Warum fördert Google Klimaleugner?
27. April 2017In der Wissenschaft besteht seit vielen Jahren überwältigender Konsens darüber, dass das menschliche Handeln das Klima beeinflusst. Doch es gibt eine Gruppe, die das vehement anzweifelt - die sogenannten Klimaskeptiker: Ihnen zufolge ist die globale Erwärmung gar nicht menschengemacht. Und: Es sei auch nicht so schlimm, dass es ein bisschen wärmer auf unserer Erde wird.
Eine Schlüsselrolle in dieser Szene spielen Thinktanks, die sich selbst als wissenschaftliche Organisationen mit unvoreingenommenen Experten darstellen, in Wirklichkeit aber eine eindeutige Agenda verfolgen. Gerade in den USA haben sie einen enormen Einfluss auf die öffentliche Meinung und die Politik.
Wer dahinter steckt? Ein Interesse daran, den Klimawandel als Erfindung von Öko-Hysterikern darzustellen, haben vor allem Energiekonzerne, Autohersteller und die Tabakindustrie. Und so finden sich unter den Geldgebern der klimakritischen Thinktanks unter anderem ExxonMobil, Volkswagen und Monsanto. Und auch die milliardenschweren Koch-Brüder aus der Ölbranche mischen eifrig mit.
Google ist für mehr Klimaschutz, aber fördert dessen Gegner
Dass Unternehmen aus Eigeninteresse versuchen, den Klimaschutz zu untergraben, ist traurig genug. Aber es überrascht nicht. Was sehr wohl überrascht: Auch Microsoft, Facebook und Google unterstützen die Klimaskeptiker.
Google?! Das Google, das damit wirbt, seinen Energiebedarf bald nur noch durch erneuerbare Energien zu decken? Und auf der Webseite damit wirbt, dass ökologische Nachhaltigkeit dem Konzern ein wichtiges Anliegen ist und er mehr Maßnahmen gegen den Klimawandel weltweit für überfällig hält? Ja genau - dieses Google.
Wen Google genau sponsert, lässt sich ganz einfach auf der Homepage nachlesen. Google fördert sowohl das Cato Institute als auch das Competitive Enterprise Institute (CEI), welche mit zu den einflussreichsten Akteuren der organisierten Klimaleugner-Industrie zählen. Bei einer Fundraising-Veranstaltung des CEI 2013 war Google laut Informationen der Washington Post sogar größter Einzelsponsor.
Der Internetdienstleister ist außerdem Mitglied des U.S. Chamber of Commerce, was übersetzt so viel wie Handelskammer heißt. Jedoch ist das Chamber of Commerce keine öffentlich-rechtliche Körperschaft wie in Deutschland, sondern eine wirtschaftsorientierte Lobbygruppe, die größte weltweit. Sie unterstützt zumeist republikanische Politiker, die den Klimawandel anzweifeln, ist strikt gegen den Emissionsrechtehandel und lobte zuletzt Trumps Vorhaben, die Klimaschutz-Auflagen in den USA zu lockern. Einige Unternehmen wie Apple sind aus Protest gegen die Haltung des Chambers zum Klimawandel bereits ausgetreten.
Geld ist gleich Einfluss
Daniel Dudis arbeitet bei der Nichtregierungsorganisation Public Citizen, die sich unter anderem für Konsumentenrechte, fairen Handel und Regierungsethik einsetzt. Er leitet das Projekt "U.S. Chamberwatch" und hat eine einfache Erklärung dafür, dass Google trotz seines eitel gepflegten Rufs als Klimaschützer das Chamber of Commerce und die klimaskeptischen Thinktanks unterstützt: "Als großes Unternehmen gibt man diesen Gruppen Geld, um durch sie Einfluss zu haben." Denn deren Funktionäre haben einen guten Draht zu Politikern mit Entscheidungsmacht - unter Trump mehr als je zuvor.
Das Cato Institute und das CEI sind zudem thematisch relativ breit aufgestellt. So mag Google vielleicht nicht mit deren Ansichten zum Klima übereinstimmen, sehr wohl aber mit denen zu Steuern und staatlicher Regulierung. Man muss eben abwägen.
Auf Nachfrage ist Googles einzige Rückmeldung der Verweis auf die Aussage eines Sprechers: "Wir arbeiten mit Dutzenden Lobbygruppen aus dem ganzen politischen Spektrum zusammen. Da können wir nicht immer zu 100 Prozent mit jeder Organisation zu jedem Thema übereinstimmen. Bezüglich ökologischer Nachhaltigkeit und erneuerbaren Energien haben wir gezeigt, dass wir uns langfristig engagieren." So weit, so nichtssagend.
Die Frage bleibt: Wie kann Google so viel Geld in Thinktanks pumpen, die komplett gegenteilige Ansichten zum Klimaschutz haben und diesen mit allen Mitteln versuchen zu untergraben? Bleibt nur die Schlussfolgerung: So wichtig wie Google tut, kann Klimaschutz dem Konzern nicht sein. "All diese Aktivitäten legen nahe, dass viel von Googles Engagement nur Greenwashing - also Öffentlichkeitsarbeit für ein möglichst umweltfreundliches Image - ist", glaubt auch Dudis.
Im politischen System der USA spielt Geld eine viel größere Rolle als in vielen europäischen Ländern, dadurch haben Unternehmen enormen Einfluss auf die Politik. Google ist auch mit von der Partie - zur Not eben auf Kosten der Umwelt.