Syriens Oppositionelle rufen nach NATO-Hilfe
28. Oktober 2011Tausende Gegner der syrischen Führung demonstrierten am Freitag (28.10.2011) unter dem Motto "Flugverbotszone zum Schutz der Zivilisten". Der Slogan der Demonstranten spielt auf Libyen an, wo die NATO mit Luftangriffen ein Flugverbot durchgesetzt hatte, offiziell um Zivilisten vor den Attacken der Truppen des früheren Machthabers Muammar al-Gaddafi zu schützen.
Regierungsgegner hatten auf ihrer Facebook-Seite zu dem Hilferuf aufgefordert. Ein Flugverbot, so hieß es dort weiter, ermögliche es der so genannten "Freien Armee Syriens" gegen die gefürchteten Sicherheitskräfte von Präsident Assad vorzugehen. Die Gründung der "Freien Armee Syriens" war im Juli von desertierten Soldaten bekannt gegeben worden.
Unterschlupf in der Türkei
Nach Informationen der "New York Times" hält sich eine Gruppe von 60 bis 70 der Abtrünnigen unter Führung eines ranghohen Offiziers im Süden der benachbarten Türkei auf. Das Außenministerium in Ankara ließ verlauten, es gewähre diesen Menschen aus humanitären Gründen vorübergehend Unterschlupf. Die Gruppe werde allerdings nicht etwa mit Waffenlieferungen unterstützt. Die türkische Regierung hat die einst freundschaftlichen Kontakte nach Damaskus weitgehend auf Eis gelegt, nachdem die dortige Führung ihre brutale Unterdrückung der Opposition unverändert fortsetzt.
Die meisten Opfer zählte die syrische Opposition nach den Protesten im Anschluss an die traditionellen Freitagsgebete diesmal in den Städten Homs und Hama. Landesweit seien wieder mindestens 37 Menschen zumeist erschossen worden, hieß es aus inoffiziellen, wegen der Medienblockade nur schwer zu prüfenden Quellen.
Gefahr im Libanon
In der libanesischen Hauptstadt Beirut wurden zudem drei mutmaßliche syrische Regimegegner entführt. Die Männer im Alter zwischen 24 und 26 Jahren seien in der Nähe des Flughafens von bewaffneten Männern verschleppt worden, berichteten örtliche Medien. Syrer, die vor den Angriffen der Armee und Milizen über die Grenze in den Libanon geflüchtet sind, berichten häufiger, sie fühlten sich nicht sicher, weil die militante libanesische Schiitenbewegung Hisbollah mit der Assad-Regierung zusammenarbeite.
Autor: Gerd Winkelmann (dpa, afp, rtr)
Redaktion: Susanne Eickenfonder