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Einheit in Sicht

21. März 2008

Hoffnung auf Einheit nach 34 Jahren Teilung: Auf Zypern wollen die politischen Führer der griechischen und der türkischen Seite der Insel jetzt über die Wiedervereinigung verhandeln.

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Der zyprische Präsident Dimitris Christofias und der Führer der Zypern-Türken Mehmet Ali Talat (r.)(21.3.2008, Quelle: AP)
Erfolgreiche Verhandlungen zwischen Zypern-Griechen und Zypern-TürkenBild: AP

"Ich kann es kaum glauben", sagte ein grauhaariger Bewohner von Nikosia begeistert, als er von der Ankündigung hörte, dass einer der wichtigsten Übergänge auf der geteilten Mittelmeerinsel Zypern demnächst wieder geöffnet werden soll. Die freudige Nachricht kam nach einem Treffen am Freitag (21.3.2008) zwischen den Führern der griechischen und der türkischen Volksgruppen, Dimitris Christofias und Mehmet Ali Talat. Beide Seiten waren auch übereingekommen, wieder Verhandlungen unter UN-Schirmherrschaft zur Überwindung der seit 1974 bestehenden Teilung zu beginnen.

Passanten auf der Ledra Straße (Archiv, Quelle: AP)
Das "Brandenburger Tor Zyperns" wird bald wieder geöffnetBild: AP

In den kommenden drei Monaten sollten die bisherigen Ergebnisse von Arbeitsgruppen und Fachausschüssen gesichtet werden, um dann auf deren Grundlage vollwertige Verhandlungen unter Leitung des UN-Generalsekretariats zu führen, hieß es in der vom Chef der UN-Mission auf Zypern, Michael Möller, verlesenen Erklärung. Das Treffen im Gebäude der UN-Mission am Rande von Nikosia war die erste Begegnung der beiden Staatsmänner seit der Wahl des Kommunisten Christofias zum Präsidenten der Republik Zypern am 24. Februar. Die Atmosphäre war laut Möller "sehr positiv und freundschaftlich". "Wir werden versuchen, das Zypern-Problem bis Ende 2008 lösen", sagte Talat. Christofias, der anders als sein Vorgänger Tassas Papadopoulos eine Wiedervereinigung befürwortet, versprach, "so schnell wie möglich" zu einer Lösung zu kommen.

"Ein Fenster zum Frühling geöffnet"

Die ersten Reaktionen der örtlichen Medien waren positiv: "Es wurde ein Fenster zum Frühling geöffnet", meinte die griechisch-zyprische Zeitung "Phileleftheros" auf ihrer Internetseite. Die türkisch-zyprische Zeitung "Afrika" betonte allerdings zugleich: "Die beiden Politiker hatten uns in den vergangenen Jahren gesagt, wenn sie an die Macht kommen würden, dann würden sie das Zypernproblem ganz schnell lösen. Sie sind nun dran: Löst das Problem also!", so das Blatt.

Die Bewohner Nikosias freuen sich jedenfalls erst einmal über die bevorstehende Beseitigung der Grenzanlage im Herzen des alten Teils der Hauptstadt. Die Öffnung des von den Zyprern "Brandenburger Tor" genannten Übergangs löst das Zypernproblem zwar nicht. Sie ist aber von hoher politischer Bedeutung, weil die bislang gesperrte Ledras-Straße als Symbol der Teilung der Insel gilt. Der 54 Jahre alte Andreas Stylianou aus dem griechischen Teil Nikosias erinnert sich: "Ich spielte vor 40 Jahren als Kind mit einigen türkischen Zyprern auf der anderen Seite der Straße."

Zypern-Türken wollen auch EU-Mitglieder werden

Der zyprische Präsident Dimitris Christofias vor den Verhandlungen (21.3.2008, Quelle: AP)
Er hofft auf die EinheitBild: AP

Die Erwartungen auf beiden Seiten der Demarkationslinie für eine Lösung sind auf jeden Fall groß. Die türkischen Zyprer wollen endlich alle Vorteile des EU-Beitrittes der Inselrepublik genießen. Die griechischen Zyprer hoffen auf ein Ende der Besetzung des Nordteils der Insel durch türkische Truppen.

Diplomaten warnen jedoch vor allzu großer Begeisterung. "Gespräche zur Überwindung der Teilung fangen fast immer so an. Sie sind bislang jedoch immer gescheitert", sagte ein UN-Diplomat hinter vorgehaltener Hand im alten, seit 1974 geschlossenen Flughafen von Nikosia, wo das Treffen Christofias-Talat stattfand. Und auch Talat selbst goss ein wenig Wasser in den Wein: "Wir haben nicht über die Lösung gesprochen. Wir haben über das Verfahren (das zur Lösung führen könnte) gesprochen", meinte er - um Optimisten auf beiden Seiten zu bremsen, die bereits mit einem endgültigen Durchbruch gerechnet hatten.

Seit 2004 halbes EU-Mitglied

Zypern ist seit einem Staatsstreich griechisch-zyprischer Nationalisten und einer anschließenden türkischen Militärintervention 1974 geteilt. Die "Türkische Republik Nordzypern", die 1983 einseitig ihre Unabhängigkeit proklamierte, wird nur von Ankara anerkannt. Völkerrechtlich ist die ganze Insel seit 2004 Mitglied der EU, doch findet deren Regelwerk in dem von türkischen Truppen besetzten Norden keine Anwendung.

Die Bemühungen um eine Wiedervereinigung Zyperns auf der Grundlage eines Plans des damaligen UN-Generalsekretärs Kofi Annan waren 2004 am Nein der Zyperngriechen in einem Volksentscheid vorerst gescheitert. Die türkischen Vertreter favorisieren noch immer den Annan-Plan, der die Schaffung eines Bundesstaats nach Schweizer Vorbild vorsieht. Uneinig sind sich beide Seiten über die türkische Armeepräsenz im Norden sowie über die Rückkehr von Flüchtlingen. (mg)