TV-Duell der US-Republikaner Nikki Haley und Ron DeSantis
11. Januar 2024Die US-Republikanerin Nikki Haley und ihr Parteikollege Ron DeSantis standen bei ihrem TV-Duell erstmals nur zu zweit auf der Bühne. Im amerikanischen Bundesstaat Iowa nutzten die frühere Botschafterin der USA bei den Vereinten Nationen (UN) und Floridas Gouverneur fast jede Antwort für eine verbale Attacke gegen den anderen.
Der Gouverneur von Florida warf seiner Parteikollegin vor, sie sei opportunistisch, habe in der Vergangenheit immer wieder ihre Positionen verändert und richte sich vor allem nach dem Belieben reicher Geldgeber. Gleich drei Mal spottete der 45-Jährige, das Land brauche keine "blassen Pastelltöne", sondern einen Kurs der klaren Kante.
Haley ist die einzige Frau unter den republikanischen Präsidentschaftsanwärtern. Sie trug bei der Debatte ein pastellfarbenes Kleid. Die frühere Gouverneurin des Bundesstaates South Carolina bezeichnete DeSantis als Lügner und verwies auf eine Webseite ihrer Wahlkampagne, auf der dessen Unwahrheiten aufgelistet seien. Haley stichelte, DeSantis sei nur neidisch, dass sich Spender von ihm abgewandt hätten und nun sie unterstützten.
Beide Bewerber hielten sich jedoch mit Kritik am gemeinsamen republikanischen Konkurrenten Donald Trump auffallend zurück. "Ich schätze, was Präsident Trump geleistet hat", sagte DeSantis. Sein Parteikollege habe an vielen Stellen allerdings nicht geliefert, was er versprochen habe. Politiker müssten "Diener des Volkes" sein und nicht "Herrscher über das Volk". Und mit Trump als Kandidat im Rennen um die US-Präsidentschaft würde sich alles nur um die vergangene Präsidentschaftswahl, juristische Probleme und Gerichtsverfahren drehen.
Haley sagte: "Ich denke, er war der richtige Präsident zur richtigen Zeit. Ich stimme mit vielen seiner politischen Maßnahmen überein." Aber Trump sei nicht der richtige Präsident für die Zukunft. Mit ihm gäbe es "vier weitere Jahre Chaos". Die 51-Jährige wies auch darauf hin, Trump habe die Präsidentschaftswahl 2020 gegen den Demokraten Joe Biden verloren. Weiterhin das Gegenteil zu behaupten, sei falsch, kritisierte sie.
Der frühere US-Präsident hat seine Wahlniederlage nie eingestanden, sondern verbreitet bis heute seine mehrfach widerlegte Auffassung, der Sieg sei ihm durch Betrug gestohlen worden. Er versuchte seinerzeit mit aller Kraft, den Wahlausgang umzukehren. Am 6. Januar 2021 stürmten zahllose gewaltbereite Anhänger von Trump das US-Kapitol in Washington. Der Ex-Präsident muss sich wegen seiner Rolle nach der Wahl und wegen mehrerer anderer Vorwürfe in den kommenden Monaten parallel zum Wahlkampf in vier Strafverfahren verantworten.
Trump liefert seine eigene Show
Doch trotz aller Skandale und juristischen Probleme liegt der 77-Jährige in Umfragen unangefochten auf Platz eins der republikanischen Bewerber. Trump hatte sich abermals geweigert, an der TV-Debatte seiner Konkurrenten teilzunehmen. Stattdessen absolvierte er zur selben Zeit einen Solo-Aufritt beim Fernsehsender Fox News.
Dort giftete er gegen DeSantis, dieser sei praktisch gar nicht mehr im Rennen. Trump spielte erneut darauf an, dass er DeSantis zu Beginn seiner Karriere geholfen habe. "Er würde in einer Pizzeria oder vielleicht in einer Anwaltskanzlei arbeiten, wenn ich ihn nicht unterstützt hätte."
Ein wichtiges Thema der Sendung war Migration. "Wir werden die größte Abschiebeaktion in der Geschichte unseres Landes durchführen", kündigte Trump mit Blick auf Menschen ohne Papiere in den USA an. "Wir bringen alle dorthin zurück, wo sie hergekommen sind."
Nur wenige Stunden vor den TV-Auftritten war der frühere republikanische Gouverneur von New Jersey, Chris Christie, aus dem Vorwahl-Rennen ausgestiegen - angesichts schlechter Umfragewerte. Der 61-Jährige hatte sich in den vergangenen Wochen als einziger republikanischer Präsidentschaftsbewerber mit harter Kritik an Trump hervorgetan.
In der kommenden Woche steht im US-Bundesstaat Iowa die erste Vorwahl der Republikaner an. Wer Präsidentschaftskandidat der Partei werden will, muss sich zuerst bei den internen Abstimmungen in den einzelnen Bundesstaaten durchsetzen. Die eigentliche Präsidentschaftswahl in den Vereinigten Staaten findet am 5. November 2024 statt.
se/pg (dpa, ap, rtr)