1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Ökonom mit linken Wurzeln

15. Mai 2011

Strauss-Kahn, Direktor des Internationalen Währungsfonds, war einst französischer Finanzminister und prägte lange Zeit die französische Politik. IWF-Chef wurde er 2007. Einige Skandale hat er bereits überstanden.

https://p.dw.com/p/BkmC
Porträtbild von Dominique Strauss-Kahn (Foto: dpa)
Direktor des IWF seit 2007: Dominique Strauss-KahnBild: picture-alliance/dpa

Viele Franzosen schätzen den als "DSK" bekannten sozialistischen Politiker wegen seiner Kompetenz und seines ruhigen Auftretens. Dominique Strauss-Kahn stammt aus einer jüdisch-marokkanischen Familie und wurde 1949 in Neuilly-sur-Seine bei Paris geboren. Er verbrachte seine frühe Kindheit in Marokko, zog dann nach Monaco und studierte später in Paris. Der 58 Jahre alte Wirtschaftsprofessor ist auch seit mehr als zwei Jahrzehnten eine feste Größe in der französischen Politik.

Wichtige Rolle in der Sozialistischen Partei

Dominique Strauss-Kahn und seine Ehefrau Anne Sinclair (Foto: picture-alliance/dpa)
Die dritte Ehefrau: Anne SinclairBild: picture-alliance/dpa

Strauss-Kahn folgte dem politischen Vorbild seiner Eltern und orientierte sich eher links. Früh trat er der Sozialistischen Partei (PS) bei, die 1971 unter Francois Mitterrand zur stärksten Kraft der Linken wurde. In den 80er- und 90er-Jahren übernahm er unterschiedliche politische Ämter, bis er 1997 als Minister für Wirtschaft, Finanzen und Industrie zu einer Schlüsselfigur wurde. Unter anderem bereitete er Frankreich auf die Einführung des Euro vor. Bei seiner Politik gelang ihm in den Augen vieler, die Kombination von wirtschaftpolitischem Pragmatismus und sozialdemokratischen Idealen. Zum Beispiel senkte er die Wochenarbeitszeit, setzte sich aber auch für Privatisierungen von Unternehmen ein.

Strauss-Kahn trat 1999 nach Korruptionsvorwürfen zurück, später wurde ihm Unschuld bescheinigt. Nach seinem Rücktritt widmete DSK sich verstärkt seiner Lehrtätigkeit. Er übernahm unter anderem einen Lehrauftrag an seiner früheren Universität, dem Institut d'études politiques (IEP) in Paris, und war als Berater für die OECD tätig.

Kämpfer für Europa

Als Abgeordneter kehrte Strauss-Kahn 2001 in die Politik zurück und leitete 2002 den Präsidentschaftswahlkampf von Lionel Jospin, den er fast seine gesamte politische Karriere hindurch unterstützte. Als Abgeordneter, der er auch nach dem Wahlsieg der Mitte-Rechts-Partei UMP blieb, setzte er sich für europapolitische Themen ein und unterstützte die deutsch-französische Zusammenarbeit als Motor der Europäischen Union. Zudem war Strauss-Kahn einer der Befürworter der 2005 von den Franzosen abgelehnten EU-Verfassung.

Von Royal als Kandidat verdrängt

Segolene Royal (Foto: AP)
Große Konkurrentin Strauss-Kahns in der eigenen Partei: Ségolène RoyalBild: ap

Nach Jahren in der Opposition bewarb sich Dominique Strauss-Kahn 2006 als Kandidat der Linken für die Präsidentschaftswahl, wurde allerdings von Ségolène Royal aus dem Rennen geworfen. Damals dachte Dominique Strauss-Kahn auch über eine notwendige "Neugründung der Linken" nach. "Die Zeiten des Klassenkampfes sind endgültig vorbei, wir müssen uns mit der neuen Realität der zersplitterten Gesellschaft auseinander setzen", betonte er.

Nach der Ernennung Strauss-Kahns zum Chef des Internationalen Währungsfonds leitete der IWF 2008 Ermittlungen gegen seinen neuen Direktor ein. Geprüft werden sollte, ob Strauss-Kahn seine Position missbraucht und der Volkswirtin Piroska Nagy Vorteile verschafft hatte. Nagy, der eine Affäre mit Strauss-Kahn nachgesagt wurde, nahm daraufhin im August 2008 ein Abfindungsangebot an und verließ den IWF. Nach einer Entschuldigung des IWF-Direktors sprach sich der Verwaltungsrat damals einstimmig für den Verbleib Strauss-Kahns aus. Die Untersuchung habe keine Hinweise auf Belästigung, Begünstigung oder Machtmissbrauch gefunden.

Im Februar 2010 kündigte Strauss-Kahn in einem Rundfunkinterview an, dass er unter bestimmten Umständen bereit sei für die Sozialisten, bei der nächsten französischen Präsidentenwahl im Frühjahr 2012 gegen Amtsinhaber Nicolas Sarkozy (UMP) anzutreten und dafür den IWF vorzeitig zu verlassen.

Klassik-Fan mit eigenem Blog

Strauss-Kahn ist seit 1991 in dritter Ehe mit der TV-Journalistin Anne Sinclair verheiratet und hat vier Kinder aus zwei Ehen. Er spricht nicht nur fließend Englisch und Deutsch, sondern kann sich auch auf Spanisch verständigen und beherrscht etwas Arabisch.

Autor: elo/ Nicole Scherschun
Redaktion: Stephan Stickelmann