mit rund 10.000 Mitarbeitern auf. Ihr riesiges privates Anwesen befand sich in dem vornehmen Johannesburger Vorort Saxonworld, ihr Geschäftsreich umfasste auf dem Höhepunkt ihrer Macht verschiedene Computerfirmen und Minengeschäfte - und Medien: So die südafrikanische Tageszeitung "The New Age" und das "African News Network" (ANN), ein 24-Stunden-Nachrichtenkanal in Johannesburg. Auch für Technologie, Luftfahrt und den Energiesektor zeigten sie Interesse.

Machtmissbrauch 

2013 kamen erstmals lautere Bedenken wegen unangemessener Einflussnahme auf. Ein Flugzeug der Familie war auf dem Waterkloof-Luftstützpunkt in der Nähe von Pretoria gelandet. Die Militärbasis ist eigentlich für Staatsoberhäupter und diplomatische Delegationen reserviert. Der Konvoi von Luxuskarossen mit 200 Gästen einer Familienhochzeit wurde von der Polizei zu einem Ferienresort im nahegelegenen Rustenburg eskortiert. Südafrikaner fragten sich, wer den Gästen die Erlaubnis gegeben hatte, auf dem Militärflughafen zu landen.

Südafrika Ex-Präsident Jacob Zuma
Jacob Zuma wurde zu einer Haftstrafe verurteilt - die wegen seines Gesundheitszustands ausgesetzt wurdeBild: EMMANUEL CROSET/AFP

Der regierende ANC stimmte mit der Democratic Alliance (DA) überein, dass dies ein krasser Machtmissbrauch sei - begangen durch eine Familie, die eine auffallende Nähe zu Südafrikas damaliger Präsidentenfamilie pflegte. Eine von Präsident Zumas Frauen, Boni Ngema-Zuma, arbeitete zu dem Zeitpunkt in einer von den Guptas geführten Mine. Die Gupta-Brüder sollen ihre Villa bezahlt haben, stritten das aber ab. Die Tochter des Präsidenten, Duduzile Zuma, war Direktorin bei Sahara Computers und Duduzane Zuma, einer seiner Söhne, war der Direktor von mehreren Gupta-Firmen. Duduzile Zuma war 2008 zur Direktorin ernannt worden - sechs Monate nachdem ihr Vater zum ANC-Präsidenten gewählt worden war. Die Zuma-Geschwister haben ihre Posten mittlerweile niedergelegt.

Kabinettsposten

Von besonderer Brisanz ist, dass die Gupta-Brüder offenbar über Jahre großen Einfluss auf die Ernennung von Ministern nehmen konnten - so im Finanzministerium. Dafür soll Zuma gesorgt haben. 2015 ließ die Benennung des unbekannten und (mutmaßlich) unqualifizierten Zuma-Parteifreundes David van Rooyen zum Finanzminister gar die Landeswährung einbrechen. Zuma ersetzte van Rooyen wenige Tage später still und leise durch Pravin Gordhan. Eine spätere Untersuchungskommission attestierte anhand von Telefonaufzeichnungen van Rooyens engen Kontakt zu den Guptas.

Südafrika | Proteste gegen gegen Prädsident Zuma
Nach den "Guptaleaks" nahmen die Proteste zuBild: Mujahid Safodien/AFP/Getty Images

Weitere spektakuläre Kabinettsumbildungen sollten folgen - und nie waren die Guptas weit. Doch nicht immer bekamen die Geschäftsleute ihren Willen. Der ehemalige Vize-Finanzminister Mcebisi Jonas sagte der Untersuchungskommission, ein Mitglied der Gupta-Familie habe ihm angeboten, ihn auf den Ministerposten zu befördern. Ajay Gupta soll ihm sogar 600 Millionen Rand (knapp 40 Millionen Euro) angeboten haben und ihn gefragt haben, ob er eine Tasche habe, um das Geld zu transportieren. Jonas lehnte nach eigener Aussage ab.

Auch internationale Unternehmen wurden in den Strudel der Korruption gezogen. Der börsennotierte deutsche Softwarekonzern SAP gab sich nach auffallend hohen Geldflüssen an südafrikanische Staatskonzerne reumütig: Man werde keine Verkaufsprovisionen bei Geschäften mit staatlichen Unternehmen mehr zahlen in Ländern, die auf dem Korruptionswahrnehmungsindex von Transparency International schlecht abschnitten, hieß es nach Bekanntwerden der Verwicklungen. Doch da waren die Gupta-Leaks bereits veröffentlicht - und die fetten Jahre bereits vorbei.