LKW beschädigt berühmte Nazca-Linien
31. Januar 2018Der Fahrer sei trotz Verbotsschildern auf die Weltkulturerbestätte gefahren und habe auf einer Länge von rund 100 Metern tiefe Spuren hinterlassen, teilte das Kulturministerium am Dienstag in Lima mit. Drei Erdzeichnungen auf dem 450 Quadratkilometer große Areal wurden beschädigt, bevor die Wächter den Fahrer stoppen konnten und die Polizei alarmierten.
Reifenwechsel oder Umgehung der Maut?
Die peruanische Staatsanwaltschaft beantragte für den 40-jährigen Fahrer des LKWs neun Monate Haft wegen mutwilliger Zerstörung. Er habe nur einen Reifen wechseln wollen und sei deswegen von der Hauptstraße abgefahren, verteidigte er sich. Ihm sei auch nicht bewusst gewesen, dass die Stätte geschützt ist, weil er nie zuvor in der Gegend gewesen sei.
Die Staatsanwaltschaft geht allerdings davon aus, dass der LKW-Fahrer, der am letzten Samstag (27.1.2018) auf der Panamericana Sur unterwegs war, auf die geschützte Stätte einbog, um die Mautgebühr zu sparen. Jhony Isla, Archäologe und zuständig für die Erhaltung der weltberühmten Nazca-Linien, bestätigte dem peruanischen Radiosender RPR, dass der Fall nicht die Ausnahme sei, sondern die Regel. "Das passiert ständig. Viele Leute laden hier auch einfach ihren Müll ab", beklagt Isla.
Stätte gibt Wissenschaftlern Rätsel auf
Die Nazca-Linien bilden über 300 Figuren, die nur von der Luft aus zu erkennen sind, von einfachen Spiralen bis hin zu komplizierten Zeichnungen von Kolibris, Lamas und Blumen. Am spektakulärsten sind ein 135 Meter großer Affe und ein Kolibri mit 66 Metern Flügelspannweite. 1994 ernannte die Unesco die Nazca-Linien zum Weltkulturerbe. Es gibt viele Spekulationen über die Scharrbilder - von der Wissenschaft als Geoglyphen bezeichnet -, die vor mehr als 2000 Jahren in den Wüstenboden eingeritzt wurden. Das Zeugnis einer antiken Kultur sagen die einen, andere halten sie für geheime Alien-Botschaften oder vermuten, die Linien seien als Landebahn für Außerirdische gedacht. Die neueste Hypothese der Wissenschaftler lautet, dass die Linien in enger Verbindung mit dem wertvollsten Gut in der Wüste stehen: Wasser. Forscher stießen auf dem Gelände auf ein hochentwickeltes unterirdisches Aquäduktsystem. Sie gehen davon aus, dass das Volk der Nazca die Wasserstellen mit rituellen Zeichnungen kennzeichnete oder die Bilder aus Dankbarkeit für das lebenswichtige Nass in den Boden ritzte.
suc/pl (EFE, dpa)