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Vom Neofaschisten zum Postfaschisten

Ingo Mannteufel11. Januar 2002

Gianfranco Fini hat Anspruch auf das Außenamt Italiens angemeldet. Wer ist dieser Vorsitzende der postfaschistischen Nationalen Allianz? Und, wofür steht seine Partei?

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Gianfranco FiniBild: AP

Der in Bologna geborene 50-jährige Gianfranco Fini ist einer der umstrittensten Politiker Italiens. Er gilt als äußerst geschickter Taktiker – auch weil er in den neunziger Jahren die neofaschistische Bewegung in Italien in die Nationale Allianz (AN) verwandelt hat.

Neofaschistische Bewegung nach 1945

Die 1946 gegründete neofaschistische Movimento Sociale Italiano (MSI) hatte sich an Mussolinis Regierungspläne in der so genannten "Republik von Salò" angelehnt. Als politische Partei stand die MSI außerhalb des so genannten Verfassungsbogens der anderen Parteien, die sich nach 1945 aus dem antifaschistischen Widerstand gebildet hatten. Fini selbst schloss sich schon 1971 der MSI an; 1987 wurde er Parteichef.

Die Wahlen von 1994

Anfang 1994 begründete Fini die als Wahlbündnis gedachte Nationale Allianz (Alleanza Nazionale, AN), die er als moderne "Partei der Rechten" vorstellte. Bei den Parlamentswahlen im März 1994 konnte die mit Berlusconis Partei Forza Italia verbündete AN einen deutlichen Wahlsieg erringen. Von diesem Erfolg bestärkt, kam es im Januar 1995 auf dem Parteikongress in Fiuggi unter Finis Führung zur Auflösung der alten MSI, die nun offiziell in der AN aufging. Vorsitzender der Nationalen Allianz wurde Gianfranco Fini.

Abkehr von faschistischem Gedankengut

Im Statut bezeichnete sich die AN als Partei der nationalen, sozialen und demokratischen Rechten. Fortan distanzierte man sich öffentlich von Antisemitismus und Antijudaismus; auch von anderen Elementen der faschistischen Ideologie schwor man ab. Nach Finis Ansicht ist die Nationale Allianz eine "geläuterte" moderne demokratische Partei, die rein gar nichts mit den Schwarzhemden Mussolinis gemein habe. Die AN befürwortet nun eine Staatsreform und die Einführung eines starken Präsidialsystems mit einem direkt gewählten Staatspräsidenten. In der Wirtschaftspolitik tritt man für einen geringen Einfluss des Staates ein. Außenpolitisch orientiert sich die Partei an der Idee eines "Europa der Vaterländer".

Wahlsieg im Bündnis mit Berlusconi

Im Oktober 2000 gelang Fini und Berlusconi eine Neubildung ihrer Mitte-Rechts-Allianz unter Einschluss der Lega und der Christdemokraten. Neuer Name des Bündnisses wurde Casa delle libertà. Nach dem Wahlsieg dieses Wahlbündnisses im Mai 2001 wurde Fini im Juni stellvertretender Ministerpräsident Italiens.