Tunesien: Warten auf das Wahlergebnis
26. Oktober 2014Die Wahllokale sind geschlossen, die Stimmabgabe beendet. Prognosen zum Wahlausgang sollen noch in der Nacht zum Montag veröffentlicht werden. Erste Ergebnisse sollen Mitte kommender Woche vorliegen. Das offizielle Endergebnis wird innerhalb eines Monats erwartet. Die Wahlbeteiligung lag in jedem Fall höher als bei der ersten demokratischen Wahl im Jahr 2011. Damals hatten sich gut 50 Prozent der Wahlberechtigten an der Abstimmung beteiligt. Jetzt teilte die Wahlkommission mit, die Beteiligung zwei Stunden vor Schließung der Wahllokale habe die Beteiligung bei knapp 60 Prozent gelegen.
Zweikampf erwartet
Als Favorit bei der Parlamentswahl galt die gemäßigt islamistische Ennahda-Partei, die auch bei der Wahl 2011 die meisten Stimmen erhalten hatte. Aber auch der liberalen Allianz Nidaa Tounes werden gute Chancen eingeräumt. Zudem traten noch mehrere säkulare Parteien an. Die Parteienlandschaft ist so zersplittert, dass mit einer schwierigen Koalitionsbildung gerechnet wird.
Das große Thema im Wahlkampf war neben der Wirtschaftskrise der Terrorismus. Nidaa Tounes hat dabei versucht, sich als Kraft gegen Extremisten zu positionieren. Aber auch die Ennahda betont immer wieder, sie habe nichts mit radikalen Dschihadisten zu tun.
Es ist die zweite freie Abstimmung über eine Legislative in dem nordafrikanischen Land nach dem Sturz von Langzeitmachthaber Zine el Abidine Ben Ali. Aber da Tunesien erst seit Anfang dieses Jahres eine neue, moderne Verfassung hat, ist es die erste freie Wahl eines regulären Parlaments. Mehr als 5,2 Millionen registrierte Wähler waren landesweit aufgerufen, ihre Stimme abzugeben.
Regiert wird Tunesien seit Anfang dieses Jahres von einer Übergangsregierung aus Fachleuten unter Ministerpräsident Mehdi Jomaâ. Er bezeichnete die Wahl nach seiner Stimmabgabe als "historisch". Der Tag sei ein Hoffnungsschimmer für die "jungen Menschen in der Region", sagte Jomaâ mit Blick auf die instabile Lage in den anderen Ländern des "Arabischen Frühlings", der in Tunesien begonnen hatte. Tunesien ist zugleich das einzige arabische Land, in dem die Umsturzbewegung zu relativ stabilen politischen Verhältnissen führte.
Die Abstimmung verlief nach Angaben von europäischen Wahlbeobachtern weitgehend ruhig. Aus Angst vor Terroranschlägen militanter Islamisten waren rund 80.000 Polizisten und Soldaten im Einsatz, um die Wahl abzusichern.
qu/ml (dpa, afp)