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UN: Vatikan für Missbrauch haftbar

23. Mai 2014

Das Anti-Folter-Komitee der Vereinten Nationen drängt den Vatikan zu wirksameren Maßnahmen gegen Kindesmissbrauch. Das UN-Gremium sieht noch erhebliche Mängel beim Umgang mit dem Thema. Neben Kritik gab es aber auch Lob.

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Ein Rosenkranz liegt auf einer Bibel (Foto: imago)
Bild: imago/Christian Ohde

Die Botschaft der UN-Experten an den Vatikan ist klar: Beim Thema Kindesmissbrauch muss noch mehr getan werden. Sowohl bei der Vorbeugung, bei der Aufklärung und Verfolgung von Missbrauchsfällen wie auch bei der Entschädigung der Opfer sieht das Gremium noch Nachholbedarf.

In einem am Freitag in Genf veröffentlichten Bericht drängte das Anti-Folter-Komitee der UN die Kirchenführung, Kirchenvertreter, denen sexueller Kindesmissbrauch vorgeworfen werde, umgehend von ihren Ämtern zu suspendieren. Beschuldigte Priester dürften nicht in andere Kirchengemeinden versetzt werden. Man sei besorgt über Berichte, nach denen Strafverfolgungsbehörden unzureichend informiert oder gar nicht informiert und übergriffige Priester noch in jüngerer Zeit in andere Bistümer versetzt worden seien, schrieben die UN-Experten.

Die Opfer müssen entschädigt werden

Das Gremium sieht den Vatikan außerdem auch für die Aufklärung und Verfolgung von Missbrauchsfällen verantwortlich, die sich auch außerhalb des Vatikanstaats, also in der ganzen katholischen Kirche ereignen. Der Vatikan weist diese Auffassung zurück. Die stellvertretende Ausschussvorsitzende Felice Gaer erklärte dagegen, die untersuchten Fälle schienen zu belegen, dass der Vatikan weit über die Grenzen der Vatikanstadt hinaus Kontrolle ausübe. Die Frage nach der Verantwortlichkeit ist entscheidend für Entschädigungsforderungen.

Weiter mahnen die UN-Experten die katholische Kirche zur Entschädigung von Opfern, "unabhängig davon, ob die Täter zur Rechenschaft gezogen wurden", und kritisieren Versuche, Vermögen von Bistümern oder Orden aus der Haftungsmasse zu entziehen.

Die Schweizer Garde trägt eine Fahne durch die Straßen des Vatikanstaats (Foto: dpa)
Die Schweizer Garde im Vatikanstaat in Rom: völkerrechtlich ist der Vatikan ein souveräner StaatBild: Vatican Pool/Getty Images

Anerkennung gab es für den Vatikan aber auch. So begrüßte das Komitee etwa die von Papst Franziskus ins Leben gerufene Expertenkommission zum Schutz von Kindern vor sexuellen Übergriffen. Allerdings habe diese bislang keine klaren Kompetenzen, so das Komitee. Ungewiss sei auch, inwieweit sie Untersuchungsergebnisse veröffentlichen könne.

Vatikan will die Empfehlungen berücksichtigen

Die UN-Experten lobten noch weitere Reformen auf diesem Gebiet. Ausdrücklich würdigte das Komitee die Sanktionen des Vatikan: Zwischen 2004 und 2013 wurden nach dessen Angaben 848 pädophile Priester in den Laienstand versetzt, 2.572 mit anderen Strafen belegt. Gleichzeitig verlangten die Experten aber vom Vatikan konkrete Daten, wie oft die Justiz anderer Staaten eingeschaltet wurde. Der Vatikan erklärte, er nehme den Bericht "zur Kenntnis" und werde die Empfehlungen ernsthaft berücksichtigen.

Das Anti-Folter-Komitee der Vereinten Nationen, das sich neben Folter auch mit anderen Fällen grausamer Behandlungen von Menschen befasst, hatte Anfang Mai ranghohe Vertreter des Vatikan zum Thema Kindesmissbrauch befragt. Der Kirchenstaat hat die UN-Konvention gegen Folter zwar schon 2002 unterzeichnet. Aber erst in diesem Jahr erstattete er zum ersten Mal den üblichen Bericht über die Umsetzung.

cw/kle (dpa, afp, kna, epd)