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UEFA will hart gegen Gewalttäter vorgehen

16. Oktober 2010

Nach den brutalen Ausschreitungen serbischer Randalierer in Italien drohen heftige Strafen von der UEFA. Unterdessen streiten Politiker und Funktionäre über die Verantwortung für die Gewaltexzesse in Genuas Arena.

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Ein Feuerwerkskörper brennt im Stadion von Genua beim Länderspiel zwischen Italien und Serbien (Foto: AP)
Krawalle in GenuaBild: AP
UEFA-Präsident Michel Platini (Foto: AP)
UEFA-Präsident Michel PlatiniBild: AP

Nach den schweren Krawallen von Genua hat UEFA-Präsident Michel Platini ein hartes Vorgehen gegen Gewalttäter bei Sportveranstaltungen angekündigt. "Wir wissen, wo die Hooligans sind. Polen ist von diesem Problem auch nicht frei", sagte Platini in Warschau. Die Europäische Fußball-Union (UEFA) werde das Prinzip "Null-Toleranz" gegenüber den Rowdys im Stadion konsequent umsetzen, versicherte Platini. Er hoffe, Sicherheitskräfte in Polen und in der Ukraine würden das Gewaltproblem in den Griff kriegen. Die Verantwortung für die Sicherheit liege bei den Organisatoren der EM. Beide Länder richten 2012 gemeinsam die Europameisterschaft aus. Wegen der Ausschreitungen beim EM-Qualifikationsspiel Italien gegen Serbien war die Partie am Dienstag (12.10.2010) in Genua mit halbstündiger Verspätung angepfiffen und nach sieben Minuten abgebrochen worden.

Gegenseitige Schuldzuweisungen

Serbiens Fußball-Verband berief nach den schweren Krawallen serbischer Rowdys in Italien eine Krisensitzung ein. In Italien wiesen derweil die Regierung und der Fußballverband jegliche Mitverantwortung für die Ausschreitungen zurück. Zugleich schoben sie den Serben den "Schwarzen Peter" zu. "Eine Strafe vonseiten der UEFA würde mich enttäuschen, da ich nicht sehe, welche Verantwortung wir tragen sollten", sagte Italiens Innenminister Roberto Maroni.

Serbische Hooligans provozieren beim EM-Qualifikationsspiel in Genua italienischen Polizisten (Foto: AP)
Serbische Hooligans provozieren beim EM-Qualifikationsspiel in Genua italienische PolizistenBild: AP

Die Serben beteuerten mehrfach, die Gastgeber auf die Gefährlichkeit der anreisenden Fans hingewiesen, jedoch keine Antwort bekommen zu haben. Dies aber bestreiten die Italiener. "Es gab nur ein Fax mit der Information, dass 200 Fans kommen würden", betonte Innenminister Maroni. Später sei die Zahl bei einer Besprechung mit der UEFA auf 1200 erhöht worden. Eine ausdrückliche Warnung habe es aus Belgrad jedoch nicht gegeben. Nach Maronis Meinung hätten die einschlägig bekannten Hooligans schon in Serbien gestoppt werden müssen.

Versöhnliche Töne schlug Italiens Außenminister Franco Frattini an, der Serbien vor der in Italien und international geäußerten Kritik in Schutz nahm. "Serbien ist das Opfer einer Gruppe von Kriminellen geworden", sagte der Minister. Die Vorfälle seien eine Schande für die serbischen Extremisten, nicht jedoch für das Land.

Lasche Sicherheitskontrollen

Innenminister Maroni räumte unterdessen lediglich ein, dass die Wahl des "Stadio Marassi" diskussionswürdig sei. Offenbar seien die Sicherheitskontrollen aufgrund der zahlreichen und aggressiven serbischen Fans nicht streng genug erfolgt. Zudem biete das Stadion in Genua nicht genug Platz für Kontrollschleusen an den Zugängen.

Nach Abbruch des Spiels lieferten sich die Hooligans in Genua stundenlange Auseinandersetzungen mit der Polizei. 16 Menschen wurden verletzt, ein italienischer Polizist erlitt durch einen explodierenden Feuerwerkskörper Verbrennungen im Gesicht. Mindestens 17 serbische Hooligans wurden festgenommen. 19 weitere Fußballfans wurden zudem bei ihrer Rückkehr nach Serbien festgenommen.

Autor: Philipp Osenberg (sid, dpa, afp)

Redaktion: Arnulf Boettcher