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Siemens baut um - mal wieder

Mischa Ehrhardt
2. August 2018

Siemens hat eine neue Konzernstruktur vorgestellt. Künftig sollen drei Unternehmenseinheiten unabhängiger agieren können. Als großen Wurf sehen Branchenexperten die neue Strategie und Unternehmensstruktur aber nicht.

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Siemens Bilanz Pressekonferenz .
Bild: picture-alliance/SvenSimon/F. Hiermann

Radikaler Umbau bei Siemens

Aus fünf sollen drei werden - so der Kern der Struktur und Strategie von Siemens mit dem bezeichnenden Namen "2020+". Bezeichnend, weil der 61-jährige Siemenschef Joe Kaeser (im Artikelbild rechts)  2021 seinen Chefposten räumen will. Offenbar soll die neue Strategie über ihn hinaus das Unternehmen prägen.

Die Strategie sieht vor, aus den bislang fünf Unternehmensbereichen drei zu machen. Sie sollen mehr Freiheiten und Handelsspielräume bekommen - also weitgehend eigenständige Unternehmensteile bilden. Die drei neuen Einheiten sind Digitale Industrien, Infrastruktur- und Gebäudetechnik und Energie. Kaeser begründete die Neuordnung mit den rasanten globalen Veränderungen, auf die sich der Konzern einstellen müsse. "Es wäre unverantwortlich, wenn wir uns jetzt auf den erreichten Erfolgen ausruhen würden."

Konkrete Zahlen? Lieber nicht ...

Wie groß die Freiheiten der neuen Unternehmensteile sein werden, ließ der Konzernschef offen - das hinge von deren "Performance" ab. Mit dieser Zukunftsstrategie soll Siemens schneller wachsen und profitabler sein. So strebt Siemens für die in Zukunft eigenständigeren Unternehmenssparten operative Umsatzrenditen von 11 bis 15 Prozent an. Vorher peilte Siemens nur 11 bis 12 Prozent an. Auf der anderen Seite soll die Siemens-Zentrale in München schlanker werden. Mitarbeiter und Kompetenzen sollen von dort in die neuen Unternehmensbereiche wandern.

Konkrete Zahlen nannte Siemens allerdings nicht. Man nehme sich Zeit, alles in die neue Struktur zu bringen, gab Kaeser nur vage an. Der "große Wurf" sei das nicht, urteilte Sven Diermeier aus dem Analystenhaus Independent Research. Das Kaeser im Vagen blieb, dürfte auch der Einsicht geschuldet sein, dass er zwischen verschiedenen Interessengruppen - Mitarbeitern, Kunden und Aktionären - einen gangbaren Weg anzeigen wollte. "Man muss die Balance finden zwischen dem Machbaren und dem Wünschenswerten", ließ Kaeser wissen. Einsicht des Mannes, der einst als einer der ersten Manager dafür plädierte, Gemischtwarenläden, Konglomerate wie Siemens aufzulösen. Und das hat er in der Vergangenheit wo möglich auch getan.

Abschied vom "Gemischtwarenladen"

So hat er beispielsweise die Windkraft mit der spanischen Gamesa fusioniert, er hat Healthineers, die Siemens-Gesundheitssparte im Frühjahr erfolgreich an die Börse gebracht und er hat die Weichen gestellt für die Fusion der Siemens-Zugsparte mit dem französischen TGV-Produzenten Alstom. An weitere Börsengänge sei derzeit aber nicht gedacht.

Die drei eigenständigen Töchter Healthineers, Siemens-Gamesa und das künftige Gemeinschafts-Unternehmen für Bahntechnologien sollen neben den drei künftigen operativen Siemens-Unternehmensbereichen stehen. Damit wählt Siemens einen Mittelweg zwischen dem früheren "Gemischtwarenladen" in einem Unternehmen und einer Holding mit unterschiedlichen, mehr oder weniger komplett unabhängigen Unternehmenstöchtern.

Neben der Präsentation der neuen Strategie hat Siemens am Donnerstag auch die Geschäftsergebnisse des vergangenen Quartals vorgestellt. Unauffällig seien die vergangenen drei Monate verlaufen. In der Tat stagnierte der Umsatz, der Gewinn unter dem Strich gab auch auf Grunde einer höheren Steuerquote um 14 Prozent auf rund 1,2 Milliarden Euro nach. Unauffällig profitabel könnte man dazu sagen.

Enttäuschte Anleger

Dazu passt, dass Joe Kaeser seine Zukunftspläne mit dem Zusatz versah, dass man aus einer Position der Stärke heraus agiere mit dem Ziel, das Unternehmen aus eigenem Willen zukunftsfest zu machen. Ein Seitenhieb gegen den Konkurrenten General Electric, der in einer Krise steckt und in der Not Unternehmensteile verkaufen muss; der Aktienkurs von General Electric hat sich im vergangenen Jahr halbiert.

Als den großen Wurf allerdings scheinen Anleger die Siemens-Strategie und die Quartalszahlen auch nicht zu werten. Siemens-Aktien waren am deutschen Aktienmarkt die größten Verlierer im Dax. "Im Grunde war da nichts großartige Neues dabei von dem, was Joe Kaeser verkündet hat", sagte Branchenanalyst Stefan Schöppner von der Commerzbank. Anders, so vermutet er, wäre es gewesen, wenn Siemens einen Börsengang oder zumindest ein Teilbörsengang angekündigt hätte.