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USA: Stabilität mit Merkel

Gero Schließ, Washington 23. September 2013

Mögen manche Deutsche vom Ergebnis der Bundestagswahl überrascht worden sein: die Amerikaner waren es nicht. Soweit sie sich für Deutschland und die EU interessieren, hatten sie eine Bestätigung der Kanzlerin erwartet.

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US-Präsident Obama mit Kanzlerin Merkel in Berlin (Foto: Reuters)
Bild: Reuters

"Ich bin nicht vollkommen überrascht von den Ergebnissen", sagte denn auch John Ratliff, der als poltischer Direktor den Regierungschef des an Washington grenzenden US-Staates Maryland berät. "Es ist wichtig für uns in den Vereinigten Staaten, dass wir jemanden haben, der die Wichtigkeit der transatlantischen Beziehungen versteht, auf der wirtschaftlichen und der kulturellen Ebene. Das ist ein bedeutsames Ergebnis der Wahlen, und ich bin froh darüber."

Merkel im Mittelpunkt

Wenn die Amerikaner am Tag der Wahl nach Deutschland schauen, dann ruhen ihre Blicke mit Wohlgefallen nur auf Angela Merkel. Die anderen poltischen Gruppierungen, selbst die Sozialdemokraten unter Peer Steinbrück oder die Freien Demokraten mit dem häufig in Washington weilenden Außenminister Westerwelle, sind aus dem Blickfeld geraten.

Der Kanzlerin traut man ganz offensichtlich zu, dass sie in der noch schwelenden Eurokrise weiterhin bedächtige Führung zeigt und ein Auseinanderfallen Europas verhindert. Das hat nämlich nicht zuletzt auch Auswirkungen auf die amerikanische Wirtschaft, die in ihrer labilen Aufschwungphase auf verlässliche Rahmenbedingungen und einen stabilen Dollarkurs angewiesen ist.

Verlässlicher Europakurs

Dass mit der Alternative für Deutschland eine europakritische politische Gruppierung aus dem Stand einen beachtlichen Erfolg erzielte, spielt hier in Washington kaum eine Rolle. Ivan Vejvoda vom German Marshall Fund in Washington weist vielmehr darauf hin, dass die deutschen Wähler für Stabilität und Kontinuität gestimmt haben, nicht nur Deutschland betreffend, sondern auch Europa. Jüngsten Befragungen des German Marshall Fund zufolge "hat die Kanzlerin ein hohes Ansehen, nicht nur in Deutschland, sondern etwa auch in Frankreich, in den Niederlanden und Schweden. Sie wird als jemand gesehen, der mit verlässlicher Hand durch die ökonomischen Probleme führt, vor allem durch die Euro-Krise, die noch nicht zuende ist."

Und so werde die Kanzlerin als jemand gesehen, der in Europa bei poltischen Entscheidungen führe, ohne dass man plötzliche Änderungen ihres Kurses befürchten müsse, sagt Vejvoda. Sie werde geschätzt, weil sie "die Probleme mit einer Art von 'sanfter Führung' und mit großer Entschlossenheit“ angehe.

Merkels Wahlsieg mag auch die Verhandlungen über einen gemeinsamen transatlantischen Wirtschaftsraum beflügeln, die jetzt auch immer mehr Amerikaner für äußerst wichtig halten. Die im Sommer eröffneten Gespräche zwischen der EU-Kommission und der Obama-Administration hatten zuletzt von Bundeskanzlerin Merkel und US-Präsident Barack Obama wichtige Impulse bekommen.

John Kerry und Guido Westerwelle in Washington (Foto: Reuters)
US-Außenminister Kerry mit seinem bisherigen Amtskollegen Westerwelle in WashingtonBild: Reuters

Iran und Syrien - keine Führungsrolle erwartet

Während die poltische Klasse in Washington Angela Merkels ordnende Führungsrolle in Europa und Deutschlands wirtschaftliche Dynamik hervorhebt, bleiben die Erwartungen an eine dritte Amtszeit Merkels auf sicherheitspolitischem Terrain gedämpft. Das gilt nicht nur für den Syrienkonflikt, sondern auch für die langjährige Auseinandersetzung um das iranische Nuklearprogramm, in die nach konzilianten Wortmeldungen des neuen iranischen Präsidenten Hassan Rohani Bewegung gekommen ist.

"Ich erwarte, dass Deutschland hilfreich ist, aber keine Führungsrolle in diesem Feld übernimmt", sagt der erfahrene US-Diplomat Frank E. Loy, der auf herausgehobener Position unter vier verschiedenen US-Präsidenten gearbeitet hat. "Deutschland sollte die Ernsthaftigkeit der Situation eines Iran mit nuklearen Fähigkeiten verstehen. Und helfen, damit umzugehen. Aber wir erwarten nicht, dass Deutschland hier führt.“

Amerikanische Medien zeigen wenig Interesse

In den amerikanischen Medien bestimmt der Wahlsieg von Bundeskanzlerin Merkel zwar nicht die Schlagzeilen, er findet aber zumindest als Seitenthema Erwähnung. Die "New York Times" stellte in ihrer Onlineausgabe wenige Stunden nach Schließung der Wahllokale fest, dass die CDU-Politikerin einen "erstaunlichen persönlichen Triumph" errungen und für ihre politische Führung Bestätigung erfahren habe. In den großen Fernsehkanälen des Landes suchte man am Abend nach der Wahl meist vergeblich nach Nachrichten aus Deutschland.