1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen
Glaube

Vatikan verurteilt Missbrauch in Pennsylvania

16. August 2018

Der Vatikan fühle "Schande und Kummer" über den jüngsten Skandal um sexuellen Missbrauch in der katholischen Kirche, diesmal im US-Bundesstaat Pennsylvania. Auch die katholische US-Bischofskonferenz meldet sich zu Wort.

https://p.dw.com/p/33Hkz
Papst Franziskus
Bild: picture-alliance/dpa/S. Spaziani

Der Vatikan hat sich bestürzt über Berichte von Kindesmissbrauch durch Priester in den USA geäußert. Zu dem Bericht aus Pennsylvania, nach dem sich mehr als 300 Priester in den vergangenen 70 Jahren an Tausenden Kindern vergangen haben sollen, gebe es lediglich zwei Worte: "Scham und Bedauern", wie der Vatikan mitteilte.

Papst an der Seite der Opfer

Die in dem Bericht der Staatsanwaltschaft angeführten Missbrauchsfälle seien "kriminell und moralisch verwerflich", erklärte Vatikan-Sprecher Greg Burke. Sowohl die Verantwortlichen als auch diejenigen, die diesen Missbrauch ermöglicht hätten, sollten zur Rechenschaft gezogen werden. Der Papst stehe an der Seite der Opfer, sie seien "seine Priorität". Die Kirche wolle die Opfer anhören, um den "tragischen Horror, der das Leben der Unschuldigen zerstört", auszumerzen.

Frauen weinen und fassen sich an den Händen (Foto: picture-alliance)
Mutmaßliche Opfer und Angehörige brechen während der Pressekonferenz am Dienstag in Tränen ausBild: picture-alliance/AP Photo/M. Rourke

Der am Dienstag vorgestellte Pennsylvania-Bericht einer staatlichen Jury beschuldigt rund 300 zumeist verstorbene Priester, in den vergangenen 70 Jahren mindestens 1.000 Kinder und Jugendliche missbraucht zu haben. Die Vorwürfe erstrecken sich auf sechs der acht Diözesen in Pennsylvania. Dort habe eine "Kultur des Vertuschens" durch ranghohe Kirchenobere geherrscht, die massenhaften Missbrauch erst ermöglicht habe, heißt es. Der Bischof von Pittsburgh, David Zubik, bestritt derweil eine systematische Vertuschung. Jedoch entschuldigte er sich für die Geschehnisse.

Zu dem Bericht haben auch eine halbe Million Dokumente beigetragen, die bislang in den Geheimarchiven der Bistümer unter Verschluss gehalten worden waren. Die Ermittler in Pennsylvania hatten sich mit juristischem Druck Zugang verschafft. Mehrere der identifizierten Geistlichen hatten sich gegen die Veröffentlichung ihres Namens gewehrt, was die Publikation des Berichts verzögerte. Darunter sind nach Angaben von Generalstaatsanwalt Josh Shapiro auch hochrangige Kirchenvertreter.

Josh Shapiro bei der Pressekonferenz (Foto: picture-alliance)
Josh Shapiro trägt am Dienstag das Ergebnis des Berichts vorBild: picture-alliance/AP Photo/M. Rourke

Dies sei der bislang umfassendste in den USA veröffentlichte Bericht zu Kindesmissbrauch innerhalb der Kirche, sagte der Generalstaatsanwalt. Vor mehr als 15 Jahren hatten in Boston die Geschehnisse um den Priester John Geoghan für einen Skandal gesorgt. Damals hatte die Kirchenführung mit massiven Vertuschungsaktionen versucht, die Vorfälle vor der Öffentlichkeit zu verbergen. 

Tiefgreifende Reformen angekündigt

Unterdessen hat die katholische US-Bischofskonferenz tiefgreifende Reformen angekündigt. Die katholische US-Kirche stehe vor einer "moralischen Katastrophe", so der Konferenzvorsitzende Kardinal Daniel DiNardo. Er kündigte für November einen umfassenden Reformplan an, "damit sich die Sünden und Fehler der Vergangenheit nicht wiederholen".

Demnach sollen etwa "neue und vertrauliche Kanäle" geschaffen werden, um Beschwerden gegen Bischöfe vorzubringen, die Missbrauch selbst begangen oder vertuscht haben. Opfern müsse es leichter gemacht werden, Fehlverhalten von Kirchenoberen anzuzeigen. Den Vorwürfen müsse künftig auch schneller, effizienter und transparenter nachgegangen werden, so Kardinal DiNardo.

Kardinal Theodore Edgar McCarrick (Foto: picture alliance)
Er soll ebenfalls Minderjährige missbraucht haben: der frühere Washingtoner Erzbischof Theodore McCarrickBild: picture alliance/dpa/Pool South Bend Tribune/R. Franklin

Belastete Bischöfe dürften nicht mehr die Möglichkeit haben, die kircheninternen Ermittlungen gegen sie zu behindern, sondern müssten den "höchsten Standards an Transparenz und Verantwortlichkeit" gerecht werden. Im Kampf gegen Missbrauch will die Bischofskonferenz außerdem stärker auf die Expertise von Laien setzen. Diese sollten an führender Stelle in die Reformen eingebunden werden.

Desweiteren beschlossen die Bischöfe laut der Erklärung auch eine umfassende Untersuchung der Affäre um den früheren Washingtoner Erzbischof Theodore McCarrick (88). Ihm wird der Missbrauch von Seminaristen und mindestens zwei Minderjährigen vorgeworfen.

jmw/mak (kna, dpa, ap)