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WHO kritisiert Coronavirus-"Infodemie"

3. Februar 2020

Die Weltgesundheitsorganisation beklagt die unübersichtliche Informationsflut beim Thema Coronavirus. Mit einer eigenen Infokampagne will die WHO nun für Klarheit sorgen und Überreaktionen verhindern.

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China: Angst vor weiteren Fällen des Coronavirus
Bild: Imago/W. Quanchao

Der Ausbruch des Erregers "2019-nCoV" sei von einer "massiven Infodemie", einer Überschwemmung an Informationen begleitet worden, kritisiert die Weltgesundheitsorganisation (WHO) in Genf. Einige Informationen über das neuartige Coronavirus seien korrekt, andere nicht.

Da die Flut an Informationen es vielen Menschen schwer mache, zwischen Mythen und Fakten zu unterscheiden, startete die WHO eine große Informationskampagne auf Facebook, Twitter und anderen sozialen Medien. Darin beantwortet sie etwa Fragen wie: Sind Antibiotika wirksam bei der Vorbeugung und Behandlung des neuen Coronavirus? Antwort: Nein, Antibiotika wirken nicht gegen Viren, sondern nur gegen Bakterien.

Auch wird gefragt: Kann das Essen von Knoblauch gegen das Coronavirus helfen? Antwort: Dafür gibt es keinen Beleg. Der Rauch von Feuerwerk helfe ebenfalls nicht gegen den Erreger, schreibt die WHO. Die Annahmen von Briefen oder Päckchen aus China sei hingegen ungefährlich. Denn das Virus überlebe nicht lange auf solchen Objekten. 

Auf einer gesonderte Webseite rät die Weltgesundheitsorganisation unter anderem zum regelmäßigen Händewaschen, auch wenn die Hände "nicht sichtbar dreckig" seien. Erkrankte sollten in die Armbeuge oder in ein Taschentuch niesen und letzteres in einen geschlossenen Abfalleimer werfen.

Wie gefährlich ist das Virus tatsächlich?

Selbst wenn Experten davon ausgehen, dass sich schon Zehntausende in China mit dem Erreger "2019-nCoV" angesteckt haben, ist die Zahl im Verhältnis zu Chinas 1,4 Milliarden Einwohnern noch überschaubar. Die genaue Sterblichkeitsrate lässt sich derzeit nicht zuverlässig beziffern, bisher soll sie bei rund zwei Prozent der nachgewiesenen Infizierten liegen.

Coronavirus - Illustration (picture-alliance/dpa/AP/enters for Disease Control and Prevention)
Das neuartige Coronavirus (Illustration)Bild: picture-alliance/dpa/AP/Centers for Disease Control and Prevention

Damit dürfte "2019-nCoV" deutlich weniger gefährlich sein als die ebenfalls durch Coronaviren ausgelösten Krankheiten Sars und Mers. An Sars (Severe acute respiratory syndrome) erkrankten in den Jahren 2002/2003 nach offiziellen Angaben 8096 Menschen. 774 von ihnen starben, die meisten in Festland-China und Hongkong. Die Sterberate betrug somit 9,5 Prozent. An Mers (Middle East respiratory syndrome coronavirus) erkrankten seit September 2012 laut offizieller Darstellung insgesamt 2494 Menschen, 858 von ihnen starben - was eine Sterberate von fast 35 Prozent bedeutet.

Noch viel häufiger als Sars, Mers und "2019-nCoV" sind Infektionen mit dem Influenza-Virus. Allein in Deutschland mit seinen rund 82 Millionen Einwohnern erkranken nach Angaben des Robert-Koch-Instituts pro Saison zwei bis 14 Millionen Menschen an der Grippe. Die schlimmste Grippewelle in Deutschland der vergangenen Jahre gab es demnach 2017/18 mit rund 25.000 Todesfällen. Weltweit sterben WHO-Schätzungen zufolge jährlich zwischen 290.000 und 650.000 Menschen an der saisonalen Grippe.

wa/ehl (dpa, afp)