Vettel bei Shanghai-Spektakel nur Achter
15. April 2018Im Spektakel von Shanghai hat Sebastian Vettel nach einem Crash mit Max Verstappen seinen ersten Dämpfer in dieser Saison erlitten. Der deutsche Ferrari-Star verpasste am Sonntag beim sechsten Grand-Prix-Erfolg des furiosen Red-Bull-Fahrers Daniel Ricciardo seinen dritten Formel-1-Sieg nacheinander und kam nicht über Position acht hinaus.
Zwölf Runden vor Schluss kostete Vettel eine Kollision mit Ricciardos Teamkollege Platz zwei. Mercedes-Mann Valtteri Bottas wurde in seinem 100. Grand Prix Zweiter vor Vettels Teamkollege Kimi Räikkönen. Nach einem verkorksten Wochenende reichte es für Weltmeister Lewis Hamilton zu Platz vier. Der Brite fuhr aber zum 28. Mal nacheinander in die Punkte und stellte damit einen Rekord auf. Renault-Pilot Nico Hülkenberg schloss das dritte Saisonrennen als Sechster ab, Verstappen wurde nach einer Zeitstrafe Fünfter. Vettel bleibt mit 54 Punkten aber WM-Spitzenreiter.
Vettel konnte seine imposant herausgefahrene 52. Karriere-Pole auch nach dem Erlöschen der Roten Ampeln anfangs verteidigen. Sein Teamkollege Kimi Räikkönen fiel allerdings nach den ersten Metern vom zweiten auf den vierten Rang zurück. Das schränkte die strategischen Möglichkeiten der Scuderia ein, da ein möglicher Puffer zu den Verfolgern erstmal wegfiel. Hamiltons Stallrivale Valtteri Bottas ging noch in der ersten Kurve am finnischen Ferrari-Piloten vorbei und machte Jagd auf den deutschen Pole-Setter. Red-Bull-Youngster Max Verstappen erwischte einen starken Start und raste von Position fünf auf drei vor. Hamilton folgte dem Quartett als Fünfter.
Erstmals nach sechs Jahren ging kein Silberpfeil von Rang eins in den Grand Prix von China. Und das brachte Hamilton ins Grübeln. “Ich versuche zu verstehen, warum uns das Tempo fehlt“, meinte der Brite nach einem enttäuschenden Startplatz vier. Der Ferrari funktioniere im Gegensatz zum Mercedes auf jeder Strecke. "Das ist merkwürdig.“ Hamiltons Probleme in der Qualifikation hatten mit den Reifen zu tun. Der Branchenprimus konnte die Pneus der Silberpfeile bei kühlen Außenverhältnissen nicht auf die nötige Betriebstemperatur bringen, um bestmögliche Haftung zu gewinnen. Trotz wärmerer Bedingungen am Rennsonntag tat sich Hamilton hinter Räikkönen erstmal schwer. "Kein Stress“, beschwichtigte ihn jedoch die Mercedes-Box.
Nachdem Vettel vor einer Woche in Bahrain sich mit einer riskanten Reifenstrategie noch hauchdünn als Sieger ins Ziel geschleppt hatte, gab es nun wieder einen Strategiepoker. Nachdem die beiden Red Bulls um Verstappen und Daniel Ricciardo in Runde 18 die härteren Reifen bekamen, holte sich Hamilton einen Umlauf später ebenfalls diese Mischung. "Mach das Gegenteil zu Räikkönen", rieten die Strategen bei Mercedes, denn der Ferrari-Mann blieb vorerst weiter draußen. Bottas machte es seinem Teamkollegen mit einem vorgezogenen Stopp in Runde 20 gleich und machte damit Druck auf die Ferrari-Strategen.
Erst danach kam Vettel an die Box. Mit frischen Pneus schaffte es der Heppenheimer aber nicht mehr vor dem Finnen zurück auf die Strecke. "Gut gemacht", lobte die Crew ihren Mercedes-Mann. Der Plan mit dem nun führenden Räikkönen als Vettel-Bremse für Bottas klappte nicht. Mit abbauenden Reifen musste der Ferrari-Fahrer seinen Landsmann im 27. Umlauf vorbei lassen, ehe er in die Garage kam.
Dann krachten die beiden Toro-Rosso-Piloten Brendon Hartley und Pierre Gasly ineinander. Das Safety Car fuhr auf den Kurs, das Feld zog sich zusammen. Red Bull verpasste seinem Duo frische Reifen, Vettel fand sich als Zweiter zwischen Bottas und Hamilton wieder. Nach fünf Runden gab die Rennleitung das Geschehen wieder frei. Hamilton versuchte, die Red Bulls abzuwehren. Wie schon in Bahrain kam ihm Verstappen gefährlich nahe, musste aber beim Zweikampf einen Ausflug ins Kiesbett machen. Schließlich ließ Hamilton die deutlich schnelleren Ricciardo und Verstappen aber doch passieren.
In Runde 44 krachte der ungestüme Niederländer jedoch auf der Innenseite der Haarnadelkurve in Vettels Wagen. Der Ferrari drehte sich, der Hesse fiel auf Position sieben hinter Hülkenberg zurück. "Dazu muss ich nichts mehr sagen", meinte Vettel nur angefressen über Funk. Verstappen erhielt eine Zehn-Sekunden-Strafe für die Kollision beim missglückten Überholmanöver.
jhr (sid/dpa)