Deutschlandfest zum Tag der Einheit
2. Oktober 2011Schon vor dem Höhepunkt der diesjährigen Feierlichkeiten zum Tag der Deutschen Einheit am Montag (03.10.2011) in Bonn hatte sich die Innenstadt der früheren Bundeshauptstadt in eine Festmeile verwandelt. Bereits seit Samstagnachmittag wird zugleich das 65-jährige Bestehen des Bundeslandes Nordrhein-Westfalen gefeiert. Zahlreiche Straßen sind für den Autoverkehr gesperrt.
Unter dem Motto "Freiheit, Einheit, Freude" präsentieren sich bis zum Montagabend neben den 16 Bundesländern auch die Bundesbehörden, das Land Nordrhein-Westfalen und die Stadt Bonn selbst.
Mit ihrem Beschluss, den Tag der Deutschen Einheit in diesem Jahr erstmals nicht in der Landeshauptstadt des gastgebenden Bundeslandes stattfinden zu lassen, wollte die Düsseldorfer Landesregierung die Stadt Bonn als früheren Sitz der Bundesregierung und des westdeutschen Parlaments ehren.
"Damit soll Bonn als Wiege der erfolgreichsten und friedvollsten deutschen Demokratie gewürdigt werden", sagte Nordrhein-Westfalens Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD). Sie ist derzeit auch Präsidentin des Bundesrates, der Vertretung aller deutschen Bundesländer. Der Einheitstag wird traditionell jeweils in dem Bundesland ausgerichtet, das den Bundesratspräsidenten stellt.
Kinderfest beim Bundespräsidenten
Am Sonntag öffnete Bundespräsident Christian Wulf den Park seines Bonner Dienstsitzes Villa Hammerschmidt für ein Kinder- und Familienfest. Dabei würdigte er den Mut der ostdeutschen Bürger im Wendeherbst 1989.
Vor 22 Jahren sei es mutigen Bürgern gelungen, die Mauer zum Einsturz zu bringen. "Die Menschen konnten ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen und unser Land konnte wieder vereint werden", sagte Wulff.
"Wiedervereinigung war Befreiung"
Bundeskanzlerin Angela Merkel, die am Montag ebenfalls an den Feierlichkeiten in Bonn teilnehmen wird, bezeichnete die Ereignisse in den Jahren 1989/1990 als "eine wirkliche Befreiung im umfassenden Sinne". In ihrer Videobotschaft zum Tag der Einheit erinnerte sie auch daran, dass die Wiedervereinigung nicht möglich gewesen wäre, "wenn uns unsere Nachbarn das nicht zugetraut hätten". Die Kanzlerin bekräftigte, dass sie Ost und West auf einem guten Weg zur Vollendung der Einheit sieht.
21 Jahre nach der Wiedervereinigung gebe es aber auch noch "einige gravierende Unterschiede". So spiele der demografische Wandel mit der Abwanderung junger Leute und einer niedrigen Geburtenrate aus den neuen Bundesländern im Osten eine "viel größere Rolle". Auch sei die Arbeitslosigkeit im Osten immer noch fast doppelt so hoch - gleichwohl gebe es in den alten Bundesländern ebenfalls Probleme - wie etwa im Ruhrgebiet. Einen weiteren Unterschied zwischen Ost und West sieht die Kanzlerin beim Sparen. Die Menschen im Westen seien insgesamt vermögender, denn dort hätten sie nach dem Krieg "Schritt für Schritt - auch mit viel Arbeit verbunden - Eigentum aufbauen" können. "Das ist in den neuen Bundesländern noch nicht so weit", so Merkel.
Mutmaßliche Islamisten vorübergehend festgenommen
Für kurzzeitige Aufregung in den Medien sorgten am Sonntag Meldungen, die Polizei habe bereits am Samstag im Raum Bonn und in Offenbach in Hessen vier Männer vorübergehend festgenommen. Sie hätten sich offenbar illegal Waffen besorgen wollen und würden der Islamistenszene zugerechnet. Allerdings seien bei Wohnungsdurchsuchungen weder Waffen noch sonstige gefährliche Gegenstände gefunden worden.
Nach Angaben der Polizei gab es keine konkreten Hinweise auf einen Zusammenhang mit den Feiern in Bonn. Alle vier Männer sind inzwischen wieder auf freiem Fuß.
Auch Berlin feiert
Feiern und Volksfeste zum Tag der Deutschen Einheit gibt es am verlängerten Wochenende auch in der neuen Hauptstadt. In Berlin findet das Einheitsfest am Brandenburger Tor und auf der Straße des 17. Juni statt. Während am Samstag vor allem Familien das Fest besuchten, kamen am Sonntag vor allem Jugendliche, da am Abend Pop-Konzerte auf dem Programm standen.
Für die Präsentation des Bundeslandes Berlin beim Deutschlandfest in Bonn hatten sich die Stadtoberen etwas besonderes einfallen lassen: Sie spendeten zur Veschönerung der Bonner Konrad-Adenauer-Allee im Zentrum eine Nachbildung des Brandenburger Tores als Symbol der deutschen Wiedervereinigung.
Autor: Hartmut Lüning (afpd, epd, dapd, dpa)
Redaktion: Thomas Grimmer