Strauss-Kahn kommt unter Auflagen frei
1. Juli 2011Dominique Strauss-Kahn ist wieder ein freier Mann. Ein New Yorker Gericht entschied am Freitag (01.07.2011), den vormaligen Chef des Internationalen Währungsfonds aus dem verschärften Hausarrest zu entlassen. Zuvor hatte die Staatsanwaltschaft zugestimmt, die gegen Strauss-Kahn verhängte Kaution aufzuheben. Den Pass von Strauss-Kahn behielt die Justiz ein.
Die Ankläger erklärten bei einer kurzfristig angesetzten Gerichtsanhörung in New York, die Ermittlungen wegen des Verdachts der versuchten Vergewaltigung würden aber nicht eingestellt. Die nächste Anhörung soll am 18. Juli stattfinden. Nach der Anhörung verließ Strauss-Kahn den Gerichtssaal lächelnd in Begleitung seiner Frau Anne Sinclair.
Zweifel an der Glaubwürdigkeit
Die "New York Times" hatte am Donnerstag berichtet, die Anklage gegen Strauss-Kahn stehe kurz vor dem Zusammenbruch, weil Zweifel an der Glaubwürdigkeit des mutmaßlichen Opfers bestünden. Die Ankläger glauben "nicht viel" von der Aussage der Hotelangestellten, die Strauss-Kahn massive sexuelle Übergriffe in einem New Yorker Luxushotel vorwirft.
Das aus Guinea stammende Zimmermädchen habe seit dem angeblichen Vorfall am 14. Mai "wiederholt" gelogen, berichtete das Blatt. Es gebe aber klare Beweise dafür, dass es sexuellen Kontakt zwischen ihr und Strauss-Kahn gegeben habe. Die 32-Jährige, die seit 2002 in den USA lebt, soll unter anderem bezüglich ihres Asylantrags falsche Angaben gemacht haben und zudem in kriminelle Aktivitäten wie Drogenhandel und Geldwäsche verwickelt sein. In den vergangenen zwei Jahren habe sie insgesamt rund 100.000 Dollar "von verschiedenen Einzelpersonen" überwiesen bekommen, heißt es in dem Bericht. Strafrechtlich galt die Frau als unbeschriebenes Blatt.
Frankreichs Sozialisten erfreut über Wende
Der TV-Sender Bloomberg meldete am Freitag, die Strafverfolger hätten zugestimmt, Strauss-Kahn seine Kaution zurückzuerstatten. Die in bar gezahlte Kaution in Höhe von einer Million Dollar bekommt der Franzose ebenso zurück wie die Bankbürgschaft über weitere fünf Millionen Dollar.
Wegen der Missbrauchsvorwürfe war Strauss-Kahn als IWF-Chef des Internationalen Währungsfonds zurückgetreten. Der 62-Jährige war bis zu seiner Verhaftung einer der aussichtsreichsten möglichen Kandidaten der französischen Sozialisten für die Präsidentenwahl im Frühjahr 2012. Nun sehen Parteifreunde bereits Chancen für ein Comeback. Der sozialistische Ex-Premierminister Lionel Jospin sprach von einem "Donnerschlag". Parteichefin Martine Aubry zeigte sich zuversichtlich und sagte : "Ich glaube, dass die Wahrheitsfindung in den Vereinigten Staaten vorankommt." Der frühere sozialistische Parteichef François Hollande, der sich neben Aubry parteiintern um die Kandidatur bei den Präsidentschaftswahlen bewirbt, schlug nach Strauss-Kahns Freilassung eine Verlängerung der am 13. Juli endenden Bewerbungsfrist vor.
Wenn der Ex-IWF-Chef bei seiner nächsten Anhörung vor Gericht am 18. Juli für unschuldig erklärt werde, habe er "jede Freiheit, eine Entscheidung zu treffen", sagte Hollande. Die Bewerbungsfrist könne "Ende Juli oder sogar Ende August" enden. Die Termine für die Vorwahl am 9. und 16. Oktober sollten aber beibehalten werden.
Autor: Reinhard Kleber, Annamaria Sigrist (afp, dpa, dapd, rtr)
Redaktion: Martin Schrader