Weltweite Förderung fürs Klo
17. November 2004"Wo kann ich mir mal die Hände waschen?" "Ich geh mal eben in den Tempel der Erleichterung." Das Thema Klo wird gerne verschleiert und verschwiegen. Dabei haben die stillen Örtchen mehr Aufmerksamkeit dringend nötig, weil man manchmal nicht weiß, was schlechter ist – der Ruf oder der Geruch.
Die Toilette, wissenschaftlich betrachtet
Deshalb gibt es seit kurzem die "Word Toilet Organization". Sie zeigt im Internet, wie man in 15 Minuten ein Klo mit einfachen Mitteln selber baut. Und sie richtet in China den "World Toilet Summit" aus. Vom 17. bis 19. November 2004 treffen sich 150 Wissenschaftler, Designer und Umweltschützer in Peking. Sozusagen geschäftlich.
Denn wie die Toiletten-Organisation erklärt, hat die Hälfte der Weltbevölkerung keine vernünftigen Sanitäranlagen. "In vielen Entwicklungsländern gibt es Gebiete, da haben die Menschen kein eigenes Klo", bestätigt Florian Klingel, Umweltingenieur bei der Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ). "Sie gehen dann an den Straßenrand oder auf eine öffentliche Toilette. Wenn es die denn gibt."
Comic als Anleitung zur Erleichterung
Bei Entwicklungshilfe-Projekten gingen zwar 90 Prozent der Investitionen in die Trinkwasserversorgung – aber wo das Wasser am Ende lande, "das steht immer etwas hintenan", bemerkt Klingel. Oft gebe es auch keine Kanalisation.
Und transportable Klo-Kabinen, wie sie in Europa an Baustellen oft stehen, seien keine gute Alternative. Zumindest nicht in Flüchtlingslagern. "Da landen die Ärmsten der Armen, die keine Toilette kennen", sagt Klingel. In solchen Fällen helfe die GTZ mit Toiletten-technischer Aufklärung: "Man kann Workshops veranstalten oder man macht Radiosendungen und Comics für Kinder, wie man eine Toilette benutzt."
Sitzen, hocken oder stehen
Und wenn ein Klo gebaut wird, sagen die Experten, dann darf man die Gestaltung nicht immer durch die westliche Brille sehen. "Manche Kulturkreise haben Hock-Toiletten, in Indien zum Beispiel ziemlich flächendeckend", sagt der GTZ-Ingenieur. Peter Lein, Sanitär-Experte beim Verband der deutschen Industrie (VDI), bestätigt die Unterschiede: "Im Orient gibt es meistens Stehklos."
Europa dagegen bevorzuge als öffentliche Toilette den genormten "Tiefspüler" (also mit Wasser in der Schüssel), meistens an der Wand aufgehängt – dann könne man unten besser putzen.
Mit Musik halten Örtchen länger
Lein weiß auch, wann ein öffentliches Klo wirklich gut ist. Ganz dringend: Es muss sauber sein, "denn nach wie vor ist das, was auf Toiletten passiert, nicht besonders gesundheitsfördernd".
Mittlerweile gebe es Kabinen, "die werden fertig aufgestellt und sind komplett selbstreinigend, sogar die Wände". Zum Beispiel in Paris. Und drinnen sind zum Drang schöne Klänge zu hören (wohl nicht nur Händels Wassermusik): "Die wirken beruhigend, damit die Leute weniger kaputtmachen."
Bedürfnis-Pioniere: China und Japan
Bei den Toiletten-Trends ist Japan laut Klingel mit beheizten Sitzen, Musik und Wasserspielen ganz weit vorn. Nach Leins Ansicht ist aber auch China in Richtung Spitze gerauscht. Obwohl in Peking die Hygiene als schlecht gilt, was der Führungsriege gewaltig stinkt. Bis 2008 sollen überall Granitfußböden und Sensorspülungen her.
Schon jetzt sei etwa am Flughafen Schanghai alles vollelektronisch, berichtet Lein: "Die Waschanlagen, Spüleinrichtungen, Handtrockner, auch die Türen - niemand muss mehr etwas anfassen."
Rausgucken und gewinnen
Wenn Lein durch die Welt reist, testet er die Toiletten, das ist ihm ein Bedürfnis. "In Hongkong in der Phoenix-Bar, da stehen Sie im 37. Stock und die Urinale hängen direkt unterm Fenster. Die Türen von den Kabinen sind aus Glas, aber nur unten durchsichtig." Auch hübsch: "In Las Vegas haben Sie als Spielautomaten einen 'Einarmigen Banditen' neben dem Urinal hängen."