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Flucht aus Idomeni

11. März 2016

Etwa 800 Menschen haben das Lager an der griechisch-mazedonischen Grenze verlassen. Nach tagelangen Regenfällen werden die Bedingungen dort immer schlimmer. Auch die Schließung der Balkanroute entmutigt die Geflüchteten.

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Flüchtlinge bei Idomeni (Foto: AFP)
Bild: Getty Images/AFP/D. Dilkoff

Nach Angaben der Deutschen Presse-Agentur sind in der Nacht auf Freitag weitere 200 Menschen aus dem Auffanglager abgereist. Bereits am Donnerstag hatten schon 600 Flüchtlinge ihre Sachen gepackt. Die griechische Regierung informiert die Menschen in dem provisorischen Lager an der griechisch-mazedonischen Grenze mittlerweile in ihren Landessprachen, dass die Westbalkanroute nun endgültig geschlossen ist und rät ihnen, in organisierte Aufnahmelager südlich der Grenze sowie im Raum Athen zu fahren. Die Sicherheitsbehörden rechnen damit, dass auf diese Weise eine große Zahl von Asylsuchenden Idomeni freiwillig verlassen wird. Mit Gewalt soll das Lager nicht geräumt werden.

Ärzte ohne Grenzen: Lebensgefahr für Kleinkinder

Mehr als 12.500 Menschen harren aber weiter in Idomeni aus - und das unter katastrophalen Bedingungen: Nach tagelangem Regen ist der Boden völlig durchweicht, die Zelte und Schlafplätze der Flüchtlinge auch. Die Hilfsorganisation "Ärzte ohne Grenzen" warnt vor lebensgefährlichen Zuständen in dem überfüllten Lager. "Unsere Mitarbeiter berichten von zahlreichen Atemwegserkrankungen und einem akuten Ausbruch der Magen-Darm-Grippe", sagte der Geschäftsführer der Organisation, Florian Westphal, der Zeitung "Rheinische Post". Es sei nicht auszuschließen, dass Säuglinge angesichts der Zustände im Lager in Lebensgefahr schwebten, so Westphal, denn die Zustände seien noch nie so schlimm gewesen.

Westphal erhob schwere Vorwürfe gegen die EU-Mitgliedstaaten: "Griechenland ist heillos überfordert und wird im Stich gelassen." Die anderen EU-Länder, inklusive Deutschland, hätten bisher viel zu wenig getan, um die griechischen Behörden konkret und vor Ort bei der Flüchtlingshilfe zu unterstützen, sagte Westphal.

Grünen fordern Flüchtlings-Verteilung in der EU

Die Grünen forderten angesichts des Flüchtlingsstaus in Griechenland, den Menschen bessere legale Möglichkeiten der Einwanderung in die EU zu verschaffen. Im Deutschlandfunk sagte die Grünen-Vorsitzende Simone Peter, die das Lager in Idomeni derzeit besucht, wie mit den Flüchtlingen umgegangen werde, "dafür sind alle europäischen Länder verantwortlich".

Flüchtlinge schützen sich mit Regenjacken und Planen gegen den Regen (Foto: AFP)
Schutzlos dem Regen ausgesetzt: Die Zustände in Idomeni sind katastrophalBild: Getty Images/AFP/D. Dilkoff

Die Flüchtlinge weiter zurückzuhalten, sei der falsche Ansatz. Trotz aller Schwierigkeiten müsse man sich weiter auf eine gerechte Verteilung der Menschen in der EU zu konzentrieren. Peter hält es für falsch, die Flüchtlinge einfach zurück in die Türkei zu bringen. Als "sicheren Drittstaat" könne man das Land wegen der Menschenrechts- und Rechtsstaatsmängel nicht einstufen.

Flucht nach Griechenland hält an

Unterdessen hält der Flüchtlingszustrom von den griechischen Inseln zum Festland an. So erreichten am Morgen rund 900 Menschen von den Inseln Lesbos und Chios die Hafenstadt Piräus. Eine weitere Fähre mit etwa 200 Migranten an Bord wird laut griechischer Küstenwache am Nachmittag erwartet. Insgesamt sind nach Angaben des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR in den ersten neun Märztagen mehr als 13.600 Migranten aus der Türkei nach Griechenland gekommen. Zum Vergleich: im gesamten März 2015 waren es knapp 7900.

cw/mm (dpa, epd, rtr)