Mord an Schauspielerin schockiert Mexiko
17. Dezember 2021Zusammen mit anderen Eltern wartete Tania Mendoza am Nachmittag des 15. Dezembers in Cuernavaca, einer Großstadt unweit von Mexiko-Stadt, vor dem Sportverein Los Felinos. Als zwei bewaffnete Männer auf einem Motorrad vorbeifuhren, schoss einer von ihnen mehrmals auf die 42-Jährige, die ihren Sohn hatte vom Fußballtraining abholen wollen. Die Schüsse verletzten Mendoza tödlich.
Mendoza ist in Mexiko vor allem für ihre Rolle in dem Film "La mera Reyna del Sur" von 2005 bekannt. Zuvor hatte sie auch in mehreren Telenovelas mitgespielt. In den vergangenen Jahren nahm sie dann mehrere Musikalben auf. Ihre Karriere war zuletzt eher abgeflaut, wie Medien berichten.
Viele Fragen offen
Der Mord an der Schauspielerin und Sängerin wird laut der Staatsanwaltschaft als möglicher Femizid untersucht. Der Begriff beschreibt tödliche Gewalt von Männern gegen Frauen aufgrund ihres Geschlechts. Wer hinter der Tat stecken könnte, ist noch unklar.
Fest steht jedoch, dass es nicht der erste Angriff auf Mendoza war. 2010 wurde sie mit ihrem Partner und ihrem damals sechs Monate alten Baby entführt und erstattete Anzeige wegen schweren Autodiebstahls, Einbruchs und Freiheitsberaubung. Darüber hinaus soll sie bereits mehrmals Todesdrohungen erhalten haben.
Fragen werfen auch ihre Verbindungen zu dem verstorbenen Drogenboss Arturo Beltrán Leyva auf, der 2009 von Soldaten getötet wurde. So veröffentlichte Mendoza auf Instagram einige Fotos vom Anführer des Beltrán-Leyva-Kartells, die auf ihre Liebe zu ihm hinweisen. "Elf Jahre seit seinem Weggang. Wir lieben dich sehr. Für immer mein", schrieb sie etwa am 16. Dezember 2020 unter ein Bild des Kriminellen.
Fall wirft erneut Schlaglicht auf hohe Femizidrate
Mexiko hat seit langem mit hohen Kriminalitäts- und Mordraten zu kämpfen. Jeden Tag werden nach offiziellen Zahlen zehn Frauen in dem lateinamerikanischen Land umgebracht. 2020 waren es insgesamt mindestens 3723 - die Dunkelziffer dürfte aber deutlich höher liegen.
Laut Amnesty International ist etwa jede dritte getötete Frau in Mexiko Opfer eines Femizids. Die Straflosigkeit der Täter schätzt die Menschenrechtsorganisation auf 93 Prozent.
Aufsehen erregt hatte 2020 unter anderem auch der Mord an einer jungen Frau. Die 25-jährige Ingrid Escamilla war nach einem Streit von ihrem Partner erstochen, gehäutet und zerstückelt worden.
Mexikanische Aktivistinnen gingen Ende November, am Internationalen Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen, zu Tausenden auf die Straße. Viele von ihnen kritisieren Präsident Andrés Manuel López Obrador dafür, dass er dass Problem nicht ernst genug nehme und keinen nationalen Notstand ausruft. In Mexiko-Stadt war genau das wegen der vielen Gewaltdelikte gegen Frauen 2019 bereits geschehen.