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Springer auf Expansionskurs

Christine Harjes27. April 2004

Mit der "Bild"-Zeitung gehört der Axel Springer AG die erfolgreichste Tageszeitung in Deutschland. Vor kurzem wagte sich Springer auf den russischen Markt, jetzt will der Konzern auch in Großbritannien einsteigen.

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Glänzende Geschäfte auch im Ausland?Bild: dpa

Mit "Forbes Russland" taucht der deutsche Springer-Verlag jetzt in russischen Zeitungsläden auf. In den USA ist das Wirtschaftsmagazin bereits die Nummer zwei der im Abonnement vertriebenen Finanzzeitungen. Trotz des rauen Seegangs, der zurzeit auf dem Zeitungsmarkt herrscht, segelt Springer einen ehrgeizigen Kurs - in der Hoffnung, das Verlagsschiff so in ruhigere und sehr viel profitablere Gewässer zu steuern.

"Springer ist gesund. Springer ist aggressiv und Springer ist auf dem richtigen Weg", sagt Unternehmenschef Mathias Döpfner. Der Springer-Weg führt Richtung Russland. In Polen hat sich der Konzern schon gut eingelaufen und auch in Asien hat Springer bereits neue Wege für sich gefunden. Das Verlagshaus folgt damit dem Trend einiger deutscher Verleger, die sich im Ausland umsehen, um die Einbrüche im deutschen Anzeigengeschäft auszugleichen.

Expansion in Ost-Europa

"Forbes Russland" ist der erste Titel von Axel Springer in Russland und das erste Wirtschaftsmagazin, das ausschließlich von einem westlichen Verlagshaus auf den Markt gebracht wird. Das Magazin erscheint zunächst mit einer Auflage von 40.000 und wird von einem unabhängigen Team von Redakteuren erstellt. Der Inhalt entspricht dem der amerikanischen Ausgabe; ergänzt durch russische Wirtschaftsnachrichten und Kommentare.

Das Russland-Experiment folgt dem erfolgreichen Einstieg auf anderen ausländischen Märkten. Besonders in Ost-Europa konnte sich das Verlagshaus gut positionieren. In Polen, Tschechien und Ungarn werden bereits Springer-Titel vertrieben. In Polen wurde das Boulevardblatt "Fakt" mit einer Auflage von 600.000 Exemplaren die größte Tageszeitung des Landes. In Indonesien ging der Medien-Konzern mit "Auto Bild" auf den Markt - Springers erster Fischzug in Asien. Noch für dieses Jahr sei in Russland eine zweite Publikation wahrscheinlich, sagte Döpfner.

Stützpunkt Großbritannien?

Jetzt soll Döpfner mit dem Vorstand des britischen "Daily Telegraph" über den Kauf des Blattes verhandelt haben. Die sonst eher auf den osteuropäischen Zeitungsmarkt abonnierte Springer AG gilt als Favorit im Kampf um das Aushängeschild der konservativen britischen Presse. Springer sei bereit, bis zu rund einer Milliarden Euro zu zahlen, berichtete das "Handelsblatt". Das Verlagshaus wollte sich nicht zu den Gebots-Gerüchten äußern.

Springer Verlag will Daily Telegraph
Springer will den Londoner "Daily Telegraph" kaufenBild: AP

Der "Daily Telegraph" erscheint mit einer Auflage von 900.000 Stück und gehört dem US-amerikanischen Verlagshaus "Hollinger International", die zum Verkauf steht. Zu Hollinger gehören unter anderem die "Jerusalem Post", die "Chicago Sun-Times" und das Wochen-Magazin "Spectator". Wie das "Handelsblatt" berichtete, sei Springer aber nur am "Daily Telegraph" und dem Schwesterblatt "Sunday Telegraph" interessiert.

Neues Format

Bei allen Auslandsaktivitäten vergisst Springer nicht seine Heimspiele, mit denen der Konzern 86 Prozent seiner Einkünfte erzielt. In Deutschland plant der Medienkonzern eine "Qualitätszeitung" im handlichen Tabloid-Format. Vom 24. Mai an wird Springer im Großraum Düsseldorf acht Wochen lang in einem Probelauf das Blatt mit dem Namen "Welt Kompakt" anbieten. Die Zeitung soll von Montag bis Freitag erscheinen und 50 Cent kosten. Wegen der hohen Aktualität werde das Blatt ausschließlich im Straßenverkauf angeboten, erklärte das Unternehmen.

Einen neuen Vertriebsweg will Springer auch mit der "Bild" gehen. Ab dem 17. Mai soll das reißerische Flaggschiff des Verlagshauses bei McDonalds zum Verkauf ausliegen.