1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Korruptionsvorwürfe gegen deutsches Softwareunternehmen

Martina Schwikowski
27. Juli 2017

Seit Jahren wird am Kap über die Geschäftspraktiken der indischen Unternehmerfamilie Gupta diskutiert. Journalisten behaupten nun, auch der deutsche Softwarehersteller SAP habe Schmiergeld an eine Gupta-Firma gezahlt.

https://p.dw.com/p/2hGlB
Deutschland Zentrale des Software-Herstellers SAP in Walldorf
Bild: picture-alliance/dpa/U. Anspach

Gupta-Gate weitet sich aus: Der mächtigen Unternehmerfamilie aus Indien wird vorgeworfen, den südafrikanischen Staat vereinnahmt zu haben. Die drei Gupta-Brüder sind eng mit Präsident Jacob Zuma befreundet. In gemeinsamen Absprachen sollen Kabinettsposten besetzt und Geschäfte für die Guptas gegen Profite für den Zuma-Clan begünstigt worden sein. Nun ist auch der deutsche Softwarekonzern SAP, der am Kap eine große Niederlassung besitzt, in die Affäre verwickelt. Laut Ermittlungen der unabhängigen Journalistenorganisation "Amabhungane" sind vor zwei Jahren sieben Millionen Euro an ein Unternehmen der in Südafrika lebenden Gupta-Familie geflossen. Die Journalisten vermuten, SAP habe sich mit einem Schmiergeld an die Guptas einen Auftrag vom Staatsunternehmen Transnet gesichert.

Emails aus dem Herzen des Firmenimperiums

Der SAP-Konzern soll das Bestechungsgeld als Vertriebsprovision in Höhe von zehn Prozent des Auftragsvolumens getarnt gezahlt haben, und zwar an die Firma "CAD House", die 3D-Drucker herstellt. Laut örtlichen Medienberichten besitzt der Sohn des südafrikanischen Präsidenten, Duduzane Zuma, zehn Prozent der Gupta-Firma. Ihre Informationen beziehen die Journalisten aus einem Wust von rund 200.000 E-Mails, die im Juni einigen südafrikanischen Medienhäusern zugespielt worden sind. Investigative Journalisten haben sich zusammengeschlossen, um die Mails zu durchforsten. "Wir haben keine Zweifel, dass sie echt sind", sagt Susan Comrie, Journalistin bei "Amabhungane". "Die Mails kommen von Angestellten aus dem Herzen des Gupta-Imperiums."

Afrika Johannesburg Ajay und Atul Gupta bei Interview
Den Brüdern Ajay und Atul Gupta wird nachgesagt, starken Einfluss auf Jacob Zumas Regierung zu besitzenBild: imago/Gallo Images

Die schwerwiegenden Vorwürfe gegen das deutsche Unternehmen sind vom südafrikanischen SAP-Geschäftsführer Brett Parker als "unzutreffend" abgestritten worden. Die Firma hat ihn mittlerweile beurlaubt. Unter dem Druck der Vorwürfe versucht Europas größtes Software-Haus, für mehr Transparenz zu sorgen. Die SAP-Zentrale in Walldorf leitete interne Ermittlungen zu den Anschuldigungen ein und entließ daraufhin vier südafrikanische Geschäftsführer. Das geht aus zwei Pressemitteilungen der Firma hervor. Mehr will SAP derzeit nicht dazu sagen, erklärte Sprecherin Nicola Leske schriftlich auf eine Interview-Anfrage der Deutschen Welle.

Dubiose Zahlungen von SAP

SAP-Vorstandsmitglied Adaire Fox-Martin ist von Deutschland nach Südafrika gereist, um gemeinsam mit Ermittlern dem Vorwurf nachzugehen, der Konzern habe Geld in dunkle Kanäle fließen lassen, um im Gegenzug lukrative Aufträge der staatlichen Transportfirma Transnet zu sichern. Transnet betreibt Eisenbahnen, Häfen und Pipelines. SAP bietet Software zur Verwaltung und Steuerung solcher Anlagen an. Die Deutschen sind Marktführer, haben Hunderttausende Kunden in aller Welt und besitzen eines der modernsten Datenbanksysteme der Branche.

Südafrika - Aufruhr im Parlament
Im März 2016 verließen Mitglieder von Südafrikas größter Oppositionspartei aus Protest eine Debatte über die Verbindungen der Guptas zur Zuma-RegierungBild: Getty Images/AFP/D. Harrison

SAP bestreitet nicht die Existenz eines Vertrags mit CAD House. Aber die Firma besteht darauf, dass es sich bei den Zahlungen nicht um Schmiergeld gehandelt habe, sondern um die Vergütung für eine Dienstleistung, die CAD House tatsächlich erbracht habe. Journalistin Susan Comrie ist dennoch skeptisch: "Wir haben nichts gefunden, was auf eine Leistung seitens CAD House hindeuten könnte. Es ist eine kleine Firma, die kein Expertenwissen über SAP-Produkte besitzt." Nachdem der Skandal öffentlich geworden sei, habe CAD House direkt eine neue Webseite ins Internet gestellt - dort sei dann der Hinweis zu finden gewesen, die Firma habe eine Partnerschaft mit SAP, sagt Comrie - "interessant, denn das stand vorher nicht auf der Firmenseite."

Vorwürfe gegen weitere deutsche Firmen

Als weiteres Indiz, dass CAD House als Deckmantel für illegale Transaktionen genutzt worden ist, fügt sie hinzu: "Die Zahlungen sind sofort an andere Firmen geleitet worden, die mit den Guptas in Verbindung stehen. Das deutet auf Geldwäsche hin." Es sei auch bezeichnend mit Blick auf die Bestechungsvorwürfe, dass SAP angekündigt habe, alle Verträge mit Firmen in Südafrika zu überprüfen. SAP ist nicht das einzige Unternehmen, dem auf Grundlage der durchgesickerten E-Mails Bestechung vorgeworfen wird. Auch T-Systems, eine Tochter des Unternehmens Deutsche Telekom AG, soll für Transnet-Aufträge Provisionen an Gupta-Unternehmen gezahlt haben. 

Die Informationen aus den E-Mails sind noch längst nicht ausgeschöpft, und weitere Enthüllungen sind zu erwarten. Am Montag veröffentlichten die Journalisten von "Amabhungane" einen neuen Fall: Die deutsche Firma Software AG habe Geld an eine von den Guptas kontrollierte Firma fließen lassen. Auch hier war es angeblich das Ziel, einen Vertrag in Höhe von 12 Millionen Euro mit dem Staatsunternehmen Transnet zu sichern.