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Tunesien will Modellstaat werden

17. Juni 2014

Tunesien ist das einzige arabische Land, das nach den Umstürzen des Arabischen Frühlings 2011 auf relativ gutem Weg ist. Nun kommt Tunesiens Ministerpräsident Jomaa nach Deutschland.

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Ministerpräsident Mehdi Jomaa im Porträt (Foto: rtr)
Bild: Reuters

Wenn der tunesische Ministerpräsident Mehdi Jomaa an diesem Dienstag für zwei Tage nach Deutschland kommt, um Bundeskanzlerin Angela Merkel und Außenminister Frank-Walter Steinmeier zu treffen, dann kommt er nicht als Bittsteller. Er komme eher um der Kooperation willen. Um die Politik könnten sie sich selbst kümmern. "Aber in der Wirtschaft und im sozialen Bereich würden wir gerne eng mit Europa zusammenarbeiten", sagte Jomaa der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung".

So erhofft er sich von Deutschland auch Unterstützung bei der Sicherung der Grenzen. Jomaa will die Kontrollen an den Grenzen verschärfen, denn wegen der Krise im Nachbarland Libyen sieht der Ministerpräsident die Sicherheit seines Landes in Gefahr. Jomaa ist besorgt, dass sich islamistische Terroristen in der Region festsetzen. „Libyen ist ein Quell der Bedrohung“, sagt er. „Wir sind uns mit unseren Partnern einig, übrigens auch mit den Vereinigten Staaten, dass hier in der Region keine Heimstatt des Terrorismus entstehen darf. Denn das wäre nicht nur eine Gefahr für uns. Tunesien ist aber im Moment dieser Bedrohung wegen seiner Nachbarschaft in besonderer Weise ausgesetzt.“

Insel Djerba - Strand am Golf von Gabes (Foto: DW)
Bild: picture-alliance/Bildagentur Huber

Investoren gesucht

Auch um Investoren will Jomaa bei seinem Deutschlandbesuch werben. "Deutschland hat unsere Entwicklung im Rahmen der Transformationspartnerschaft sehr wohlwollend begleitet und tut das weiter." Die Deutschen seien aber auch wichtige Handelspartner und deutsche Firmen beschäftigen viele Tausend Tunesier im Land. "Wir wollen all das vertiefen, auch mit Blick auf den Tourismus, damit wieder mehr deutsche Urlauber zu uns kommen", erklärt er.

Drei Jahre nach dem Sturz des Diktators Ben Ali hat das Land eine säkulare Verfassung, die Islamisten der Ennahdha-Partei haben die Macht abgegeben, ein Wahlgesetz wurde mit großer Mehrheit verabschiedet: Noch in diesem Jahr sollen die Tunesier ein neues Parlament und einen Präsidenten wählen.

"Politisch haben wir ein neues Kapitel aufgeschlagen, jetzt müssen Ergebnisse her. Ich will, dass Tunesien eine demokratische Tradition bekommt. Wir wollen ein Modellstaat werden. Damals haben wir das Fenster zur Revolution geöffnet, ohne im großen Chaos zu versinken wie einige unserer Nachbarn. Jetzt wollen wir ein neues Fenster öffnen - das Fenster zur Stabilität, zum Fortschritt, zu einer guten Zukunft für alle."

as/uh (dpa, Frankfurter Allgemeine Zeitung)