Abhängig von Baumwolle
9. Februar 2009In Burkina Faso, am Eingang zur Sahelzone, sind die Böden durch Erosion zerstört. Es gibt regelrechte Auswaschungen. Eine Folge der Monokultur der Baumwolle. "Das bedeutet: Wenn die Baumwolle weg ist und auch das Geld für die Baumwolle“, sagt Yves Delisle im Film "Let’s make money", "dann bleibt uns bloß diese Erde, auf der nichts gedeiht." Delisle hat in Genf Agrarwissenschaften studiert, dann ist er in seine Heimat Burkina Faso zurückgekehrt und arbeitet seit über 20 Jahren in der Baumwollbranche. Seine Bilanz ist bitter: In all den Jahren habe sich für die Burkiner nichts zum Besseren gewendet.
"Let’s make money" zeigt, unter welchen Bedingungen auf den ausgedörrten Feldern Baumwolle angebaut wird: Mit einfachsten Hilfsmitteln pflücken meist Frauen und Kinder unter sengender Sonne die watteartigen Köpfe der Sträucher. "Die Leute arbeiten das ganze Jahr auf den Feldern. Das ist eine sehr schwierige Arbeit", sagt Regisseur Erwin Wagenhofer. Baumwolle sei eine sehr unangenehme Pflanze mit Dornen und staubtrocken. "So arbeiten die Menschen, von den Kindern bis zu den Alten. Der Jahresertrag pro Familie liegt etwa bei 50 Euro im Jahr."
Weite Reise durch Westafrika
In Burkina Faso ist Baumwolle der wichtigste Rohstoff. Mehrere Millionen Menschen leben direkt oder indirekt von ihr. Sie anzupflanzen bedeutet, Kredite von der Weltbank zu bekommen, diese in Dünger zu investieren, in Insektizide und Pestizide. Baumwolle gilt als die Nutzpflanze mit dem höchsten Pestizideinsatz. Nach Schätzungen der WHO vergiften sich beim Einsatz bis zu einer halben Million Baumwollbauern weltweit, bis zu 10.000 sterben jährlich an den Folgen.
Hinzu kommt, dass Baumwolle viel Wasser und künstliche Bewässerung braucht, doch die können sich die Bauern in Burkina Faso nicht leisten. Sie sind allein vom ungewissen Regen abhängig. Im Film türmen die Bauern die Rohbaumwolle zu großen Haufen auf, dann wird sie auf klapprige Kipplader gehievt und tritt eine lange Reise durch Togo und Ghana bis zur Hafenstadt Accra an. Dort wird sie zur Weiterverarbeitung nach China und Indien verschifft.
Immer noch unter französischem Einfluss
Die Tatsache, dass Burkina Faso – früher Obervolta – einst zu Frankreich gehörte, sei noch immer zu spüren, hat Wagenhofer beobachtet. "Die Organisation liegt in der Hand einer einzigen Firma – 'Sofitex', ein französischer Konzern. Nach wie vor übt der ehemalige Kolonialherr Frankreich einen enormen Einfluss aus auf das Ganze."
Die Bauern können vom Erlös für die Baumwolle nicht leben und nicht sterben – den Gesetzen des Welthandels sind sie ausgeliefert: Die USA subventionieren den eigenen hoch technisierten Baumwollanbau, Europa verhängt Import-Verbote. Ein Lichtblick für die Bauern in Burkina Faso, der Elfenbeinküste und Togo sind aber Projekte mit fair gehandelter Baumwolle. Im globalisierten Handel mit dem "weißen Gold" ist der Anteil von nachhaltiger Baumwolle "made in Afrika" aber noch gering. Gemessen an der afrikanischen Produktion liegt der Anteil bei knapp zwei Prozent.